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EM 2024: Muss ein Skandalspieler Italien retten?

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EM 2024: Muss ein Skandalspieler Italien retten?

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Skandalspieler und Hoffnungsträger

Für Titelverteidiger Italien geht es im letzten Gruppenspiel um alles. Weil der Vorrunden-K.o. droht, sind mutige Entscheidungen nicht ausgeschlossen - auch der Einsatz eines Skandalspielers nicht.
Spanien untermauert seine Titelambitionen und schlägt Italien im zweiten Spiel der UEFA EURO 2024 mit 1:0.
Für Titelverteidiger Italien geht es im letzten Gruppenspiel um alles. Weil der Vorrunden-K.o. droht, sind mutige Entscheidungen nicht ausgeschlossen - auch der Einsatz eines Skandalspielers nicht.

Immerhin sind die Italiener noch in einer deutlich besseren Ausgangslage: Ein Zähler würde dem Titelverteidiger am Montag (21 Uhr im LIVETICKER) bereits reichen, um den Einzug in die K.o.-Runde als Gruppenzweiter perfekt zu machen. Gegner Kroatien braucht hingegen zwingend einen Sieg, der Vizeweltmeister von 2018 steht nach nur einem Punkt aus zwei Spielen arg unter Zugzwang. Doch auch bei Squadra Azzurra schrillen die Alarmglocken.

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Gegen Spanien (0:1) war das Team völlig chancenlos, einzig Torwart Gianluigi Donnarumma verhinderte eine viel höhere Pleite. Der Europameister von 2021 geht durchaus angeschlagen ins letzte Gruppenspiel. Ein simples „Weiter so“ gibt es nicht. Deshalb baut Nationalcoach Luciano Spalletti seine Startelf auch um. Im Angriff darf Mateo Retegui erstmals von Beginn an ran. Dahinter bekommt Giacomo Raspadori seine Chance.

Auf einen besonders brisanten Schachzug verzichtete der Trainer aber: Laut der Gazzetta dello Sport dachte Nationalcoach Luciano Spalletti darüber nach, Routinier Jorginho aus dem Mittelfeld zu nehmen und dafür Nicolo Fagioli seine erste EM-Chance zu geben. Der nach seiner monatelangen Wettskandal-Sperre überraschend in den italienischen Kader berufene Profi von Juventus Turin wird aber weiter nur Ersatz sein.

Fagioli? „Hat diese Qualität, Kreativität und Physis“

Fagioli, wichtige Figur eines Wettskandals im italienischen Fußball, war im Oktober des letzten Jahres für 12 Monate gesperrt worden. Er soll bei illegalen Sportwetten mehr als eine Million Euro verzockt haben.

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Seine verhältnismäßig geringe Sperre würde sogar noch um fünf Monate reduziert: Unter anderem durch eine halbjährige Therapie gegen seine Spielsucht und eine Geldstrafe von 12.500 Euro verkürzte Favioli seine Auszeit auf nur sieben Monate.

Ende Mai war der Mittelfeldspieler erstmals wieder in der Serie A zum Einsatz gekommen, im Juni wurde Fagioli dann beim torlosen Test gegen die Türkei zu seinem zweiten Länderspiel eingewechselt.

Seine Nominierung für die EURO rief Kritik hervor, nicht nur aus moralischen Gründen. Ganze 441 Einsatzminuten hatte Fagioli in dieser Saison. Während der EM kam er bisher keine Sekunde aufs Feld.

Trotzdem lobt Spalletti: „Nicolo hat diese Qualität, Kreativität und Physis, die es auf dem Platz braucht.“

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„Eine Sucht wie diese ist nie wirklich besiegt“

Das Thema Spielsucht ist nach wie vor ein großes Thema, wie Fagioli kürzlich verriet. „Eine Sucht wie diese ist nie wirklich besiegt. Ich weiß nur, dass ich nicht aufgehört habe und nicht aufhöre, sie zu bekämpfen. Ich wäre ein Lügner, wenn ich behaupten würde, dass sie nicht immer wieder auftaucht, dass sie nicht ab und zu ihr verführerisches Lied anstimmt“, sagte er der Gazzetta dello Sport: „Aber jetzt zähme ich sie, indem ich einfach daran denke, wie sehr sie mich verletzt hat.“

„Die Spielsucht hatte mein Leben verschlungen, sie war zu einem Albtraum geworden. Ich wurde von einem Vakuum verschluckt, das niemandem ins Gesicht schaut. Ich fühlte mich wie erstickt, konnte aber keinen Ausweg finden“, schilderte Fagioli.

Dass der Skandal aufgeflogen sei, nahm er deweil als „Befreiung“ wahr: „Dieser Tornado, der mich gegen die Wand schleuderte, hat mich gezwungen, erwachsen zu werden oder zumindest mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Spalletti könnte ihn jetzt noch ein Stück weiter in die Normalität holen.

Für Spalletti ist der Fall Fagioli abgeschlossen

„Ich habe nicht die Absicht, mich mit der ethischen Frage zu befassen“, verkündete Italiens Nationaltrainer: „Fagioli hat für den schweren Fehler, den er gemacht hat, bezahlt, und deshalb schließe ich das hier ab. Ich hoffe, dass er eine Karriere voller Zufriedenheit haben wird.“

Passend dazu schrieb die italienische Tageszeitung La Repubblica, Fagioli habe „das Ende des Tunnels erreicht“. Er könne „zu Spallettis Trumpf in der Hand werden. Damit der Titelverteidiger nicht fällt.“

Denn trotz der herben Ernüchterung nach dem Spanien-Spiel will Italien an seinem eingeschlagenen Weg festhalten. Spalletti, der erst seit zehn Monaten im Amt ist, soll ausreichend Zeit bekommen, um Spieler wie Fagioli zu entwickeln und dem Team seine offensive Spielidee zu vermitteln.

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„Wir brauchen Geduld und viel harte Arbeit“, stellte Verbandspräsident Gabriele Gravina klar. Spalletti habe „eine Philosophie, die wir teilen und der wir folgen wollen“.

Welchen Anteil Fagioli dabei kann, verdeutlichte er in der Saison 2022/23 - seiner ersten in der Serie A. In 26 Spielen stand er da für Juventus Turin auf dem Rasen, schoss drei Tore und bereitete weitere vier vor.

Nun darf Italiens Skandalspieler zumindest als Joker auf sein EM-Debüt hoffen und sportliche Schlagzeilen schreiben. Aber: Letztlich zählt nur das Weiterkommen. Ganz egal, ob mit oder ohne Fagioli auf dem Rasen.