Rund eine Stunde war der historische Sieg von Eintracht Frankfurt beim FC Barcelona und somit der Einzug ins Europa-League-Halbfinale gegen West Ham United alt, als Kevin Trapp noch die Pflicht zu erledigen hatte.
Trapp macht „La Remontada“ vergessen
Die Ehrenrunden im Camp Nou waren gedreht, die eskalierenden Feierlichkeiten mit Fans, Teamkameraden und Top-Model Izabel Goulart mussten kurz ruhen. Mixed Zone und Pressekonferenz riefen. In den Katakomben der Arena konnte sich der 31-Jährige nur schwer von seinem Smartphone trennen, die WhatsApp-Nachrichten kamen höchstwahrscheinlich im Sekundentakt bei ihm an.
„Eines meiner Highlight-Spiele“
„Es war eines meiner Highlight-Spiele“, sagte Trapp mit ruhiger Stimme auf SPORT1-Nachfrage. Die Mannschaft träumte schon vor den beiden Duellen gegen Barcelona von diesen Emotionen, die es nach Schlusspfiff auf dem Rasen und den Rängen gab. „Ich habe schon viel erlebt in meiner Karriere. Aber dieses Ereignis steht sehr weit oben“, betonte der gebürtige Saarländer, der inzwischen eigentlich ein „Hessebubb“ geworden ist.
Für Trapp war der Erfolg im Camp Nou aus drei Gründen ein heroischer. „Jetzt können wir die Frage nach 2017 endlich weglassen“, sagte er sichtlich erleichtert. 1:6 unterlag Paris Saint-Germain nach 4:0-Hinspielsieg in Camp Nou. „La Remontada“ - die Aufholjagd Barcas – wurde auch eng mit Trapp in Verbindung gebracht. Für ihn ging es danach auch bei PSG bergab, 2018 folgte dann die Rückkehr zur Eintracht.
Trapp macht „La Remontada“ vergessen – und punktet gegen ter Stegen
Zweitens bedeutet das Duell Frankfurt gegen Barcelona auch das Aufeinandertreffen von Kevin Trapp und Marc-André ter Stegen. Und der Punktsieger stand zwischen den Pfosten der Hessen. Trapp hatte entscheidenden Anteil am historischen Erfolg der Hessen. Im ersten Durchgang hielt er reaktionsschnell gegen Ronald Araújo und nach 55 Minuten sicherte seine spektakuläre Fußparade gegen Pierre-Emerick Aubameyang den Zwei-Tore-Vorsprung.
Etwas Pech hatte Trapp in der Nachspielzeit, als er den Nachspielzeit von Memphis Depay an die Latte lenkte, das Leder dann aber knapp hinter der Linie aufkam. „Der Schiedsrichter sagte mir davor aber schon, dass es die letzte Aktion sein wird. Daher wusste ich, dass nichts mehr passieren wird“, gab er einen Einblick.
Flick wird genau hinschauen
Ter Stegen konnte sich einmal gegen Jesper Lindström auszeichnen, doch vor allem über den Distanzschuss von Rafael Borré wird etwas diskutiert. Hätte er den Einschlag doch noch mit einem Übergriff verhindern können? An ter Stegen lag die Blamage für Barcelona mit Sicherheit nicht, doch die spektakuläreren Szenen hatte Trapp.
Nationaltrainer Hansi Flick jedenfalls wird die überragende Saison des Eintracht-Torhüters genauestens registrieren, die „Winter-Weltmeisterschaft“ in Katar rückt näher. Seit dem 2:1-Sieg in der Hinserie beim FC Bayern München performt Trapp auf allerhöchstem Niveau. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Europa League)
Sicher bei hohen Bällen, herausragend auf der Linie, kaum zu überwinden im Eins-gegen-Eins – mehr geht nicht. Die Nichtnominierung im Herbst 2021 tat weh. Trapp hat sich geschüttelt, Bernd Leno abgehängt - und greift nun noch die Nummer zwei ter Stegen an.
Trapp hat den Sommer-Frust in Frankfurt abgeschüttelt
Drittens ist der Frust aus dem Sommer damit endgültig vergessen. Trapp war, wie SPORT1 weiß, damals sehr enttäuscht darüber, dass er nicht Kapitän wurde oder offiziell zum Führungstrio Sebastian Rode, Makoto Hasebe und Martin Hinteregger zählte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Europa League)
Dabei wäre er von Beginn an prädestiniert für diese Rolle gewesen. Trapp hatte die Kabine im Blick und im Griff. Er spricht perfekt Englisch, Französisch und Spanisch, kann somit auf viele Spieler im Eintracht-Kader eingehen.
Als Hinteregger seine Form suchte, war Trapp da. In Köln übernahm er nach Auswechslung von Rode die Binde und untermauerte seinen Anspruch. Trapp ist ein Leader, Führungsspieler und ein Gesicht der Eintracht. Vor dem Rückspiel gegen Real Betis, es war noch Mitte März, sagte er bereits mit fester Stimme: „Der Ehrgeiz in der Mannschaft ist groß. Wir wollen so weit wie möglich kommen und das Maximale erreichen.“
Mit Leistungen, wie in Barcelona, ist vieles möglich - für die Eintracht und für Trapp.