In sieben Tagen ist es endlich so weit. Dann hat das Warten ein Ende und in München ertönt der Startschuss für ein einmonatiges Fußball-Fest. Während die deutsche Nationalmannschaft nach dem 0:0 gegen die Ukraine noch an ein paar Stellschrauben zu drehen hat, befindet sich ein Nachbar bereits in EM-Form.
Mal wieder Mitfavorit
Die niederländische Nationalmannschafts-Maschinerie läuft wie geschmiert und untermauerte zuletzt ihren Anspruch als Mitfavorit auf den Titel. Beim 4:0-Kantersieg über Kanada zeigte sich die Elftal von ihrer besten Seite und entzückte nicht nur Bondscoach Ronald Koeman.
Besonders ein bekanntes Gesicht aus der Bundesliga sorgte dabei gegen Kanada für Furore. Der Leverkusener Jeremie Frimpong hat seine starke Titel-Form aus der Bundesliga konserviert und zur Nationalmannschaft mitgebracht.
Bayer-Star lässt Davies doppelt alt aussehen
Der 23-Jährige bereitete das 1:0 durch Memphis Depay mit einer punktgenauen Flanke vor und erzielte das 2:0 mit einem Schlenzer ins lange Eck selbst. Sein Gegenspieler auf Kanadas Seite war kein Geringerer als Bayern-Star Alphonso Davies - der gegen Frimpong aber keinen Stich setzen konnte und größtenteils blass blieb.
Vor dem Depay-Treffer ließ Davies dem Leverkusen-Star viel Platz zum Flanken, ohne ihn wirklich zu attackieren. Auch beim zweiten Tor verlor Davies den schnellen Oranje-Star kurz aus den Augen, ein langer Ball in seinen Rücken leitete Kanadas nächsten Rückschlag ein.
Wegen seiner herausragenden Schnelligkeit konnte Davies einen ersten Flankenversuch von Frimpong per Grätsche zwar zunächst noch blocken, doch dann musste er hilflos zusehen, wie sein Kontrahent die Vorlage problemlos verwertete.
„Die Niederlande hat eine Extra-Waffe vor der EM“, titelte De Telegraaf zu dem überzeugenden Frimpong-Auftritt.
Und auch in den eigenen Reihen wurde der Double-Sieger, der auch schon mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde, nach seinem erst dritten Länderspiel mit Lob überschüttet. „Ja, er hat sich wirklich hervorgetan“, sagte Koeman. „Er hat so gespielt, wie er bei seinem Verein spielt. Ich freue mich für ihn. Er hat ein Tor erzielt und eine tolle Flanke zum Tor von Memphis gegeben. Mehr kann ich von Jeremie nicht verlangen.“
„Dann kann nicht einmal Alphonso Davies mit ihm mithalten“
Auch Torschütze Memphis Depay war vom Auftritt seines Mannschaftskollegen begeistert: „Er ist super schnell und hat heute ein Zeichen gesetzt. Wenn er mit dem richtigen Timing in die Tiefe läuft und das mit den Mittelfeldspielern koordiniert, ist er ein gefährlicher Kerl. Dann kann nicht einmal Alphonso Davies mit ihm mithalten“, schwärmte Depay nach dem Spiel beim TV-Sender NOS.
Nach seinem dritten Spiel für Oranje darf sich Frimpong nun berechtigterweise Hoffnungen auf einen Platz in der Startelf machen.
Übrigens: Nicht nur auf, sondern auch nach dem Spiel sorgte er dann noch für Aufsehen in seiner Heimat. Denn im Siegerinterview äußerte er sich auf Englisch, weil er offenbar noch nicht kein flüssiges Niederländisch spricht.
Wichtiger als die Sprache war aber die Botschaft: Frimpongs Worte dürften die kommenden Gruppengegner Frankreich, Österreich und Polen mit besorgter Miene zur Kenntnis genommen haben: „Das ist erst der Anfang, das ist erst die Vorbereitung auf die EM. Ich kann es nicht erwarten, dass das Turnier losgeht.“