Es ist Sommer, die besten Spieler Europas kämpfen um den EM-Titel und ein junger Portugiese läuft heiß. Renato Sanches sorgt mit Power und Leidenschaft für mächtig Wirbel - acht Jahre ist das nun her.
Wird er das nächste EM-Wunderkind?
Der damalige Teenager Sanches hatte großen Anteil am EM-Coup seines Landes, seine ebenso entschlossenen wie wilden Auftritte galten als großes Versprechen für die Zukunft. Die Fans erhofften sich einen kommenden Weltstar. Erfüllen konnte der heute 26-Jährige die Erwartungen nicht.
Der nächste Sanches angeblich auf Bayerns Radar
Auf die EM folgte ein Wechsel zum FC Bayern, der am Ende beide Seiten enttäuscht zurückließ. Der erhoffte Topspieler wurde Sanches letztlich nie.
Kurz vor Start der EM in Deutschland schickt sich nun ein weiteres Portugal-Juwel an, es besser zu machen. Die Rede ist von Joao Neves, der wie Sanches im zentralen Mittelfeld beheimatet ist. Und der, das sei zumindest am Rande erwähnt, zuletzt immer wieder auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde.
Am Dienstag, dem 18. Juni, wird es für den 19-Jährigen das erste Mal so richtig ernst auf internationaler Bühne: Portugal startet um 21 Uhr gegen Tschechien in die EM. Neves könnte mit nur sechs Länderspieleinsätzen - davon nur ein Mal in der Startelf - zum Dreh- und Angelpunkt der portugiesischen Nationalmannschaft werden.
Das zumindest deutete Portugals Nationaltrainer Roberto Martínez im Podcast Five an. „Was ihn wirklich auszeichnet, ist, dass er in der Lage ist, fast immer am richtigen Ort zu sein. Er ist technisch sehr stark mit beiden Füßen, mit einer sehr guten Balance und Wahrnehmung, die es ihm ermöglicht, den Ball sehr gut zu schützen“, schwärmte der Coach im Gespräch mit United-Legende Rio Ferdinand.
Neves glänzt im entscheidenden Spiel
Auf das Toptalent war Martínez schon früh aufmerksam geworden. Er gab an, den heutigen Spieler von Benfica Lissabon das erste Mal in der portugiesischen U19-Auswahl wahrgenommen zu haben. Schon damals habe er in dem Talent etwas Besonderes gesehen. „Er ist ein Spieler, der aus dem Mittelfeld heraus eine sehr gute Wahrnehmung des Spiels haben kann“, erzählte Martínez.
Um ihn nicht zu verbrennen, entschied er sich dazu, Neves zunächst nur bei der U21-EM zu belassen. Nach einem „sehr guten“ Turnier entschied sich der 50-Jährige, den defensiven Mittelfeldspieler beim Spiel gegen den FC Porto zu beobachten. Neves wusste zu glänzen und wurde beim 1:0 Sieg der Lissabonner sogar zum Spieler des Tages gekürt.
„Es sind Momente wie diese, in denen man als Nationaltrainer weiß: Wenn er in solch einem Spiel der Beste auf dem Platz sein kann, dann ist es mehr als klar, dass er bereit ist für die Nationalmannschaft“, berichtete Martínez.
Mitspieler sprintet für Neves zur Bank
Als Neves dann tatsächlich ein Teil der portugiesischen Nationalmannschaft wurde, überraschte er auch mit seinen zwischenmenschlichen Qualitäten. „Während er noch auf der Bank saß, schoss Joao Cancelo ein Tor. Er sprintete dann zur Bank, um mit Neves zu feiern, den er erst vor drei Tagen kennengelernt hatte. Ich denke, das sagt viel darüber aus, was für eine Person Joao Neves ist“, erzählte der Nationaltrainer.
Und auch die Zahlen sprechen für den jungen Fußballer: Jüngst wurde Neves für den „Golden Boy“ nominiert. Die von der italienischen Sportzeitung Tuttosport vergebene Trophäe zeichnet den besten Jugendspieler aus. Die qualifizierten Talente werden nach dem „Football Benchmark Index“ bewertet. Dort rangiert Neves derzeit auf Platz zwei.
Auch nach dem Ende der EM könnte es für den Portugiesen spannend bleiben. Neves wird unter anderem auch als möglicher Neuzugang bei Manchester United gehandelt. Nationaltrainer Martínez traut dem Talent den Schritt nach England zu. Er sei sich „zu 100 Prozent sicher“, dass Neves bereit ist, für einen Premier League-Titelkandidaten zu spielen.
Der Nationaltrainer geht davon aus, dass die kommenden 50 Spiele „sehr wichtig“ für eine mögliche Star-Karriere seien. Das Versprechen für die Zukunft, das einst auch der sensationelle EM-Auftritt von Sanches bedeutete, verkörpert auch Neves.
Die Frage ist nur, ob Neves wirklich der erhoffte Weltstar wird.