Kurz vor Schluss schallte doch noch einmal „Major Tom“ durch den Borussia-Park: Joker Pascal Groß rettete mit seinem späten Treffer zum 2:1 (0:1)-Endstand gegen Griechenland die durchwachsene EM-Generalprobe der deutschen Nationalmannschaft, die eine Woche vor Turnierbeginn plötzlich eine Torhüter-Diskussion am Hals hat.
Groß rettet DFB-Team
Begünstigt von einem Patzer von Manuel Neuer gingen die Griechen durch Giorgos Masouras (33.) in Führung. Kai Havertz (56.) gelang mit einem abgefälschten Schuss aus der Drehung der Ausgleich. Groß (89.) traf kurz vor Schluss sehenswert von der Strafraumgrenze aus.
„Man weiß, dass im Fußball auch schlechte Halbzeiten dazu gehören. Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden - aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden“, sagte Rückkehrer Toni Kroos bei RTL: „In der ersten Halbzeit haben wir viele Bälle hergeschenkt, da sind wir in zwei, drei Konter gelaufen.“
Nagelsmann, der vor dem Anpfiff das EM-Aus für Alexander Nübel bestätigte, verzichtete bei seiner Aufstellung auf große Experimente. Die beim 0:0 gegen Ungarn noch abwesenden Champions-League-Sieger Kroos und Antonio Rüdiger standen erwartungsgemäß in der Startelf.
Neuer patzt folgenschwer
Doch eine Woche vor dem EM-Auftakt gegen Schottland (Freitag, ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) fand die deutsche Mannschaft nur schwer ins Spiel. Die nicht für die EURO qualifizierten Griechen zwangen die Deutschen mit frühem Pressing zu Fehlern. Düsseldorf-Stürmer Christos Tzolis hatte freistehend gleich zweimal die Führung auf dem Fuß (7.), aber Neuer parierte mit starken Reflexen.
Trotz der Kroos-Rückkehr fehlte die Passschärfe. Nagelsmann stapfte wütend durch seine Coachingzone und versuchte verzweifelt, das Spiel zu ordnen. Die Abwehr zeigte sich anfällig, dem Angriff fehlten es gegen das massive 4-4-2 der Nummer 50 der Weltrangliste an Tempo. Nach einer knappen halben Stunde waren erste Pfiffe zu vernehmen, Nagelsmann schimpfte.
Ein zu zentraler Distanzschuss von Jamal Musiala (22.) war das erste zaghafte Offensiv-Lebenszeichen der DFB-Elf, die sich nach gut einer halben Stunde eine fatale Fehlerkette leistete. Im Aufbau brachte Jonathan Tah Musiala in Bedrängnis, der daraufhin den Ball verlor. Einen eher harmlosen Flachschuss von Tzolis rutschte Neuer durch die Hände und Masouras staubte ab (33.).
Der Rückstand wirkte wie ein Weckruf. Tah köpfte nach einem Freistoß von Kroos knapp vorbei (40.). Nur drei Minuten später zappelte der Ball im Netz der Griechen, aber der vermeintliche Torschütze Kai Havertz stand zuvor im Abseits. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte verhinderte Odysseas Vlachodimos erneut gegen Havertz den Ausgleich (45.+2).
Joker Sané bereitet Ausgleich vor
Nach dem Seitenwechsel brachte Nagelsmann Leroy Sané für den blassen Florian Wirtz. Und der Bayern-Star bereitete gleich den Ausgleichstreffer vor. Seinen Pass zurück von der Grundlinie verwertete Havertz aus der Drehung, Manolis Siopis fälschte noch entscheidend ab und ließ seinem Keeper Vlachodimos so keine Abwehrchance (56.).
Das DFB-Team kontrollierte nun das Spiel, die Griechen zogen sich weit zurück. Mit einem Vierfachwechsel - unter anderem kam Niclas Füllkrug für Robert Andrich (68.) - setzte Nagelsmann noch mal einen Impuls von der Bank.
Henrichs scheitert an der Latte
Die Griechen wechselten in der Schlussphase noch den Torwart. Vlachodimos räumte seinen Kasten für Petros Mantalos (78.), der 31-Jährige feierte damit sein Länderspieldebüt.
Und der ebenfalls eingewechselte Nico Schlotterbeck prüfte Mantalos gleich mal mit einem Distanzschuss, den der Keeper zwar parieren, aber nicht festhalten konnte (81.). Benjamin Henrichs knallte den Ball kurz darauf an die Latte (83.). Dann erlöste Groß das DFB-Team.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)