Große Ehre und Genugtuung für Felix Zwayer - aber auch eine heikle Mission: Der deutsche Schiedsrichter darf am Mittwoch in Dortmund das EM-Halbfinale zwischen den Niederlanden und England (21.00 Uhr) leiten. Das gab die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Montag bekannt. Für den Berliner ist es bereits der vierte Einsatz bei der laufenden Endrunde - damit hat der 43-Jährige auch seinen großen Kritiker Manuel Gräfe widerlegt.
Gräfe fassungslos nach EM-Paukenschlag
Vor der Ansetzung hatte Gräfe noch öffentlich vermutet, dass Halbfinals und Endspiel an die Top-Schiedsrichter Slavko Vincic, Szymon Marciniak und Daniele Orsato gehen würden.
Doch es kommt anders: Das Spiel ist komplett in deutscher Hand. Zwayer stehen seine Assistenten Stefan Lupp und Marco Achmüller zur Seite. Der zweite deutsche EM-Referee Daniel Siebert fungiert als Vierter Offizieller. Bastian Dankert ist als Video-Schiedsrichter im Einsatz - er wird von Christian Dingert und Marco Fritz unterstützt.
Gräfe reagierte schockiert. Während er Vincic als „Top-Besetzung“ bezeichnete, stehe die Nominierung von Zwayer „exemplarisch für aktuell elende Strukturen und schwache Refs“ und sei „verantwortungslos allen gegenüber. Nur eine Machtdemonstration nach außen und innen - unabhängig von Leistung und Vergangenheit. Wahnsinn.“
Zwayer? Gräfe sprach von „großer Schande“
Als Schiedsrichter-Beobachter ist Unparteiischen-Boss Roberto Rosetti vorgesehen. Der Italiener wird genau verfolgen, wie das erneute Zusammentreffen von Zwayer und Englands Star Jude Bellingham über die Bühne geht. Schließlich verbindet beide eine äußerst problematische Geschichte.
Zwayer musste vor zweieinhalb Jahren durch ein tiefes Tal gehen, als seine Verstrickung in den Manipulationsskandal um Robert Hoyzer durch die Aussage des damaligen Dortmunders Bellingham („Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland“) wochenlang noch einmal ein großes Thema war. Damals stand das Ende von Zwayers Karriere im Raum.
Der ehemalige Bundesliga-Stürmer und heutige Reporter Jan Aage Fjörtoft, der Bellingham bei seinen brisanten Aussagen einst interviewt hatte, schrieb bei Twitter: „Ich bin nicht sicher, was sich die UEFA dabei denkt, Zwayer für das England-Spiel aufzustellen.“
Gräfe hatte vor dem Turnierbeginn nur wenige Einsätze für seinen Ex-Kollegen prophezeit. Nach Zwayers erstem EM-Einsatz sprach Gräfe von einer „großen Schande“ - und bezog sich damit erneut auf Zwayers Rolle im Hoyzer-Skandal.
Auch hierauf nahm er nach der Nominierung Zwayers für das Halbfinale erneut Bezug. „Vom eigenen Verband als Ref wegen der Annahme von Geld verurteilt, hat zudem sechs Monate geschwiegen, bis ich sagte, ich melde den Manipulationsverdacht.“ Dass Aussage gegen Aussage stünde, sei zudem ein von Zwayer vorgebrachtes „Märchen. Greift nicht, da es mehrere Zeugen und viele Fakten gibt.“
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)