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EM 2024: Wie sich Portugals Rekordspieler Pepe mit 41 neu erfindet

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EM 2024: Wie sich Portugals Rekordspieler Pepe mit 41 neu erfindet

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„Portugals altersloses Wunder“

Er ist der älteste Spieler bei dieser EM und in der gesamten Turnierhistorie. Doch der mittlerweile 41-jährige Pepe beweist mit seinen Topleistungen für Portugal, dass Alter auch nur eine Zahl ist. Sein Trainer Roberto Martinez verrät sein Erfolgsrezept.
Nach dem Last-Minute-Sieg der portugiesischen Nationalmannschaft bei der UEFA EURO 2024 gegen Tschechien denkt Verteidiger Pepe zunächst an seine Familie.
Maximilian Lotz
Maximilian Lotz
Er ist der älteste Spieler bei dieser EM und in der gesamten Turnierhistorie. Doch der mittlerweile 41-jährige Pepe beweist mit seinen Topleistungen für Portugal, dass Alter auch nur eine Zahl ist. Sein Trainer Roberto Martinez verrät sein Erfolgsrezept.

Auch mit seinen mittlerweile 41 Jahren ist sich Pepe für nichts zu schade. Leidenschaftlich warf sich der eisenharte Innenverteidiger im Trikot der Portugiesen beim 3:0-Sieg gegen die Türkei in jeden Zweikampf, köpfte Eckbälle und Flanken mit Wucht aus dem eigenen Sechzehner und grätschte resolut türkische Angriffe ab.

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Vor dem Führungstor durch Bernardo Silva stoppte der Routinier so den durchgebrochenen Orkun Kökcü und ebnete damit auch den Weg für Portugals Sieg. Später wurde jede gelungene Rettungstat Pepes von den Fans gefeiert. Und bei seiner Auswechslung in der 83. Minute spendeten nicht nur die portugiesischen, sondern auch die türkischen Fans Applaus.

„Ich bin sprachlos“, sagte Pepe hinterher. „Mit 41 Jahren, wenn man denkt, dass man im Fußball alles erlebt hat, gibt es immer noch etwas Neues zu erleben. Deshalb bin ich allen dankbar. Sie wissen, dass ich mein Bestes für meine Mannschaft gebe und dass ich das bis zur letzten Minute tun werde.“

Seine Spuren hat Pepe auch in der Türkei hinterlassen, auch wenn sein Intermezzo bei Besiktas Ende 2018 nach anderthalb Jahren vorzeitig endete. Seine Karriere schien sich damals aufgrund vermehrter Verletzungen schon allmählich dem Ende entgegenzuneigen. Doch man sollte Pepe niemals abschreiben - das zeigt er insbesondere bei dieser EM.

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Oldie Pepe sorgt für EM-Rekord

Mit seinem Einsatz beim Auftaktspiel gegen Tschechien (2:1) löste Pepe mit 41 Jahren und 113 Tagen den ungarischen Torwart Gabor Kiraly (40 Jahre und 86 Tage) als ältesten Spieler der Turniergeschichte ab. Vier Tage später baute er gegen die Türkei den Altersrekord weiter aus. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht, schließlich steht die Selecao nach zwei Siegen bereits im Achtelfinale.

Als „Portugals altersloses Wunder“ bezeichnete The Athletic den früheren Abwehrstar von Real Madrid, der sogar älter als Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) und Belgien-Coach Domenico Tedesco (38) ist. Und der Guardian schrieb: „Pepe erobert die EURO 2024 im Alter von 41 Jahren im Sturm.“

Die Lobeshymnen sind durchaus bemerkenswert für einen, der in seiner Karriere den Abwehrstil eines Raubeins verkörpert hat wie kein zweiter. Mitunter ging sein Temperament mit ihm durch, bei der WM vor zehn Jahren sah er im Auftaktspiel gegen den späteren Weltmeister Deutschland nach einem Kopfstoß gegen Thomas Müller Rot.

Rüdiger über Pepe: „So wie er wollte ich immer sein“

Nationalspieler Antonio Rüdiger bezeichnete Pepe nach seinem Wechsel zu Real Madrid als sein Idol. „So wie er wollte ich immer sein“, sagte Rüdiger in einem SPORT1-Interview vor zwei Jahren. „Ich habe mir früher Videos angeschaut, wie er seine Gegner weggrätscht. Da war ich noch jung und wollte jedem zeigen, dass auch ich hart sein kann.“

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In der abgelaufenen Saison als Kapitän des FC Porto, zu dem er Anfang 2019 zurückkehrte, handelte sich Pepe drei Rote Karten ein. Doch ungeachtet seines Rufs hat sich der Abwehrboss bei dieser EM auf seine alten Tage hin noch einmal neu erfunden: Die Statistiker zählten in seinen ersten beiden Spielen kein einziges Foul von Pepe. Und das in 173 Minuten Einsatzzeit.

Pepe verewigte sich als ältester Spieler in der EM-Historie
Pepe verewigte sich als ältester Spieler in der EM-Historie

Dass Alter auch nur eine Zahl ist, belegen seine beeindruckenden Werte gegen die Türkei: 97 Prozent seiner Pässe kamen an, siebenmal klärte er den Ball und unterband damit einen türkischen Angriff, dazu kamen vier Balleroberungen. Auch im Spielaufbau bewies er Auge, indem er zwei Steilpässe in die Angriffszone spielte.

„Und dann ist da noch die Liebe zum Spiel“

„Wenn ich neutral wäre und Pepe sehen würde, würde ich nie glauben, dass er 41 ist“, sagte Portugals Coach Roberto Martínez anschließend.

Dass Pepe noch immer auf diesem Niveau seine Leistung bringt, hat für Martínez zwei Gründe. „Der eine ist, dass er die 24 Stunden nutzt, um ein professioneller Fußballer zu sein“, erklärte der 50-Jährige. „Wir alle kennen Spieler, die sich zwei Stunden pro Tag vorbereiten, und der Rest ist normales Leben. Pepe tut das nicht. Alles ist bis ins Detail durchdacht.“

Pepe sorge dafür, dass er sich ausreichend erhole, genug Schlaf bekomme. „Der Fokus liegt darauf, ein weiteres Jahr zu spielen. Und ein weiteres Jahr“, ergänzte Martínez.

„Und dann ist da noch die Liebe zum Spiel“, nannte Portugals Trainer den zweiten Faktor für Pepes anhaltenden Erfolg. „Er lebt für das Spiel.“ Martínez hob dabei Pepes taktische Fähigkeiten und seine Einschätzungen des Gegners hervor.

Besondere Verbindung zwischen Pepe und Ronaldo

Auch deswegen ist er aktuell ein Schlüsselspieler in Portugals Mannschaft. Zusammen mit Starstürmer Cristiano Ronaldo sei Pepe „unfassbar wichtig“ für das Team, betonte Vitinha. „Ich fühle mich geehrt, mit ihnen zu spielen.“

Pepe und Ronaldo sind seit Jahren die Gesichter der portugiesischen Mannschaft, wurden 2016 gemeinsam Europameister. Bei Pepes Länderspieldebüt als 24-Jähriger am 21. November 2007 gegen Finnland stand auch schon Ronaldo als Kapitän auf dem Platz - alle anderen dieses Teams sind längst Geschichte, nur die beiden Alt-Stars gehen noch immer voran.

Er werde erst aus der Nationalmannschaft zurücktreten, wenn auch Ronaldo aufhört, sagte Pepe unlängst. Und CR7 denkt auch mit seinen 39 Jahren ebenfalls noch nicht ans Aufhören.

Nach dem Spiel gegen die Türkei wurde Pepe gefragt, ob er nach der EM Schluss mache - schließlich ist auch seine Zukunft auf Klubebene ungewiss. Sein Vertrag bei Porto läuft dieser Tage aus. „Ich versuche, von Tag zu Tag zu leben“, erklärte Pepe. „Über das, was morgen kommt, mache ich mir keine großen Gedanken, denn ich muss mich um das Heute kümmern. Das Wichtigste ist, dass ich meiner Mannschaft helfe.“

Das gelingt ihm bislang eindrucksvoll.