Bye, bye, RB! RB Leipzig hat im ohrenbetäubend lauten Hexenkessel Ibrox ein böses Erwachen erlebt und die Chance auf den ersten Europapokal-Sieg bitter verspielt.
Leipzig vergeigt deutsches Finale
Bei den entfesselt kämpfenden Glasgow Rangers verlor ein viel zu harmloser Bundesliga-Vizemeister am Donnerstag das Halbfinal-Rückspiel in der Europa League mit 1:3 (0:2). Trotz des 1:0-Vorsprungs aus dem Hinspiel muss RB den Traum vom einem deutschen Finale gegen Eintracht Frankfurt am 18. Mai in Sevilla begraben. Die Hessen buchten mit einem 1:0-Sieg gegen West Ham United das Finalticket. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Europa League)
James Tavernier (18.), Glen Kamara (24.) und John Lundstram (80.) schossen die Schotten, die schon Borussia Dortmund ausgeschaltet hatten, in ihr erstes internationales Finale seit dem UEFA-Cup-Endspiel 2008.
Nkunku-Treffer reicht nicht
„Das war zu wenig. Für ein Halbfinale hat das nicht ausgereicht“, sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bei RTL+: „Wir müssen festhalten, dass unsere Leistung nicht ausreichend war. Wir haben uns mehr erwartet. Wenn du das nicht auf den Rasen bringst, kannst du kein Halbfinale gewinnen. Es ist eine Riesenenttäuschung“
Christopher Nkunku (70.) traf für die Leipziger, die den nächsten Rückschlag kassierten. In der Liga sind die Sachsen nach zwei Niederlagen aus den Königsklassenrängen gerutscht. Nach der Pleite von Glasgow bleibt im DFB-Pokal-Finale am 21. Mai gegen den SC Freiburg noch eine Titelchance.
Im Ibrox musste RB auch gegen die Kulisse anspielen. „Ich glaube, dass alle Spieler wissen, was uns hier erwartet, nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb. Die Fans hier sind gigantisch“, hatte RB-Trainer Domenico Tedesco vor dem Spiel bei RTL+ gesagt.
Es wurde zu Beginn schwer. Angepeitscht vom frenetischen Publikum starteten die Rangers mit unheimlich viel Elan, Tedesco hatte angekündigt, dass der Glasgow viel offensiver als im Hinspiel erwarte. Er behielt recht. Aus der Ferne prüfte Ryan Jack (7.) früh RB-Torwart Peter Gulacsi, der sicher hielt. Doch plötzlich geschah, was nicht passieren durfte.
Tavernier schockt RB
Auf der linken Seite brach Ryan Kent durch, zog mit Tempo in den Strafraum und fand am langen Pfosten Tavernier, der noch einschieben musste - das Ibrox brodelte. Und Leipzig war so beeindruckt, dass ihnen die Mittel für eine schnelle Antwort fehlten. Dafür legten die Rangers nach. Viel zu leicht konnte Scott Wright den freien Kamara an der Strafraumgrenze anspielen. Sein platzierter Schuss rauschte links unten ins Netz und im Jubelreigen flog von den Rängen ein roter Rauchkörper auf den Rasen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Europa League)
Leipzig bemühte sich in dieser Phase den mutig anrennenden Schotten irgendwie Einhalt zu gebieten, ein Schuss von Dani Olmo (28.) aus rund 16 Metern ging nur haarscharf drüber. Für die richtigen Wow-Momente sorgte aber Glasgow. Nach starker Hereingabe von links kam Joe Aribo nur eine Minute nach Olmos Versuch in der Mitte unbehelligt zum Zug, schlug aber aus drei Metern Entfernung über den Ball.
Nach der Pause suchte RB nach möglichen Lücken in der Rangers-Abwehr, nach Gelegenheiten zur Kombination. Doch auch jetzt ließen die Gäste jene Konsequenz im Angriff vermissen, mit der Glasgow aufwartete.
Tedesco brachte Dominik Szoboszlai Mitte des zweiten Durchgangs für den bei seiner Auswechslung hadernden Olmo. Und es wirkte, RB hatte vorne mehr Schwung. Erst scheiterte Konrad Laimer (70.) an Rangers-Torwart Allan McGregor, ehe Nkunku Sekunden später eine Angelino-Flanke versenkte. Die Hoffnung auf die Wende währte nur kurz: Lundstram ließ das Ibrox mit Glasgows drittem Treffer erneut toben.