Die EM ist für die deutsche Nationalmannschaft seit Freitag beendet, nach der Last-Minute-Niederlage gegen Spanien traten die Spieler ihre Heimreise an. Für einen Spieler endete die Reise aber ohne jegliche Einsatzminute.
„Das hat er nicht verdient“
Robin Koch erlebte die gesamte Europameisterschaft von der Auswechselbank. Neben ihm ereilte nur die beiden Ersatztorhüter Marc-André ter Stegen und Oliver Baumann das gleiche Schicksal. Ihre nicht vorhandenen Einsatzzeit überrascht allerdings nicht, ein Torwartwechsel während eines Turniers passiert nur äußerst selten. Da Manuel Neuer sich nicht verletzte, passierte auf dieser Position nichts.
Ein bitteres Déja-vu
Koch hingegen ist der einzige Feldspieler, der nicht spielen durfte. „Das tut mir sehr leid, das hat er auch nicht verdient“, erklärte der Bundestrainer bei der Abschluss-Pressekonferenz am Samstag.
Besonders bitter: Schon bei der EM 2021 war Koch im Kader, kam aber auch dort nicht zum Einsatz.
Diesmal hat der Nicht-Einsatz von Koch aber auch noch einen faden Beigeschmack, vor allem wegen Mats Hummels. Vor dem Turnier hatte es große Diskussionen gegeben, weil Nagelsmann Koch anstelle des Dortmunders nominierte. Und das, obwohl Hummels mit starken Leistungen in den beiden Champions-League-Halbfinals überzeugt hatte.
Heftige Kritik an der Koch-Nominierung
In den sozialen Medien kochten die Fans damals: „Robin Koch fährt zur EM & Hummels bleibt zuhause - gutes Leistungsprinzip“ oder „Du kannst als Weltmeister Mbappé in zwei Champions-League-Halbfinalspielen ruhig stellen und am Ende wird Robin Koch nominiert“, wurde geschrieben.
Nagelsmann, der ihn nach drei Jahren Abstinenz bereits wieder für die beiden Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande in den DFB-Kader nominiert hatte, hielt allerdings an dem Frankfurter fest: „Er ist durch seine Auslandserfahrung gereift. Das betrifft auch seine Persönlichkeit. Er spricht viel, kann coachen und ist aktuell einer der zweikampfstärksten Spieler der Bundesliga“, lobte er ihn. Koch spielte für drei Jahre in England für Leeds United, bevor er im vergangenen Jahr wieder in die Bundesliga zurückgekehrt war.
Trotzdem hatte selbst der Innenverteidiger nicht unbedingt mit einer Nominierung gerechnet: „Ich war ja für den März-Lehrgang nominiert gewesen. Um ehrlich zu sein, war es aber schon eine kleine Überraschung.“
Doch trotz der Nominierung musste Koch noch zittern, ob er es in den finalen EM-Kader schafft. Denn Nagelsmann hatte 27 Spieler nominiert, ins Turnier durften aber nur 26 mitkommen. Obwohl er es anders angekündigt hatte, strich er aber letztendlich mit Alexander Nübel einen Torwart aus dem Kader.
Nagelsmann: „Die Spieler mussten es mir versichern“
Dass er nicht viele Minuten sammeln wird, war Koch bereits vorher klar. Das hatte der Nationaltrainer ihm wohl schon vor dem Turnier mitgeteilt: „Wir haben im März mit jedem Spieler ungefähr 20 Minuten über seine Rolle gesprochen. Dann hast du als Trainer auch eine Verbindlichkeit, eine Verlässlichkeit. Die Spieler saßen mir gegenüber und mussten es mir versichern“, erklärte er.
Die Rolle von Koch: Das Trainingsniveau hochhalten und für gute Laune im Kader sorgen. Beides erfüllte er. Im Training war der Frankfurter stets voll dabei. Und bei der verrückten Aktion von Joshua Kimmich, bei der er einen Baum kaufte und im DFB-Trainingslager einpflanzte, war Koch auch dabei.
Am Ende wurden es aber tatsächlich null Minuten - das dürfte auch für Koch eine Überraschung gewesen sein. Vor allem, weil das Trainerteam eigentlich für emotionale Momente sorgte. Beim Eröffnungsspiel in München wurde die aktive Bayern-Legende Thomas Müller eingewechselt, im zweiten Gruppenspiel in Stuttgart brachte Nagelsmann für die Schlussphase noch einmal die beiden VfB-Spieler Chris Führich und Deniz Undav. In Dortmund betraten Emre Can und Niclas Füllkrug gemeinsam den Platz - und kurz danach auch Bald-Dortmunder Waldemar Anton.
Für die emotionalen Einwechslungen waren vor allem die Co-Trainer Sandro Wagner und Benjamin Glück verantwortlich, die darauf einen Blick gehabt hätten.
Frankfurt-Star meldet sich bei Instagram zu Wort
Im dritten Gruppenspiel gegen die Schweiz hätte es solch einen Moment auch für Koch geben können. Doch in Frankfurt tat sich die Nationalelf schwer, erst in der Nachspielzeit erzielte Niclas Füllkrug den Ausgleich. Da brauchte die Mannschaft keinen weiteren Innenverteidiger.
Und so blieb der 27-Jährige immer außen vor, im letzten EM-Spiel beim Aus gegen Spanien wurde ihm in der Verlängerung Anton vorgezogen. So ereilt Koch das gleiche Schicksal wie etwa Kevin Großkreutz, der beim WM-Titel 2014 ebenfalls keine Sekunde bekam.
Doch böse ist der Innenverteidiger darüber nicht. Auf Instagram schrieb er am Tag nach dem Spanien-Spiel: „Ich bin stolz, Teil hiervon zu sein! Wir hätten mehr verdient gehabt, aber wir greifen wieder an!“
Immerhin ein Trost: Koch bekommt die gleiche Prämie wie alle anderen Spieler. 100.000 Euro gibt es für das Erreichen des Viertelfinals.