Fast wäre das Comeback ordentlich in die Hose gegangen: In seinem ersten Spiel seit Dezember 2022 stürmte Manuel Neuer in der Schlussphase gegen die Ukraine aus seinem Kasten und spielte den Ball genau in die Füße von Andrey Yarmolenko. Zu seinem Glück, stand Artem Dovbyk anschließend im Abseits, sonst wäre Neuer für die mögliche Testspiel-Niederlage verantwortlich gewesen. So endete das Spiel 0:0.
Kahn gibt Neuer einen Rat
Es war nicht der erste Fehler von Neuer in den vergangenen Wochen. Im Champions-League-Halbfinale konnte er einen Ball nicht richtig festhalten, wodurch Joselu anschließend einschieben konnte. Und im letzten Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim spielte er erst einen katastrophalen Fehlpass und ließ später einen Schuss von Andrej Kramaric einfach gewähren.
Seitdem wird die Kritik am Weltmeister wieder größer. Nun meldet sich sogar Oliver Kahn zu Wort - und gibt Neuer einen Rat.
„Das braucht eine gewisse Zeit“
Angesprochen auf die aktuell schwierige Phase des 38-Jährigen und wie Neuer diese verkraften würde, meinte Kahn bei der Sport Bild: „Das braucht eine gewisse Zeit.“ Die EM würde zum genau richtigen Zeitpunkt kommen: „Er kann seinen Fokus sofort auf das nächste Ziel ausrichten. Ansonsten wären die Fehler, die Manuel zuletzt unterlaufen sind, länger im Kopf geblieben, hätten ihn länger beschäftigt“, sagte Kahn.
Die EM könnte der letzte Auftritt von Neuer im Nationaldress, offiziell ist aber noch keine Entscheidung über seine Zukunft beim DFB-Team gefallen. Bei Bayern hat er weiterhin einen Vertrag bis 2025, im nächsten Jahr wird er aber bereits 39 Jahre alt.
„In diesem Alter ist es nicht mehr möglich, ein Quantum von 50 bis 60 Spielen pro Saison auf allerhöchstem Niveau zu spielen“, sagte Kahn. Er hatte seine Karriere 2002 mit 39 Jahren beendet, jedoch auch schon davor einen Gang runtergefahren. „Ich habe damals hier und da Spiele an Michael Rensing abgetreten, konnte so regenerieren und mich voll auf die entscheidenden Spiele konzentrieren. Wie lange er noch spielen möchte, kann nur er selbst entscheiden“, riet der frühere Welttorhüter.
Nübel soll Neuer-Nachfolger werden
Ein potenzieller Nachfolger steht auch beim FC Bayern bereit, ist aber aktuell noch nach Stuttgart ausgeliehen. „Alexander Nübel hat unterstrichen, dass er die Zukunft des FC Bayern sein kann. Ich traue ihm die Nachfolge von Manuel Neuer zu“, meinte auch Kahn.
Der 27-Jährige spielt in der kommenden Saison mit dem VfB in der Champions League, nach der Saison sollen die Bayern aber eine Klausel haben, mit der sie Nübel früher an die Säbener Straße zurückholen könnten.
Ob Neuer seine Karriere dann komplett beendet, ist noch ungewiss. „Irgendwann geht es darum, den richtigen Moment für den Abgang zu finden. Hier das richtige Timing zu haben ist genauso anspruchsvoll, wie über Jahre Weltklasse-Leistungen zu bringen“, sagt Kahn.
Aktuell bereiten sich Neuer und Nübel erst einmal gemeinsam auf die Europameisterschaft vor. Trainer Julian Nagelsmann hatte sich schon früh festgelegt, dass Neuer vor seinem Konkurrenten Marc-André ter Stegen die Nummer eins im Kasten wird. Nübel soll die Intensität im Training hochhalten.