Mit hängenden Köpfen schlichen die Eurofighter von Eintracht Frankfurt vom Feld und konnten nicht einmal auf die tröstenden Gesänge ihrer treuen Fans hoffen.
Eintracht versagt im Geisterspiel
Auf dem vorläufigen Höhepunkt der Coronakrise droht den wackeren Hessen nach vielen europäischen Glanzlichtern ein tristes Ende ihrer Europa-League-Mission - das trostlose 0:3 (0:1) im Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Basel war in vielerlei Hinsicht ein Abend zum Vergessen.
"Man versucht sich auf den Fußball zu konzentrieren. Aber es ist schwer, wenn sich jede Stunde etwas ändert", sagte ein erschöpfter wie entnervter Mittelfeldmann Sebastian Rode, der sich immerhin bei DAZN zu einer Durchhalteparole mühte: "So ein Virus ist nicht das Ende, es muss weitergehen."
"Das Ergebnis ist erschreckend, weil wir nie damit gerechnet haben, dass wir daheim gegen FC Basel 0:3 verlieren können", erklärte derweil Adi Hütter. "Sie haben die Situation besser angenommen als wir. Es macht natürlich uns alle sehr traurig. Auch wenn wir 3:0 gewonnen hätten, macht Fußball in dieser Art und Weise keinen Spaß. In der Summe war es für uns alle keine einfache Situation."
Eintracht chancenlos
Weitergehen wird es für die Eintracht wohl nicht - wenn das Rückspiel in der kommenden Woche, ebenfalls in Frankfurt, denn überhaupt ausgetragen wird. Vor leeren Rängen und ohne ihre stimmgewaltigen Anhänger waren die Gastgeber erstaunlich chancenlos. Samuele Campo (27.) mit einem traumhaften Freistoß, Kevin Bua (73.) und der Ex-Mainzer Fabian Frei (85.) trafen für den 20-maligen Schweizer Meister aus Basel. (Europa-League-Ergebnisse)
"Unsere Fans, die sonst ein Riesen-Pluspunkt sind, waren leider nicht da. Aber so dürfen wir trotzdem nicht verlieren, auch wenn wir gar nicht schlecht gespielt haben", sagte Rode: "Wir kassieren zwei Kontertore, haben es aber auch vorne nicht geschafft, Tore zu erzielen."
Dabei hatte Basel seit dem 27. Februar kein Spiel mehr bestritten. Die Super League pausiert wegen der Ausbreitung des Coronavirus, zudem ist Basel-Stadt derzeit sportliches Sperrgebiet. Darum soll das Rückspiel in einer Woche ebenfalls in Frankfurt steigen.
"Wir haben ein hervorragendes Spiel gezeigt, von diesem Ergebnis konnten wir nicht ausgehen", sagte der Basel-Coach und frühere Bundesliga-Trainer Marcel Koller: "Aktuell freuen wir uns, aber alles andere liegt in der Luft."
Ob das Rückspiel tatsächlich stattfindet, ist angesichts der Entwicklungen fraglich. Am Dienstag (17. März) beraten die Europäische Fußball-Union (UEFA), Vertreter der Mitgliedsverbände, die Vorstände der Klubvereinigung ECA und der Vereinigung der europäischen Ligen sowie der Spielergewerkschaft FIFPro bei einem Krisengipfel über den Fortgang aller "nationalen und europäischen Wettbewerbe, einschließlich der EURO 2020". Es droht Stillstand.
Merkwürdige Stimmung
Davon war am Mittwochmorgen zumindest in Frankfurt noch nicht so viel zu spüren. Trotz der Empfehlung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abzusagen, wollte das Gesundheitsamt der Mainmetropole zunächst eine reguläre Austragung mit Zuschauern durchsetzen. Ihre Gründe dafür hatten die Verantwortlichen ausführlich dargelegt - wenige Stunden später folgte dann aber doch der Rückzieher.
Mit der merkwürdig gespenstischen Stimmung in der Arena, in der normalerweise rund 50.000 Zuschauer mit ihrem Team die Europapokal-Feste zelebrieren, kamen die Frankfurter eigentlich besser zurecht, blieben aber wirkungslos.
Extrem abgeklärt traten hingegen die Gäste auf. Vom Frankfurter Feldvorteil ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen, nach einem der zahlreichen Frankfurter Fouls streichelte Campo dann den Ball in den rechten Torwinkel.
Nach der Pause wurde die Eintracht aktiver, erst Andre Silva (52.) und kurz danach Martin Hinteregger (54.) hätten ausgleichen können, Almamy Toure (65.) scheiterte zudem an der Latte. Dann trafen der eingewechselte Bua und Frei.