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UEFA-Cup-Halbfinale 1980: Als die Bundesliga den Europapokal regierte

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UEFA-Cup-Halbfinale 1980: Als die Bundesliga den Europapokal regierte

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Als die Bundesliga Europa regierte

Den goldenen 70er-Jahren des deutschen Fußballs folgt eine einmalige UEFA-Cup-Saison 1979/80 - mit vier deutschen Halbfinalisten. SPORT1 blickt zurück.
Der FC Bayern hatte im deutschen UEFA-Cup-Halbfinale 1980 gegen Eintracht Frankfurt das Nachsehen
Der FC Bayern hatte im deutschen UEFA-Cup-Halbfinale 1980 gegen Eintracht Frankfurt das Nachsehen
© Imago
Den goldenen 70er-Jahren des deutschen Fußballs folgt eine einmalige UEFA-Cup-Saison 1979/80 - mit vier deutschen Halbfinalisten. SPORT1 blickt zurück.

Aus gutem Grund gelten die Siebziger als das goldene Jahrzehnt des deutschen Fußballs. Dem ersten EM-Triumph 1972 folgte der zweite WM-Sieg, so dass Deutschland von 1974 bis 1976 zum einzigen Mal beide Titel gleichzeitig besaß.

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1974, 1975 und 1976 gewannen die Bayern zudem den Europapokal der Landesmeister dreimal in Folge, Borussia Mönchengladbach zweimal den UEFA-Cup (1975, 1979) und der HSV den Pokalsieger-Cup (1977), den es längst nicht mehr gibt. Wollen wir den Weltpokalsieg der Bayern nicht ganz verschweigen (1976), wenn der auch nur von geringer Bedeutung war.

Aber das, was dem deutschen Fußball gelang, als sein Goldenes Jahrzehnt gerade zu Ende gegangen war, trägt immer noch den Stempel des Einmaligen. Heute vor genau 40 Jahren, am 9. April 1980, begann das Halbfinale des UEFA-Pokals (heute: Europa League) ausschließlich mit deutschen Mannschaften. Zwei Spiele mit vier Bundesligisten – und der Rest von Europa schaute verblüfft zu.

"Keiner darf mit uns spielen"

"Jetzt sind wir unter uns - keiner darf mehr mit uns spielen", textete die Bild nach Abschluss der Viertelfinals, die bereits ein deutsches Duell gebracht hatten: Bayern München warf den Fünften im Bunde raus, den 1. FC Kaiserslautern (4:1 nach 0:1 im Hinspiel).

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Eintracht Frankfurt, Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart dagegen eliminierten ihre ausländischen Gegner samt und sonders und somit kam ein Rekord zustande, den niemand mehr brechen kann. Die Bundesliga selbst hatte im vorangegangenen Jahr erst eine Bestmarke gesetzt, als immerhin drei Teams im Halbfinale standen: Mönchengladbach, der MSV Duisburg und Hertha BSC.

Im Finale 1979 schlug Borussia dann Roter Stern Belgrad. Nun aber stand schon vor den Halbfinals fest: Der Sieger kommt aus Deutschland.

Suche nach Gründen

Die Fachleute suchten damals nach Gründen für die unglaubliche Bundesligadominanz. Der Kicker listete auf: "Die unbestrittene Klasse unserer Spieler und das eher rückläufige Niveau bei der Konkurrenz", den "Fleiß unserer Trainer" und die "deutsche Fähigkeit zur Konzentration und Disziplin". Etwas "Wettkampf-Glück" wurde auch eingestanden.

So fiel dem Frankfurter Bernd Hölzenbein im November in letzter Minute gegen Bukarest der Ball auf den Kopf, den der Gästekeeper hatte fallen lassen. Im Sitzen nickte "Holz" ein und rettete die Eintracht in die Verlängerung. Der VfB Stuttgart war in Turin schon fast ausgeschieden, als Hermann Ohlicher in der 120. Minute noch ein Tor schoss.

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Die Bayern lagen in Belgrad 0:3 hinten, da schlug der neue Stürmer Dieter Hoeneß zweimal zu - und bei Inter Mailand schoss ein Mann, der sonst nie traf, das Tor seines Lebens: Mönchengladbachs Verteidiger Norbert Ringels hämmerte den Ball vor 81.000 Zuschauern in San Siro zum 2:2 unter die Latte.

Lorant versetzte Bayern den Stoß

Der spätere Champion Eintracht Frankfurt verlor eigentlich überall, wo er hinkam - fünf Niederlagen und ein Remis lautete seine Auswärtsbilanz. Aber das Team um die alternden Weltmeister Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein machte es zuhause immer wieder wett. Dass sie letztlich den Pokal gewannen, verdankten sie zu einem großen Teil ihren Fans, die aus dem Waldstadion regelmäßig schon vor 40 Jahren einen Hexenkessel machten.

Davon konnten im Halbfinale auch die Bayern ein Lied singen. Der Tabellenführer und kommende Meister 1979/80 hatte am 9. April das Hinspiel 2:0 gewonnen, aber das reichte nicht. Abwehrchef Bruno Pezzey sorgte mit einem Doppelschlag und großzügiger Hilfe von Gästekeeper Walter Junghans für die Verlängerung, in der dann ein Nobody zum Helden wurde: Harald Karger, für 25.000 DM von Burgsolms (Landesliga Hessen) an den Main gelockt, köpfte den Bayern noch zwei Tore rein und machten seinem Spitznamen "Schädel-Harry" alle Ehre. Werner Lorants Elfmeter machte den Bayern den Garaus, Wolfgang Dremmlers Weitschusstor war nur etwas Ergebniskosmetik.

Csernai ging auf Junghans los

Das 1:5 löste bei den Bayern viel Unruhe aus, Trainer Pal Csernai ging auf Junghans los, der nach Sepp Maiers Autounfall in seine erste Saison als Nummer 1 gegangen war, und unterstellte ihm ungeniert eine unseriöse Einstellung: "Dann bleib doch bei deinen Nachtlokalen!" Mitspieler Bernd Dürnberger erinnert sich im SPORT1-Gespräch: "Der Walter war auf der Linie super, aber bei jeder Flanke hat er Angst gehabt. Er hat uns leider einige Punkte gekostet damals."

Und das Finale, das die Bayern so dringend gebraucht hätten. In der Woche vor dem Halbfinale war ihnen eine Steuernachzahlung aus den Jahren 1973 bis 1978 in Höhe von 2,5 Millionen DM an die Säbener Straße geflattert, schlagartig war der Klub hochverschuldet.

Das Los Eintracht Frankfurt konnte die Lücken nicht ansatzweise schließen, im Hinspiel fanden bei fast winterlicher Kälte nur 14.000 Zuschauer an einem Mittwochabend den Weg ins Olympiastadion. Jung-Manager Uli Hoeneß hatte sich vergeblich den VfB Stuttgart gewünscht, der mehr Fans mitgebracht hätte, wie er annahm.

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Das Fernsehen übertrug auch nicht, die Sendeanstalten würdigten den Triumph der Bundesliga kaum. Nur einzelne Dritte Programme sendeten live, aber davon hatte nur derjenige etwas, der im richtigen Bundesland wohnte. Wie die Hessen, die das Rückspiel mit dem grandiosen 5:1-Ende ihrer Eintracht sahen.

Die restlichen Fußballfans mussten auf die Zusammenfassungen warten. Die Hinspiele am 9. April kamen ab 22.40 Uhr im ZDF, die Rückspiele am 22. April erst um 23 Uhr. Live kam nur das Landesmeister-Halbfinale des HSV am 23. April gegen Real Madrid - eine wahre TV-Sternstunde (5:1), für die die UEFA-Cup-Teams extra auf den Dienstag auswichen.

Im zweiten Halbfinale setzte sich Titelverteidiger Gladbach durch. Er führte bis zur 87. Minute schon in Stuttgart, wo zwar 42.000 Zuschauer kamen, aber noch 30.000 Platz gefunden hätten, verlor aber noch mit 1:2. Im Rückspiel machte Borussia das wett und gewann mit 2:0 durch Tore von Jungfuchs Lothar Matthäus (damals 19) und dem überragenden Winfried Schäfer. Was nur 22.000 mitansehen wollten - weniger als 1979/80 zu einem durchschnittlichen Bundesligaspiel (23.026) kamen.

Förster: "Es fühlte sich komisch an"

Das rein deutsche Halbfinale, für Bild "der Bundesligacup", war kein Kassenschlager und recht gewöhnungsbedürftig. Karl-Heinz Förster, damals VfB Stuttgart, zu SPORT1: "Es fühlte sich einfach komisch an, im internationalen Wettbewerb gegen eine deutsche Mannschaft spielen zu müssen. Da erwartet man doch einen Gegner aus England oder Italien."

Ein rein deutsches Halbfinale gab es nie wieder, Bundesligaduelle in der Runde der letzten Vier dagegen schon. 1988 etwa trafen Bayer Leverkusen und Werder Bremen aufeinander - und das Nordderby von 2009 zwischen dem HSV und Werder ist wegen einer Papierkugel immer noch in bester Erinnerung.

Aber aus der einstigen deutschen Domäne wurde ein Sorgenfall. Den letzten UEFA-Cup-Sieg schafften Schalkes Eurofighter 1997, seit 2009 (Werder) kam kein Bundesligist mehr ins UEFA-Cup- bzw. Europa League-Finale. Das war heute vor 40 Jahren wirklich nicht abzusehen, als die Bundesliga Europa regierte.

Nur von der Eintracht war keiner dabei

PS: Mit dem deutschen Halbfinale wurden Maßstäbe gesetzt, die auch für die Nationalmannschaft galten. Die wurde prompt am 22. Juni 1980 in Rom Europameister, obwohl von den beteiligten Teams nur Bayerns Karl-Heinz Rummenigge sowie die Stuttgarter Karl-Heinz Förster und Hansi Müller auf dem Platz standen.

Die Mönchengladbacher Calle Del'Haye und Lothar Matthäus schafften es in den Kader, ebenso wie (ausgerechnet!) Bayerns "Fliegenfänger" Walter Junghans und Stuttgarts Bernd Förster. Nur von Sieger Eintracht Frankfurt war keiner dabei. Im Fußball kann man eben nicht alles erklären ...