Um 22.54 Uhr blies Felix Zwayer in seine Pfeife - und hatte das wohl brisanteste Spiel seiner Karriere in diesem Moment hinter sich gebracht.
Zwayer? Van Dijk fordert Konsequenzen
Der deutsche Schiedsrichter leitete das Halbfinale zwischen Sieger England und den Niederlanden (2:1) in Dortmund die meiste Zeit souverän, Diskussionen um seine zentrale Elfmeter-Entscheidung gab es am Ende dennoch.
In der ersten Hälfte schon pfiff Zwayer nach Ansicht der Videobilder nach einem Kontakt zwischen Harry Kane und Denzel Dumfires einen Foulelfmeter, den Harry Kane verwandelte. Die Entscheidung wurde höchst unterschiedlich beurteilt: Mehrere Schiedsrichter-Experten stützten Zwayer, mehrere Spieler und Ex-Spieler kritisierten ihn.
Van Dijk fordert Konsequenzen
England-Legende Gary Neville war nicht einverstanden, ebenso wenig Oranje-Verteidiger Virgil van Dijk: Der beschwerte sich schon auf dem Platz lauthals und übte auch hinterher - merklich frustriert über das bittere Aus seines Teams - Kritik, die persönlich wurde: „Der Schiedsrichter ist unmittelbar nach Abpfiff direkt in die Kabine gegangen. Ich denke, das sagt viel aus.“
Die Aussagen wiederholte er später in einem zweiten Interview mit beIN Sports erneut. „Ich weiß nicht, ob ich dazu etwas sagen sollte“, erklärte der Abwehrspieler zunächst, ehe erneut zur Kritik an Zwayer ausholte.
„Ich hatte keine Zeit, ihm die Hand zu schütteln. Aber es ist, wie es ist. Das Spiel ist gelaufen, wir haben verloren, und es gab Momente, die ganz offensichtlich zu unseren Gunsten hätten ausgehen müssen, was aber nicht der Fall war, egal wie es ausgeht.“
Es sei schwer zu akzeptieren. Van Dijk störte sich an der aktuellen Regelauslegung - und fordert Konsequenzen: „Sie ändern ständig bestimmte Dinge, kleine Änderungen, die eine große Wirkung haben könnten. Vielleicht wäre es eine gute Sache, dass sie auch zur Rechenschaft gezogen werden können.“
Der Liverpool-Star monierte, dass Zwayer nach dem Spiel schwieg: „Sie sind nicht hierher gekommen, um mit Ihnen zu sprechen und sich zu erklären, wie wir es tun müssen, wenn wir etwas falsch machen.“
Van Dijk hatte kurz vor Ende der Partie die Gelbe Karte gesehen, weil er sich über einen nicht gegebenen Eckball beschwert hatte. Knapp zwei Minuten später fiel das zweite Tor für die Engländer.
Viel Wirbel um Zwayer vorab in England
Für Zwayer war das Halbfinale im Vorfeld eigentlich eine Auszeichnung gewesen, es war bereits seine vierte Ansetzung im laufenden Turnier. Sie hatte allerdings für Aufsehen gesorgt, denn es gab eine Vorgeschichte: Vor zweieinhalb Jahren hatte Bellingham, damals noch im BVB-Trikot, die Verstrickung Zwayers in den Manipulationsskandal um Robert Hoyzer thematisiert. Wochenlang kochte dieses Thema damals hoch, aufgrund der heftigen Debatte stand Zwayer kurz davor, seine aktive Karriere zu beenden.
Doch der heute 43-Jährige machte weiter, und in den vergangenen Tagen kam einiges wieder hoch. Von einem „Reffin‘ Nightmare“, einem Schiedsrichter-Albtraum, schrieb The Sun. Englands Stürmerikone Gary Lineker fragte öffentlich: „Wie ist die UEFA darauf gekommen?“
Auf dem Feld kreuzten sich die Wege von Zwayer und Bellingham dann hin und wieder. Englands Star ließ sich früh behandeln (10.) - und musste mit der Rückkehr auf den Platz lange Sekunden warten, bis der deutsche Schiedsrichter sie genehmigte. Bellingham warf die Arme in die Luft und grinste schicksalsergeben.
Viel später sah der Mittelfeldspieler die Gelbe Karte (72.), mit der heikelsten Szene des Spiels hatte Bellingham aber nichts zu tun. Die Debatten nach dem Spiel kreisten um andere Themen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)