Am formschwachen Kylian Mbappé, der mit Frankreich im Halbfinal-Knaller der Europameisterschaft auf Spanien trifft (ab 21 Uhr im Liveticker), hat Raymond Domenech kein gutes Haar gelassen (“Momentan ist er eines Kapitäns unwürdig“).
Bemerkenswerte Upamecano-These
Im Interview mit ran.de fand der frühere Nationalcoach von Les Bleus aber auch über Dayot Upamecano nur bedingt schmeichelhaft Worte, bei denen der deutsche Rekordmeister hellhörig werden dürfte.
„Bei der französischen Nationalmannschaft spielt er besser als beim FC Bayern. Wir wissen wirklich nicht, warum. Wenn ich mir ein Spiel von ihm mit Bayern angeschaut habe, habe ich nur auf den Moment gewartet, in dem er einen großen Fehler macht“, erklärte Domenech.
Und fügte vielsagend an: „Aber bei uns spielt er wie ausgewechselt. Vielleicht liegt es daran, dass es bei einem großen Turnier wie der EM nur maximal sieben Spiele gibt. Eventuell fällt es ihm dann leichter, sich zu konzentrieren und fokussierter zu sein.“
Upamecano: Immer wieder Fehler bei Bayern
Will Domenech damit anklingen lassen, dass Upamecano bei Bayern teilweise zu wenig fokussiert sei? Klar ist: In der Vergangenheit leistete sich der Abwehrspieler, im Sommer 2021 für mehr als 40 Millionen Euro von RB Leipzig nach München gewechselt, immer wieder mal einen Bock.
Erinnert sei dabei nicht zuletzt an eine Situation im Bundesliga-Saison-Endspurt beim Heimsieg gegen den 1. FC Köln, als der 25-Jährige nach seiner Einwechslung kurz vor Schluss mit einem schlimmen Fehlpass beim Stand von 1:0 beinahe den Ausgleich der Gäste ermöglicht hatte.
Mehr noch: Beim 0:1 im Champions-League-Achtelfinale bei Lazio Rom und wenige Tage später beim 2:3 in Bochum war Upamecano jeweils vom Platz geflogen und hatte maßgeblichen Anteil an beiden Niederlagen.
Beeindruckende Statistiken für Les Bleus
Wieso ist der Mann bei Les Bleus aber offenbar ein ganz Anderer? In der französischen Nationalelf stand Upamecano in bisher allen fünf EM-Spielen ohne Gegentor in der regulären Spielzeit jeweils über 90 beziehungsweise 120 Minuten auf dem Platz stand, überzeugte dabei mit einer Passquote von 93 Prozent und gewann 67 Prozent seiner Zweikämpfe.
„Wenn er so viel Selbstvertrauen hat, gehört er auf seiner Position zu den Besten der Welt“, schrieb die renommierte Sportzeitung L‘Équipe nach dem Vorrunden-Spiel gegen die Niederländer (0:0). Zur Wahrheit gehört auch: Beim 1:1 gegen Polen verursachte Upamecano einen Foulelfmeter, woraufhin ZDF-Experte Per Mertesacker betonte: „Sie haben mit Upamecano jemanden, der immer noch für einen Fehler gut ist.“
Was die Bayern angeht (Vertrag noch bis 2026), vermied der Abwehrmann zuletzt ein klares Bekenntnis, will seine Zukunft nach der EM klären.
Frankreich-Ikone: Havertz kein Mittelstürmer
Das EM-Viertelfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien (1:2 nach Verlängerung) bewertete Domenech übrigens ebenso kritisch.
„Ich konnte die Organisation der deutschen Mannschaft nicht nachvollziehen. Durch die Auswechslungen der Flügelspieler, Yamal und Williams, hat sie der spanische Trainer wieder zum Leben erweckt. Sonst wäre es nicht zur Verlängerung gekommen.“
Der 61 Jahre alte Routinier ergänzte: „Ich habe ein paar Entscheidungen nicht verstanden.“
Zum Beispiel, „warum Wirtz nicht von Anfang an gegen Spanien begonnen hat und warum Can plötzlich in der Startelf war. Zudem ist Havertz für mich kein Mittelstürmer. Vielleicht funktioniert das bei Arsenal, aber nicht beim DFB. Mit Füllkrug hätte man einen gehabt, der da zu Hause ist.“