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EM 2024: "Er ist bei weitem stärker als Kimmich" - Ex-Real-Profi deutlich

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EM 2024: "Er ist bei weitem stärker als Kimmich" - Ex-Real-Profi deutlich

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„Er ist bei weitem besser als Kimmich“

Am Freitag trifft Deutschland im EM-Viertelfinal-Kracher auf Spanien. Wie sehen die Machtverhältnisse aus und wer gewinnt? Uli Stielike steht im exklusiven SPORT1-Interview Rede und Antwort.
Spanien sorgt für Furore, Frankreich hat Probleme mit dem Toreschießen und Toni Kroos ist eine Passmaschine - wir werfen einen Blick zurück auf die Gruppenphase der EM 2024.
Am Freitag trifft Deutschland im EM-Viertelfinal-Kracher auf Spanien. Wie sehen die Machtverhältnisse aus und wer gewinnt? Uli Stielike steht im exklusiven SPORT1-Interview Rede und Antwort.

Das Duell im Viertelfinale bei der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Spanien (Freitag ab 18 Uhr im LIVETICKER) ist ein ganz besonderes für Uli Stielike. Er war 16 Jahre Profi, davon trug er acht Jahre lang das Trikot von Real Madrid. In Deutschland spielte er zu Beginn seiner Karriere sechs Jahre für Borussia Mönchengladbach.

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Im exklusiven SPORT1-Interview spricht er über Deutschlands Chancen im Duell mit La Roja, Joshua Kimmich und Spaniens Mittelfeldspieler Rodri.

SPORT1: Herr Stielike, gibt es eigentlich noch Ihr groß kariertes Sakko von damals? Das war ja Kult.

Deutschland vs. Spanien: ein vorgezogenes Finale?

Uli Stielike: Das Sakko gibt es leider nicht mehr. Aber ich habe es gerne getragen und es freut mich, wenn es Kult ist und es bei den Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Heute könnte ich das Sakko wieder tragen. Das ist ja wieder in Mode. (lacht)

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SPORT1: Werden wir sportlich. Deutschland trifft im Viertelfinale auf Spanien. Wie schauen Sie auf das Duell, das für viele das vorweggenommene Endspiel ist?

Stielike: Es ist sicherlich schade, dass es jetzt schon zu diesem Duell kommt. Ein Halbfinale wäre es auf jeden Fall wert. Aber so kommt es nun zu diesem tollen Spiel, und jeder wusste, dass es so kommen kann. Die Deutschen hätten sich bestimmt lieber Georgien gewünscht. Spanien ist ein echter Brocken.

SPORT1: Wie sehen Sie die Machtverhältnisse vor dem Spiel?

Stielike: Im Moment sind die Spanier stärker, da gibt es gar keinen Zweifel. Sie haben am solidesten gespielt und haben gegen Georgien auch gezeigt, dass sie einen Rückstand aufholen können. Die Spanier lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und spielen ihren Fußball. La Roja hat immer einen Plan. Da wird keiner verrückt, da wird keiner überheblich. Und es wird keiner nervös, wenn man hinten liegt. Das ist einfach beeindruckend. Gerade, wie die jungen Spieler sich verhalten. Alle sprechen von Lamine Yamal, weil er der jüngste Spieler des Turniers ist. Es ist unglaublich, was der Junge mit 16 schon alles kann. Ich sehe aber auch einen Nico Williams auf gleicher Höhe. Er ist sogar noch torgefährlicher.

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SPORT1: Oder ein Dani Olmo von RB Leipzig?

„Rodri ist bei weitem besser als Kimmich“

Stielike: Klar. Aber er ist ja momentan kein Stammspieler bei Trainer Luis de la Fuente. Das zeigt schon die Stärke der Spanier. Es ist schon beachtlich, wenn so ein Mann von der Bank kommt.

SPORT1: Die Kritiker und Experten sagen, dass bei den Spaniern viele Zauberer auf dem Platz stehen, die Wunderdinge machen, aber einen Spieler wie Joshua Kimmich hätten sie nicht. Wie sehen Sie es?

Stielike: Das sehe ich nicht so. Mit Rodri steht bei Spanien ein Spieler wie Kimmich auf dem Platz, der sogar noch stärker ist. Rodri beherrscht als defensiver Organisator das Mittelfeld. Er ist auch über die defensive Arbeit in der Lage, wichtige Akzente nach vorne zu setzen. Gerade mit seinem Tor gegen Georgien brachte er das Team wieder in die Spur. Wenn ich mich zwischen Kimmich und Rodri entscheiden müsste, würde ich Rodri verpflichten. Er ist der komplettere Spieler.

SPORT1: Klare Worte. Sie halten Rodri für den besseren Spieler?

Stielike: Rodri ist bei weitem besser als Kimmich.

SPORT1: Wird der Sieger am Freitag auch Europameister?

Stielike: In einem K.o.-Spiel ist es immer gefährlich, weil man gewisse Dinge nicht voraussehen kann: Verletzungen, Gelbe Karten, Spielpech. Mit Sicherheit wird das Team, das am Freitag als Sieger hervorgeht, an der Wettbörse als Nummer eins gehandelt werden. Ich sehe sonst keine Nation, die besser ist. Die Franzosen sind nicht das Gelbe vom Ei, über die Engländer müssen wir gar nicht reden, sie haben mich bisher gar nicht überzeugt. Ich sehe kein Team, das dem Sieger das Wasser reichen kann. Spanien gegen Deutschland ist das Nonplusultra.

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SPORT1: Der letzte Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien war bei der EM 1988. Rudi Völler traf damals doppelt. Warum gelang so lange kein deutscher Sieg mehr gegen La Roja?

Stielike: Die Spanier sind seit 2010 in Europa immer ganz vorne mit dabei. Sie wurden unter Vicente del Bosque Weltmeister und Europameister. Das war keine Eintagsfliege. Die Leistung der Spanier hat sich in den vergangenen 15 Jahren so richtig verfestigt. Das ist die Mannschaft, die über den längsten Zeitraum diese Qualität auf den Platz gebracht hat. Deshalb hatten die Deutschen ihre Probleme mit Spanien.

SPORT1: Sie waren ja selbst bei der EM 1984 dabei.

Stielike: Ganz genau, da haben wir in Frankreich gegen Spanien in der 90. Minute das 0:1 bekommen und waren raus aus dem Turnier. Mit einem Unentschieden wären wir weitergekommen. Das hat sehr weh getan. Für die Spanier hat es im Finale dann nicht ganz gereicht, sie verloren gegen Frankreich mit 0:2. Egal, ob die Franzosen oder die Deutschen - alle hatten ihre Hochs und Tiefs. Die Spanier waren in all den Jahren am stabilsten.

SPORT1: Toni Kroos hört nach der EM auf. Wie tragisch wäre ein Ausscheiden ausgerechnet gegen seine zweite Heimat Spanien?

Stielike: Das wäre schon bitter für Kroos, aber zunächst gilt es festzuhalten, dass das eine ganz starke Entscheidung ist. Ich ziehe den Hut vor Kroos. Er hätte sicherlich die Möglichkeit gehabt, weiterzuspielen, wenn nicht bei Real Madrid, dann vielleicht in Saudi-Arabien. Er hätte nochmal zwei, drei Jahre viel Geld verdienen können. Doch Kroos ist von sich aus zurückgetreten und musste nicht aufgrund einer Verletzung aufhören. Ich kann nur meinen Respekt zollen. Aber für einen Spieler, der zuletzt in dem Land lebte, gegen das er am Freitag spielt und eventuell ausscheiden könnte, muss es gar nicht so schmerzvoll sein, weil eines klar ist: Kroos wird auch weiterhin in Spanien geliebt werden.

SPORT1: Es wäre also gar nicht so schlimm für Kroos?

Stielike: Es wäre schlimm für die deutsche Nationalmannschaft, denn da ist Kroos ein wichtiger Teil. Du bist ja angetreten, um Europameister zu werden. Gegen wen man dann rausfliegt, ist letztendlich egal. Kroos wird für immer ein großer Spieler sein. In Deutschland und in Spanien.

Welches Vermächtnis hinterlässt Kroos?

SPORT1: Sie haben wie Kroos viele Jahre bei Real Madrid gespielt. Wie bewerten Sie das Vermächtnis von Kroos?

Stielike: Wenn jemand so viele Jahre auf Topniveau in einem großen Klub spielt, vor allem als Stammspieler, und dem Team seinen Stempel aufgedrückt hat, spricht das für ihn. Kroos war in Madrid nie einer von vielen. Sonst wäre er nicht so hoch geschätzt bei den Verantwortlichen und den verschiedenen Trainern der Königlichen. All die Jahre und die vielen Titel zeigen, wie stark Kroos mit Real verbunden war. Das hat er sich alles erarbeitet. Kroos ist ein wunderbarer Spieler.

SPORT1: Wie sehen Sie den Mythos Real?

Stielike: Carlo Ancelotti scheint der perfekte Typ für diesen Klub zu sein. Es ist unheimlich schwer, eine Mannschaft, die gespickt mit Nationalspielern ist, zu führen. Auch die Spieler, die nicht immer spielen, ruhig zu halten, ist alles andere als leicht. Das ist eine große Leistung eines Trainers. Bei Real spielt wirklich die Crème de la Crème. Die Journalisten wollen auch immer wieder wissen, warum dieser oder jener Spieler nicht spielt. Das alles zu koordinieren und zu managen, ist sehr schwierig. Doch das schafft Ancelotti. Und deshalb funktioniert die Mannschaft seit Jahren auf dem Platz.

SPORT1: Ein Spieler der deutschen Nationalmannschaft ist Antonio Rüdiger, der in sein drittes Jahr bei Real Madrid geht. Gegen Dänemark machte er sein bestes Spiel im Turnier. Wie sehen Sie ihn?

Stielike: Rüdiger ist ein Spezialist in der Abwehr. Darüber hinaus ist er mit seiner Größe und seiner Kopfballstärke immer eine Waffe bei ruhenden Bällen. Rüdiger ist noch ein klassischer Verteidiger der alten Schule. Ihn kann man sich nicht zurechtbiegen, dass er hier und da spielen kann. Er ist ein Abwehrchef. Diese Aufgabe erfüllt er zu 100 Prozent. Gerade wenn man sich die Innenverteidigung anschaut, ist Rüdiger gerade nicht aus der Mannschaft wegzudenken.

SPORT1: Kimmich hat in den vergangenen Monaten oft Kritik abbekommen. Zu Recht?

Stielike: Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er einmal rechter Verteidiger spielt und dann wieder im Mittelfeld. Da war es für Kimmich schwierig, sich zurechtzufinden. Anscheinend freundet er sich nicht so mit der Rolle des rechten Verteidigers an und spielt diese Position vielleicht etwas widerwillig. Leicht hatte es Kimmich nicht. Da ist einiges zusammengekommen. Und jetzt steht im Raum, dass er den FC Bayern verlässt. Kimmich kommt nicht zur Ruhe.

SPORT1: In Spanien herrschte zuletzt das totale Chaos. Es geht um Korruption im Geschäftsverkehr, unlautere Verwaltung und Geldwäsche. Das gipfelte in dieser Rubiales-Affäre. Er hatte sein Amt im Zuge des Kuss-Skandals. Sportlich läuft es dagegen rosig. Vicente Del Bosque soll nun aufräumen. Bekommt er den Laden wieder in den Griff?

Stielike: Das ist eine ganz schwierige Geschichte. Es bleibt abzuwarten, was da noch alles ans Tageslicht kommt. Da sind viele Dinge unter dem Tisch passiert. Ob del Bosque der richtige Mann ist, um für Klarheit zu sorgen, ist mehr als fraglich. Das ist eher ein Fall für den Staatsanwalt. Der Nationalmannschaft hat der neue Nationaltrainer Luis de la Fuente sehr gutgetan, weil er ähnlich tickt wie Del Bosque. Er ist kein Schaumschläger, sondern eher ein ruhiger Typ, der gut auf die Mannschaft wirkt und die Jungs auch schützt, wenn etwas nicht so läuft. Aber keine Frage, diese Krise ist noch nicht vorbei.

SPORT1: Wer gewinnt am Freitag?

Stielike: Für mich sind die Spanier klarer Favorit. Der Heimvorteil kann den Deutschen sicher einen Push geben, aber es kann auch sehr erdrückend sein, wenn man den Spaniern hinterherläuft und die Zuschauer beginnen, unruhig zu werden. Es wird nicht leicht für die deutsche Mannschaft. Der Heimvorteil kann eine wichtige Rolle spielen. Ich lege mich fest: Spanien gewinnt 1:0.