Aus der Traum vom Titel im eigenen Land! Die deutsche Nationalmannschaft hat am Freitag in einem dramatischen Spiel mit 1:2 (0:0) gegen Spanien im Viertelfinale verloren und ist damit bei der Europameisterschaft ausgeschieden. In der Offensive zeigen einige DFB-Stars eine schwache Leistung, die Defensive steht bis auf zwei Aussetzer stabil. Die SPORT1-Einkelkritik:
Mittelfeld-Trio fällt ab, Wirtz stark
Kimmich verteidigt stark gegen Spanien-Star
MANUEL NEUER: Musste lange Zeit keine großen Wunderdinge vollbringen, war aber stets auf dem Posten – auch wenn wegen Abseitsstellungen der Spanier schon abgepfiffen war. Beim ersten Gegentor einigermaßen machtlos – so ungestört darf Olmo einfach nicht schießen dürfen. Gab in der hektischen Schlussphase der regulären Spielzeit wieder „Manu, den Libero“ und führte sogar einen Einwurf aus. Den perfekten spanischen Kopfball zum 1:2 aus deutscher Sicht konnte er nicht verhindern. SPORT1-Note: 2
JOSHUA KIMMICH: Konzentrierte sich in der ersten Halbzeit vor allem auf seine Kernaufgaben. Flanken bot er nur in geringem Umfang, dann wurde es aber gefährlich. In der Defensive seriös und ohne Fehler. Wartete gegen Williams gerne etwas ab, bevor er sich in den Zweikampf begab. Gewann in Deutschlands bester Phase noch mehr an Präsenz und legte Wirtz den Ausgleichstreffer auf. SPORT1-Note: 1,5
JONATHAN TAH: Gab in der deutschen Innenverteidigung den ruhigen, fast unterkühlten Part ab. In der ersten Halbzeit eher unauffällig, aber effektiv. Auch nach der Pause ein Muster an Zuverlässigkeit. Absolvierte die Partie nahezu fehlerfrei und wurde in der 80. Minute nicht wegen seiner Leistung, sondern aus taktischen Gründen ausgewechselt. Für ihn kam Müller. SPORT1-Note: 2
Raum leistet sich einige Fehlpässe
ANTONIO RÜDIGER: Holte sich bereits nach 13 Minuten eine Gelbe Karte ab – Gündogan hatte zuvor im Mittelfeld den Ball verloren. Der Verteidiger ging grundsätzlich mit hohem Risiko in die Zweikämpfe. Kam diesmal nicht so häufig in die Situation, um mit weiten Bällen für Gefahr zu sorgen. Bei deutschen Ecken stets an vorderster Front. In der intensiven zweiten Halbzeit ein echter Leader, der voranging. Und: für die Spanier ein echter Nervfaktor. Beim späten Schock in der 119. Minute stand er aber nicht ganz richtig. SPORT1-Note: 2,5
DAVID RAUM: Startete sehr aktiv in die Partie, seine Flankenläufe waren dabei aber nicht von Erfolg gekrönt. Machte, als er in der 28. Minute die Gelbe Karte kassierte, insgesamt keine gute Figur. Bekam für gewonnene Zweikämpfe mit Lamine Yamal immer wieder Szenenapplaus, doch auch einige Fehlpässe schlichen sich bei ihm ein. Verpasste es beim Tor der Spanier, Yamal frühzeitig zu attackieren. Für ihn kam in der 57. Minute Mittelstädt ins Spiel. SPORT1-Note: 3,5
Kroos übernimmt im letzten Karrierespiel große Verantwortung
EMRE CAN: Rückte überraschend für Robert Andrich in die Startelf. Wie vorgesehen nicht hauptberuflich als Spielgestalter tätig, sondern als Feuerwehrmann. Musste sich immer wieder in intensive Zweikämpfe werfen – dass das nicht immer fehlerfrei abläuft, liegt in der Natur der Sache. Konnte aber insgesamt die Erwartungen nicht erfüllen. SPORT1-Note: 4
TONI KROOS: Brachte gleich zu Beginn ein gewisses Maß an gesunder Härte ins Spiel. War – wie immer – der Mann für die Standards, fand aber ungewöhnlich lange nicht das richtige Maß in seinen Bällen. Verzweifelte regelmäßig am Schiedsrichter – die Gelbe Karte wegen seines taktischen Fouls in der 67. Minute war aber berechtigt. Übernahm in der schweren Phase nach dem Rückstand viel Verantwortung und war Fixpunkt des deutschen Spiels. Hatte spätestens in der Verlängerung hart mit den schwindenden Kräften und Wehwehchen zu kämpfen. SPORT1-Note: 2
Sané wird in der Halbzeit ausgewechselt
JAMAL MUSIALA: Bemüht, aber für das deutsche Spiel in der ersten Halbzeit nicht prägend. Hatte es stets mit zwei oder mehr Gegenspielern zu tun und kam durch die allgemeine Hektik nicht dazu, seine Stärken auszuspielen. Wurde erst nach der Pause gefährlichster DFB-Star und konnte mehr Abschlüsse verbuchen. War ein stetiger Unruheherd, der Spanien merklich nervös machte. SPORT1-Note: 2
LEROY SANÉ: Bekam wieder den Vorzug vor Florian Wirtz. Konnte mit seinen Läufen und Entscheidungen in der ersten Halbzeit nicht wirklich überzeugen. Insgesamt aber viel unterwegs und engagiert. Wurde in der Halbzeitpause durch Wirtz ersetzt. SPORT1-Note: 4,5
ILKAY GÜNDOGAN: Hatte Probleme, seinen Rhythmus zu finden – auch weil die Partie insgesamt von Hektik und vielen Unterbrechungen geprägt war. Konnte sich erst gegen Ende des ersten Abschnitts ein wenig freischwimmen. Wurde in der 57. Minute ausgewechselt. SPORT1-Note: 4
Wirtz nach Einwechslung Energietreiber
KAI HAVERTZ: Hatte nach einer guten Kimmich-Flanke in der 21. Minute Deutschlands erste gute Chance per Kopf. Der Ball landete aber in den Armen von Simón. Auch die zweite Gelegenheit gehörte nach einem langen Ball von Rüdiger ihm – der Abschluss fiel dann aber harmlos aus. Verlor in der 39. Minute allzu leicht die Kugel im Mittelfeld, was Spanien eine gute Möglichkeit einbrachte. Ihm tat die Einwechslung von Füllkrug merklich gut, wurde in der Folge nämlich wieder aktiver. Hätte mit seinem Zauberheber in der 82. Minute fast für einen historischen Treffer gesorgt. Wurde nach Ende der ersten 90 Minuten ausgewechselt. Insgesamt sehr fleißig, aber unglücklich. SPORT1-Note: 3,5
FLORIAN WIRTZ: Musste zunächst wieder auf der Bank Platz nehmen, durfte dann aber nach der Halbzeitpause ins Spiel. Brachte tatsächlich Schwung mit, agierte aber teilweise zu unüberlegt. Behielt bei seinem Treffer zum 1:1 den Überblick und versenkte die Kugel technisch fein. Hatte in der 105. Minute die gute Gelegenheit auf den Führungstreffer. SPORT1-Note: 1
ROBERT ANDRICH: Wurde in der Pause für eben jenen Emre Can eingewechselt, der ihm vorher den Platz neben Toni Kroos abgeluchst hatte. Startete denkbar schlecht und konnte Olmo nicht vom Tor abhalten. Machte es sich mit der gelben Karte nach 56 Minuten nicht leichter. Konnte aber mit einem guten Torschuss aus der Distanz überzeugen (70. Minute) und biss sich in die Partie. SPORT1-Note: 2,5
Müller mit guter Tormöglichkeit
NICLAS FÜLLKRUG: Kam in der 57. Minute für Gündogan in die Partie – natürlich von entsprechendem Jubel der deutschen Fans begleitet. Wurde von allen Mitspielern immer wieder hoch angespielt und erreichte auch die meisten Bälle per Kopf. Traf in der 77. Minute in echter „Fülle-Manier“ den Pfosten. Danach immer dort, wo es gefährlich wurde und kämpferisch top und in der Nachspielzeit der Verlängerung nochmal mit der riesigen Chance. SPORT1-Note: 2
MAXIMILIAN MITTELSTÄDT: Kam in der 57. Minute für Raum ins Spiel. Sorgte tatsächlich für eine Belebung – auch wenn die Verwarnung für Ballwegschlagen völlig unnötig war. Machte seine Sache in der Defensive gut und konnte auch nach vorne so manche Impulse setzen. SPORT1-Note: 2,5
THOMAS MÜLLER: Durfte ab der 80. Minute ran – natürlich wurde sein Name von den Fans am allerlautesten gerufen. War erwartungsgemäß ein echter Aktivposten und versuchte nochmal alles. Hätte kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit nochmal selbst eine dicke Chance und kämpfte sich in der Verlängerung durch die spanische Defensive. In einigen Szenen wurde allerdings seine fehlende Geschwindigkeit deutlich. SPORT1-Note: 2
WALDEMAR ANTON: Kam für die Verlängerung ins Spiel, als Deutschland wieder einen zweiten Innenverteidiger brauchte. Sorgte für die nötige Stabilität und leistete sich keine Unsicherheiten. SPORT1-Note: 2,5