Es war ein dramatisches Europa-League-Finale - und damit zugleich die perfekte Bühne für „The Special One“.
Die skurrile Mourinho-Show
Zwar musste sich José Mourinho mit der AS Rom im Elfmeterschießen gegen den FC Sevilla knapp geschlagen geben, die Schlagzeilen aber beherrschte der exzentrische Star-Coach, der einmal mehr auf einem schmalen Grat zwischen Kult-Auftritt und schändlichen Respektlosigkeiten wandelte, nach seiner ersten Niederlage in einem Europapokal-Endspiel trotzdem.
Ganz besonders im Fokus des öffentlichen Interesses: seine verbalen Ausraster gegen Schiedsrichter Anthony Taylor, die auch im Kontext einer emotionalen Niederlage teilweise deutlich unter die Gürtellinie gingen.
Dieser habe viele „Bull****“ Entscheidungen getroffen und sei „eine verdammte Schande“, brüllte der Portugiese in Richtung des Busses, der die Referees aus dem Stadion fuhr.
Mourinho wettert gegen Final-Schiri
Schon zuvor war der Trainer hart mit dem Unparteiischen ins Gericht gegangen. „Es war ein intensives, lebhaftes Spiel mit einem Schiedsrichter, der spanisch zu sein schien“, erklärte er auf der Pressekonferenz.
Dabei störte Mourinho vor allem die hohe Anzahl an Gelben Karten: Mit insgesamt 13 Verwarnungen wurde ein neuer Rekord für ein europäisches Finale aufgestellt. „Es war die ganze Zeit Gelb, Gelb, Gelb“, monierte er.
Seiner Meinung nach hätte Taylor zudem einen Spieler des FC Sevilla vom Platz schicken müssen. „Die Ungerechtigkeit zeigt sich in der Tatsache, dass Lamela eine zweite Gelbe Karte hätte bekommen müssen, die er aber nicht bekam - und dass er dann im Elfmeterschießen einen Elfmeter verwandelte“, schimpfte der 60-Jährige, der schon während des Spiels wegen lautstarker Proteste kurz vor Ende der Verlängerung verwarnt worden war.
Mourinho wirft Medaille ins Publikum
Neben seinen emotionalen Ausbrüchen lieferte Mourinho vor allem mit seinem möglichen Abschied aus der italienischen Hauptstadt weiteren Gesprächsstoff.
Denn: Bereits seit Monaten ranken sich Gerüchte um die Zukunft des Portugiesen - und sie bekamen am Mittwochabend neue Nahrung.
Ob es schon sein Abschiedsgeschenk war, als er seine Silbermedaille nach dem Spiel einem jungen Fan im Publikum zuwarf? Immerhin die Sympathien des kleinen Jungen dürften Mourinho gewiss sein - auch wenn der eine oder andere Kritiker den Umgang mit dem Trostpreis der Römer respektlos gefunden haben mag.
Vor seinem Abgang in die Katakomben winkte Mourinho noch einmal sentimental ins Publikum, ehe er mit seinen folgenden Aussagen viel Raum für Spekulationen ließ.
Mourinho lässt Verbleib bei AS Rom offen
„Ich will bei der Roma bleiben, aber meine Spieler verdienen mehr - und ich verdiene auch mehr. Ich habe es ein wenig satt, ein Trainer zu sein, ein Mann der Kommunikation, das Gesicht des Klubs, der nach jedem Spiel sagt, dass wir beraubt wurden. Ich bin es leid, an allen Fronten zu agieren“, klagte er auf der Pressekonferenz.
Konkrete Angebote liegen dem Star-Coach nach eigener Aussage aktuell jedoch nicht vor, die bis dato letzte Anfrage habe er Ende Dezember vom portugiesischen Verband erhalten.
„Ich habe den Eigentümern vor einigen Monaten gesagt, dass sie es als Erste erfahren würden, wenn ich Kontakt zu anderen Vereinen hätte. Ich würde immer ehrlich und direkt sein“, erklärte Mourinho, dessen Vertrag noch für eine weitere Saison gültig ist.
Die Entscheidung, ob er diesen auch erfüllt, könnte sich allerdings noch etwas verzögern: Am Montag geht es für Mourinho zunächst einmal in den Urlaub.
Nach dem emotional aufwühlenden Abend von Budapest wird „The Special One“ diesen gut gebrauchen können.