Rund 800 Eintracht-Fans durften offiziell beim ersten Europa-League-Auswärtsauftritt, bei dem wieder Publikum erlaubt war, dabei sein. Zuletzt waren in Vor-Corona-Zeiten gegen Salzburg Gästefans zugelassen. Eine lange Durststrecke endete und die erste internationale Reise führte ins benachbarte Belgien nach Antwerpen. (BERICHT: So lief der Auftritt der Eintracht in Antwerpen)
So liefen die Tumulte in Antwerpen
Erste Vorfälle vor Anpfiff in Antwerpen
Allerdings überspannte ein Teil der Anhängerschaft den Bogen schon weit vor Anpfiff am Donnerstagnachmittag. Wie belgische Medien übereinstimmend berichteten, wurde ein Café gestürmt. „Dort haben wir etwa hundert Personen festgenommen. Sie werden erst nach dem Spiel wieder freigelassen“, sagte Willem Migom, ein Pressesprecher der Polizei, dem hr-sport. (BERICHT: So randalierten Eintracht-Fans in Antwerpen)
Die Brisanz des Aufeinandertreffens war zuvor schon bekannt. Eintracht-Fans durften mit dem Auto nicht zum Stadion fahren. Stattdessen gab es wenige Kilometer entfernt einen gemeinsamen Treffpunkt und mit Bussen, die von der Polizei mit Blaulicht begleitet wurden, ging es in das Bosuilstadion.
Rund 13.000 Zuschauer fasst das enge Stadion. Eine der insgesamt vier steilen Tribünen steht kurz vor dem Abriss, sie blieb leer. Zwischen Fans und Spielern gibt es kaum Abstände, es ist ein enger Kasten inmitten einer Wohnsiedlung.
Bosuilstadion als Hexenkessel
Die Stimmung kochte schon vor Anpfiff bei wilden Technobeats hoch, die Fans des Traditionsklubs aus Antwerpen stimmten sich mit Pyrotechnik, die den gesamten Platz in Nebel versetzten, ein.
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich so ein Hexenkessel, es brodelte permanent in der „Hölle von Antwerpen“. Die Wichtigkeit des Duells war spürbar, die Nervosität vom Feld übertrug sich auf die Sitzschalen - und andersherum. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Europa League)
Nur wenige Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff fand die Partie ihren hässlichen Höhepunkt. Eintracht-Torhüter Kevin Trapp stand vor den Heim-Fans zwischen den Pfosten – und sah urplötzlich einen Böller vor sich. Der Schock bei allen Beteiligten war nach der Explosion und dem lauten Knall groß. Trapp kauerte am Boden, wurde behandelt und konnte nach kurzer Pause weiterspielen.
Das sagen die Trainer und Teamkollegen zum Trapp-Vorfall
„Ich habe ganz genau gesehen, was vorgefallen ist. Das darf nicht passieren. Fans im Stadion sind wichtig, aber so eine Aktion ist unnötig“, tadelte Kapitän Makoto Hasebe. Entwarnung gab es von Trainer Oliver Glasner: „Kevin Trapp geht es so weit gut. Ich kam ein bisschen später aus der Kabine und habe die Szene fast übersehen. Dann lag Kevin auf dem Boden. Zum Glück ist ihm nicht passiert.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Europa League)
Auch Antwerpen-Coach Brian Priske fand auf SPORT1-Nachfrage kritische Worte: „Ich will deutlich sagen, dass so etwas nicht ins Stadion gehört und es auch in Antwerpen nicht erlaubt ist, Sachen zu schmeißen. Ich hoffe, dass es Kevin Trapp gut geht. Einige Menschen sollten sich jetzt schlecht fühlen.“
Erneute Eskalation nach Paciencia-Tor
Doch die ab diesem Zeitpunkt aufgeheizte Stimmung wurde mit jeder Minute feindseliger. Der Lärmpegel? Extrem laut! Die rund 800 Eintracht-Anhänger meldeten sich – die gesamte Spielzeit über friedlich - mit Fangesängen zu Wort. Doch der Anhang von Antwerpen peitschte das Team heißblütig permanent nach vorne.
Als die Eintracht dann allerdings kurz vor dem Ende der Partie einen Elfmeter zugesprochen bekam und diesen in Person von Goncalo Paciencia verwandelte, eskalierte die Situation erneut. Trapp rannte vorsichtshalber sofort aus seinem Tor und tat gut daran. Wieder flog ein Böller in den Strafraum, ein Bierbecher und ein Eimer voller Sand (!) verfehlten den Schlussmann nur knapp.
Erste Anhänger kletterten über die Zäune und konnten in letzter Sekunde von Ordnern zurückgehalten werden. Nachdem die Niederlage feststand, gingen die Randale weiter. Teile der Antwerpen-Fans stiegen über die Balustrade, rannten zum Gästeblock und rüttelten am Zaun. Es war eine Art kleiner Käfig, in dem sich die Hessen aufhielten, die Polizei konnte aber deeskalierend einwirken.
Spielerinterviews wurden abgebrochen
Die Spielerinterviews mit den TV-Anstalten mussten abgebrochen werden, weil Becher in Richtung Feld flogen. Ein geordneter Abgang war nicht mehr möglich. Zu viel war vorgefallen an diesem verrückten Tag in der belgischen Hafenstadt, der für Traditionsverein Royal Antwerpen noch ein Nachspiel haben wird. Die Frankfurter hingegen atmen durch – nicht nur wegen der drei Punkte, sondern auch weil Trapp nichts passiert ist.