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EM 2024: "Ich lasse mich noch nicht mitreißen" | SPORT1-Kolumne von Holger Badstuber

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EM 2024: "Ich lasse mich noch nicht mitreißen" | SPORT1-Kolumne von Holger Badstuber

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Lasse mich noch nicht mitreißen

Holger Badstuber ordnet in seiner EM-Kolumne den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft im Eröffnungsspiel gegen Schottland ein. Er kann die Euphorie nach dem überzeugenden 5:1-Sieg verstehen, mahnt aber dennoch zur Demut.
Deutschland gewinnt das Auftaktspiel der UEFA EURO 2024 souverän mit 5:1 gegen Schottland.
Holger Badstuber ordnet in seiner EM-Kolumne den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft im Eröffnungsspiel gegen Schottland ein. Er kann die Euphorie nach dem überzeugenden 5:1-Sieg verstehen, mahnt aber dennoch zur Demut.

Hallo Fußball-Fans,

zum Start meiner EM-Kolumne bei SPORT1 eines vorweg: Schon als aktiver Profi - ob bei Bayern, Schalke, Stuttgart oder der Nationalmannschaft - war mir eine authentische Meinung immer wichtig. Das hat sich nicht geändert.

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Wer also nach dem 5:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland zum EM-Auftakt zu sehr auf einer Euphoriewelle reitet, bitte gerne. Ich lasse mich noch nicht mitreißen.

Die Atmosphäre rund um das Spiel in München, die Bilder, die im TV gezeigt wurden, die sehenswerten Tore, das war alles toll, ja, aber bis zum erhofften Sommermärchen steht noch ein langer Weg bevor.

„Jetzt zählt trotzdem nur eines: Demut“

Vom Resultat war ich am Freitagabend letztlich nicht überrascht, eher von der Leistung des Gegners. Die Schotten haben auf ganzer Linie enttäuscht. Da waren keine Struktur und keine Ideen nach vorne. Körperlich haben sie den Deutschen nichts entgegengesetzt. So wurde das Spiel weder physisch noch mental eine große Herausforderung für das DFB-Team. Bereits nach 20 Minuten war es praktisch entschieden. In dieser Verfassung war Schottland nicht mehr als ein perfekter Aufbaugegner für Deutschland.

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Wertvoll war der Sieg trotzdem, den musst du auch erstmal in dieser Höhe mitnehmen. Das gibt Selbstvertrauen. Aber jetzt zählt trotzdem nur eines: Demut, Demut, Demut.

Die bevorstehenden Spiele gegen Ungarn und vor allem gegen die Schweiz werden schwieriger. Beide Teams werden die deutsche Mannschaft mehr fordern. Essenziell werden in der Vorbereitung darauf die Führungsspieler Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos und Ilkay Gündogan sein, um die Stimmung innerhalb der Mannschaft zu kontrollieren und eben nicht schon jetzt völlig losgelöst abheben zu lassen.

„Das Herzstück bleibt die Zentrale“

Was mich für den weiteren Turnierverlauf optimistisch stimmt, ist die spielerische Identität, die sich durch die Handschrift von Bundestrainer Julian Nagelsmann abzeichnet. Der Ball läuft kontrolliert durch die eigenen Reihen, mit vielen Kurzpässen, in Dreiecken, mit Kombinationen auf engstem Raum. Mit dem richtigen Timing wird verlagert und der Ball scharf in den Raum gespielt, wo Jamal Musiala, Florian Wirtz oder Kai Havertz sich positionieren. Das wirkt stimmig und passend zu den individuellen Stärken.

Dass Wirtz und Musiala das Zeug dazu haben, Deutschland bei der EM zu begeistern, habe ich schon oft betont und fühle mich nach deren Leistung jetzt absolut bestätigt. Ihre Kreativität ist herausragend, was große Lust auf mehr macht. Gegen Schottland bekamen sie viel Freiheiten. Spannend wird es, wie und ob sie sich gegen kompaktere Abwehrreihen ebenfalls behaupten können.

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Herzstück bleibt die Zentrale mit Toni Kroos und Robert Andrich. Obwohl sie noch nicht so oft nebeneinander gespielt haben, harmonieren sie auffällig gut miteinander, weil sie sich in ihren Fähigkeiten optimal ergänzen.

„Die Bank kann noch entscheidend sein“

Auch die zweite Reihe kann sich sehen lassen, wie der EM-Auftakt gezeigt hat. Nagelsmann hat ökonomisch agiert, einige Kräfte geschont und hungrige Spieler eingewechselt. Niclas Füllkrug, Leroy Sané, Thomas Müller und auch Emre Can haben dabei gute Impulse gesetzt. Deniz Undav ist ebenfalls immer für ein Joker-Tor gut. Die Bank kann noch entscheidend sein - da haben wir also gute Voraussetzungen. Wir können definitiv mit den Spitzenteams konkurrieren!

Natürlich bleibt der Druck hoch, das ist auch gut so bei einem großen Turnier. Aber vielen war auch die Erleichterung über die große Unterstützung der eigenen Fans anzusehen.

Die Grundstimmung ist positiv in Fußball-Deutschland. Das ist schön.

Euer Holger Badstuber

Holger Badstuber absolvierte in seiner aktiven Karriere 166 Bundesliga-Partien für den FC Bayern, Stuttgart und Schalke sowie 31 A-Länderspiele für Deutschland. Mit Bayern gewann er 2013 die Champions League, sechsmal die deutsche Meisterschaft und dreimal den DFB-Pokal. Mit Deutschland wurde er 2010 in Südafrika WM-Dritter. Für SPORT1 beleuchtet er in seiner exklusiven Kolumne die Brennpunkte der Heim-EM 2024.