Keine Frage: Cristiano Ronaldo hat in seiner Karriere Unglaubliches geleistet - und es ist aller Ehren wert, wie fit er mit 39 Jahren noch ist und was er in diesem Alter leistet.
Unwürdig für beide Seiten
Es wäre für ihn und die portugiesische Nationalmannschaft (und auch den TV-Zuschauer) allerdings besser gewesen, wenn er dies nicht bei jedem EM-Spiel über 90 oder 120 Minuten hätte unter Beweis stellen müssen.
Ronaldo? Mit sportlicher Leistung nicht mehr zu erklären
In gewisser Weise riskierte Trainer Roberto Martinez damit auch den EM-Erfolg - wenngleich Portugal auch gegen Frankreich locker hätte weiterkommen können. Zumal Les Bleus es trotz großer Qualität bizarrerweise bisher nicht vollbracht haben, ein eigenes Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen.
Ebenso schräg, dass Ronaldo in jeder relevanten Partie durchspielen durfte. Mit sportlicher Leistung war das nicht mehr zu erklären - im Übrigen ganz im Gegensatz zu seinem zwei Jahre älteren Wegbegleiter Pepe, der auch gegen Frankreich wieder einiges abräumte.
Nicht falsch verstehen: Hier geht um Ronaldos traurigen Abstieg der vergangenen Jahre, die sich sowohl auf Klubebene - mit seinem Wechsel nach Saudi-Arabien – als auch im Nationaltrikot zeigen. Was die portugiesische Legende davor in seiner Karriere geleistet hat, ist unfassbar, legendär und hat jeglichen Respekt verdient. Ein Höhepunkt war dabei der EM-Titel 2016, bei dem er im Finale auch als Co-Trainer glänzte.
Chancen hatte er genug
Auch bei diesem Turnier hatte er seine lichten Momente, bewies in der Vorrunde Mannschaftsdienlichkeit, für die er gefeiert wurde. Er ist immer noch der Star in Portugal, der von vielen Fans im Stadion gefeiert wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er kein einziges Tor aus dem Spiel heraus schoss. Chancen für seinen großen EM-Moment hatte er genug.
Sei es der (verschossene) Elfmeter im Achtelfinale gegen Slowenien oder seine Großchance in der Verlängerung gegen Frankreich in der 93. Minute. Bei seinen einst gefürchteten Freistößen scheint es inzwischen nur noch die Frage, ob sich die Spieler in der Mauer oder die Zuschauer schützend die Hände vor das Gesicht halten sollen.
Bei Ronaldo ist es leider eine traurige Entwicklung vom Hoffnungsträger und prägender Figur zu einem Fremdkörper, für den keine geeignete (lies: kleinere) Rolle gefunden wurde - weil es offenbar auch am beidseitigen Willen von Trainer und Star scheiterte. Zumal es im Kader von Roberto Martinez durchaus Alternativen im Angriff gab.
Es bleibt die Frage, ob Ronaldo auch bei der WM 2026 noch zu Portugals Stammpersonal zählen wird. Die Chance auf einen würdigen Abschied von der großen Bühne, der Ronaldo zu wünschen gewesen wäre, scheint aber endgültig vergeben.