Was für ein Viertelfinal-Thriller mit bitterem Ende für Deutschland! Das DFB-Team hat den Einzug ins Halbfinale der EM auf dramatische Art und Weise verpasst - der Traum vom Titel ist geplatzt. Die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann unterlag in einem intensiven Viertelfinale Turnierfavorit Spanien mit 1:2 (0:0, 1:1) nach Verlängerung.
Deutschlands Traum platzt dramatisch
Der früh für den verletzten Pedri eingewechselte Dani Olmo (51.) traf für die Spanier. Florian Wirtz (89.) erzwang mit dem späten, aber hochverdienten Ausgleich die Verlängerung. Dort schlug Mikel Merino (119.) per Kopf zu. Im Kampf um den Einzug ins Endspiel wartet am Dienstag entweder Frankreich oder Portugal als Gegner. Dani Carvajal sah noch Gelb-Rot (120.+5).
„Die Enttäuschung ist riesig. So eine Heim-EM kommt nur einmal im Leben. Wir haben uns echt einiges vorgenommen. Ganz so viel vorwerfen können wir uns gar nicht, außer dass wir die Chancen nicht gemacht haben, dass wir nicht so effektiv waren. Bitter, sehr, sehr bitter!“, sagte Joshua Kimmich bei MagentaTV.
Karriere von Toni Kroos endet
Mit der deutschen Niederlage endet zugleich auch die große Karriere von Toni Kroos, der vor dem Turnier bereits seinen Abschied vom aktiven Fußball angekündigt hatte. „Wir hätten ihm gerne einen noch schöneren Abschied beschert“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann, der den Weltmeister von 2014 erst zurückgeholt hatte, und betonte: „Er ist ein super Typ, hat eine außergewöhnliche Karriere gemacht, er ist Vorbild für viele Spieler.“
Und Kroos? „Ich bin froh“, sagte er bei MagentaTV, „dass ich dabei helfen konnte, dass Fußball-Deutschland wieder etwas besser geworden ist. Aber heute sind wir extrem traurig. Wir hatten ein großes Ziel, dieser Traum ist jetzt geplatzt.“
Mit dem dramatischen Sieg zementierte Spanien zugleich seinen Status als Deutschlands Angstgegner. Das EM-Finale 2008, das WM-Halbfinale 2010, das blamable 0:6 in der Nations League 2020 waren aber nach einem lange Zeit ausgeglichenen Fight vergessen - doch am Ende steht eine aus deutscher Sicht bittere Niederlage.
Überraschung um Can - Pedri früh verletzt
Bundestrainer Nagelsmann sorgte vor dem Anpfiff mit der Berufung des nachnominierten Emre Can in die Startelf für eine große Überraschung. Robert Andrich musste für den BVB-Star weichen. Nach abgesessener Gelbsperre kehrte zudem Jonathan Tah zurück in die erste Elf.
Die Partie war anfangs von Härte geprägt. Toni Kroos ging gegen Spaniens Regisseur Pedri im Mittelfeld energisch zur Sache, der Spanier verletzte sich dabei und musste bereits in der achten Minute ausgewechselt werden. Dani Olmo ersetzte ihn.
Insgesamt blieb das Spiel im ersten Durchgang äußerst umkämpft, viele Fouls störten den Spielfluss, klare Chancen blieben zunächst aus. Auf deutscher Seite hatte Kai Havertz (21.) per Kopf noch die beste Gelegenheit, scheiterte aber an Unai Simon.
Nagelsmann korrigiert Aufstellung - Spanien trifft
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild - auch weil Nagelsmann seine Aufstellung korrigierte. Für Can kam Robert Andrich ins Spiel, zudem ersetzte Florian Wirtz den unauffälligen Leroy Sané.
Doch dann schlugen die Spanier eiskalt zu. Offensiv-Juwel Lamine Yamal setzte sich auf dem rechten Flügel gegen den zu passiven David Raum durch und legte für den einlaufenden Olmo quer. Der Leipziger schloss direkt ab und ließ Manuel Neuer mit einem Schuss ins linke untere Eck keine Chance (51.). Für Spanien war es bei einem großen Turnier das erste Tor gegen einen Gastgeber.
Füllkrug im Alu-Pech - Havertz lupft über das Tor
Deutschland war um eine schnelle Antwort bemüht. Und Nagelsmann brachte frische Kräfte: Niclas Füllkrug und Maximilian Mittelstädt (57.) kamen ins Spiel.
Der Pfostenschuss von Füllkrug, der nach einer Flanke von Joshua Kimmich den Ball an den Pfosten grätschte (77.), leitete die Schlussoffensive der deutschen Mannschaft ein. Als weiteren Joker brachte Nagelsmann noch Thomas Müller in die Partie (80.). Kurz darauf lupfte Havertz über den aufgerückten Simon hinweg - aber auch über das Tor (82.).
Dann belohnte Wirtz (89.) die deutschen Offensiv-Bemühungen. Kimmich legte eine weite Mittelstädt-Flanke per Kopf zurück - und Wirtz traf mit Unterstützung des linken Pfostens zum umjubelten Ausgleich. Mit 21 Jahren und 63 Tagen schrieb der Leverkusen-Star als jüngster Torschütze für Deutschland in einem K.o.-Spiel einer EM Geschichte.
Handspiel? Deutschland fordert vergeblich Elfer
In der Verlängerung verfehlte Spaniens Mikel Oyarzabal mit einem Aufsetzer nur knapp das Ziel (104.). Auf der anderen Seite zielte Wirtz um Zentimeter vorbei (105.+1).
Zu Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung forderten die DFB-Stars vehement Elfmeter. Einen Schuss von Jamal Musiala blockte Marc Cucurella mit dem ausgestreckten linken Arm - aber die Pfeife von Schiedsrichter Anthony Taylor blieb stumm, auch der Videoassistent schaltete sich nicht ein (106.).
In der Schlussphase wirkte Kroos angeschlagen, aber die deutsche Mannschaft konnte nicht mehr wechseln. Nach einem weiten Ball von Kimmich, den Füllkrug noch entscheidend ablenkte, musste Simon im spanischen Tor alles aufbieten (117.). Dann schlug Spanien zu.