Bittere Blamage für Belgien - und Wut auf den VAR! Die Mannschaft von Domenico Tedesco hat sich zum Auftakt der EM einen üblen Patzer geleistet. Der „ewige“ Geheimfavorit unterlag der Slowakei überraschend mit 0:1 (0:1) - und steht vor dem zweiten Spiel in Gruppe E gegen die zum Auftakt erfolgreichen Rumänen am Samstag (21 Uhr) bereits enorm unter Druck. Gegen die Slowakei wurden den „Roten Teufeln“ gleich zwei Tore zurückgepfiffen.
Zwei Tore aberkannt! Drama um Belgien
„Das ist wirklich schade. Wir haben gut begonnen - und dann machen wir einen Fehler“, sagte Kevin De Bruyne. Auch Tedesco haderte: „Das Einzige, was uns nicht gut gelungen ist, waren die verpassten Chancen. Und wir hatten reichlich.“
Ivan Schranz (7.) schockte die Belgier in der Anfangsphase mit der Führung für den Außenseiter. Nach einem riskanten Pass von Jeremy Doku in den eigenen Sechzehner eroberte Schranz den Ball, legte per Hacke für Juraj Kucka auf. Dessen Abschluss parierte Koen Casteels zunächst, doch Schranz staubte aus spitzem Winkel ab.
Zwei Lukaku-Tore zählen nicht
Belgien erholte sich nur mühsam von dem Rückschlag, erst im zweiten Durchgang wurden die Roten Teufel zwingender. Romelu Lukaku erzielte den vermeintlichen Ausgleichstreffer (56.), stand bei seinem Abstauber aus kurzer Distanz aber knapp im Abseits - der VAR lieferte den Beweis.
Die „Roten Teufel“ reagierten mit wütenden Angriffen. Johan Bakayoko hatte den Ausgleich auf dem Fuß, doch auf der Linie klärte David Hancko für seinen schon geschlagenen Keeper Martin Dubrava (63.). Hancko prallte dabei auch noch mit seinem Gesicht ans Knie seines Teamkollegen Denis Vavro und musste kurz behandelt werden.
Kurz vor Schluss jubelte dann Lukaku erneut (86.) - aber wiederum wurde der Sturmtank zurückgepfiffen. Der Grund: Vorlagengeber Lois Openda hatte im Laufduell mit Vavro den Ball mit der Hand berührt. Videoassistent Bastian Dankert meldete sich und schickte Schiedsrichter Umut Meler in die Reviewarea. Der türkische Referee entschied auf strafbares Handspiel und nahm den Treffer zurück.
„Ich finde schon, dass die Hand hier sehr weit draußen ist und er damit auch den entscheidenden Touch gibt. Aber natürlich ist das nicht wirklich absichtlich und bitter für die Belgier aufgrund des Spielverlaufs. Aber für mich ist es eine nachvollziehbare Entscheidung“, sagte Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe im ZDF. Beim VAR-Check kam zudem erstmals eine neue Sensortechnik, die die Ballberührung anzeigte, zum Einsatz.
Tedesco hadert: „Leider ist es heute passiert“
Damit endete Tedescos Erfolgsserie. Vor dem verpatzten EURO-Auftakt hatte der Deutsch-Italiener seit seinem Amtsantritt vor 16 Monaten keine Partie (zehn Siege, vier Unentschieden) mit den Roten Teufeln verloren. In der anderen Partie der Gruppe hatte Rumänien zuvor 3:0 (1:0) gegen die Ukraine gewonnen.
„Irgendwann müssen wir mal verlieren. Leider ist es heute passiert und nicht in einem Testspiel“, sagte Tedesco.
Belgien verpasst Blitzstart - Slowakei eiskalt
Vor 47.000 Zuschauern in Frankfurt machten die Belgier in ihrem ersten Endrunden-Duell mit der Slowakei zu Beginn mächtig Dampf. Lukaku hatte die frühe Führung auf dem Fuß, scheiterte aber am slowakischen Torwart Martin Dubravka (3.). Auch in den Minuten danach lag der Treffer für den Vize-Europameister von 1980, bei dem der angeschlagene Ex-Dortmunder Axel Witsel fehlte, in der Luft.
Das Tor fiel aber völlig überraschend auf der anderen Seite. Nach einem Aussetzer von Jungstar Jeremy Doku wehrte Belgiens Torwart Koen Casteels (noch VfL Wolfsburg) den Ball vor die Füße von Schranz ab. Der Flügelstürmer bedankte sich.
Der Treffer beflügelte die Slowaken, die zum dritten Mal in Folge bei einer EURO dabei sind. Die Mannschaft des italienischen Trainers Francesco Calzona spielte munter mit. Erst ein Fehler von Dubravka bescherte Leandro Trossard die Chance zum Ausgleich (21.).
Trotz dieser Möglichkeit fiel dem Favoriten um Topstar Kevin De Bruyne kaum etwas ein. Dabei haben die Belgier in Deutschland etwas gutzumachen. Bei der WM 2022 war das hochgehandelte Team kläglich in der Vorrunde gescheitert. Bei der EM 2021 schied Belgien im Viertelfinale gegen den späteren Titelgewinner Italien (1:2) aus.
Casteels verhindert höheren Rückstand
Tedesco trieb seine Schützlinge mit zunehmender Spieldauer immer stärker an. Der 38-Jährige, bei dem Startorwart Thibaut Courtois von Champions-League-Sieger Real Madrid nach einem Streit in der Qualifikation keine Rolle mehr spielt, hatte damit aber keinen Erfolg. Die Belgier mussten sich sogar bei Casteels bedanken, dass er gegen Lukas Haraslin einen höheren Rückstand verhinderte (40.). Auf der Gegenseite vertändelte Lukaku kurz vor der Pause (42.).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs wurde es aus Sicht der Belgier nicht besser. Ein zunächst gegebener Treffer von Lukaku (56.) wurde wegen einer Abseitsstellung des bulligen Angreifers nicht anerkannt. Dankert pfiff den türkischen Schiedsrichter Umut Meler zurück.
Auch die wütenden Angriffe der Belgier in der Folge brachten keinen Erfolg. Lukaku (61.) und der eingewechselte Johan Bakayoko (62.) konnten riesige Chancen nicht verwerten - die Begegnung wurde danach immer hektischer. Der vermeintliche Ausgleich von Lukaku (86.) wurde wegen eines Handspiels des kurz zuvor eingewechselten Leipzigers Lois Openda nicht gegeben.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)