Eine fast perfekte Torgala gegen die „Tartan Army“! Die deutsche Nationalmannschaft hat mit einem klaren 5:1 (3:0)-Erfolg gegen Schottland zum Auftakt der Heim-EM für große Euphorie gesorgt.
Deutsches Rekord-Spektakel
Schon nach 20 Minuten waren alle möglichen Zweifel am schließlich höchsten Auftaktsieg der EM-Geschichte durch „Wusiala“ wie weggeblasen: Florian Wirtz (10.) und Musiala mit einem Treffer zum Genießen (18.) brachten die Mannschaft um den begnadeten Strippenzieher Toni Kroos früh in Führung. Nach einem brutalen Foul im Strafraum an Ilkay Gündogan, für das Ryan Porteous die Rote Karte sah (44.), erhöhte Kai Havertz (45.+1).
Der eingewechselte Niclas Füllkrug (68.) leitete den höchsten deutschen Sieg bei einer EM-Endrunde ein - daran änderte auch nichts mehr, dass Antonio Rüdiger ein kurioses Kopfball-Eigentor unterlief (87.). Den Schlusspunkt setzte der nachnominierte Emre Can (90.+3).
„Ersten zwanzig Minuten waren beeindruckend“
Der Sieg der DFB-Elf hätte auch noch höher ausfallen können, doch Füllkrug stand bei seinem zweiten Treffer im Abseits (77.).
„Die ersten zwanzig Minuten waren schon beeindruckend“, sagte Nagelsmann im ZDF. „Wir haben es bis zum Ende konzentriert durchgespielt, das war schon sehr, sehr gut.“
Auch Musiala jubelte: „Einen besseren Start konnten wir nicht haben“, betonte er bei MagentaTV. „Wir haben die Stimmung gesehen im ganzen Land, und das brauchen wir.“ Die Mannschaft habe „gut starten“ wollen, „das haben wir gemacht. Wir haben einen guten Plan gehabt, wir haben Vertrauen in unseren Trainer und unsere Taktik.“ Er schloss: „Wenn wir gut im Flow sind, läuft das.“ Niclas Füllkrug sprach von einem „überragenden Auftakt“.
Schottland nur auf Rängen stark vertreten
„Ich finde, sie haben gut vorgelegt“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei MagentaTV schon in der Halbzeitpause: „Und wenn ich mich an das Sommermärchen 2006 erinnere, das hat hat auch in München gut begonnen.“
Befürchtungen, die Schotten könnten der deutschen Mannschaft das Leben schwer machen, erwiesen sich während der gesamten Partie als unbegründet. Tatsächlich waren die „Bravehearts“ limitiert in ihren Mitteln und ein Spielball der hochkonzentrierten Gastgeber. Am Mittwoch (19. Juni) in Stuttgart gegen die Ungarn und vier Tage später (23. Juni) in Frankfurt gegen die Schweiz dürfte es für die DFB-Auswahl schwieriger werden. Aber: Ein Anfang ist gemacht - die Fans sind selig.
Die beinahe schlagartig spürbare Begeisterung für die EM und die deutsche Mannschaft, die sich zunächst am Freitagnachmittag in den Fanzonen in München und Berlin breitgemacht hatte, war bereits beim Warmmachen auch im Stadion hörbar: Nagelsmanns Auserwählte empfing trotz noch nicht vollbesetzten Rängen ein erster Sturm der Begeisterung - der aber von den schottischen Anhängern noch deutlich übertroffen wurde.
Besondere Momente bei Eröffnungsfeier
Dann ging er los, der Kampf um den Pokal, den Franz Beckenbauers Witwe Heidi eskortiert von Bernard Dietz und Jürgen Klinsmann auf den Rasen getragen hatte. Nagelsmann, der mit Spielbeginn einen Rekord als jüngster Trainer bei einer EM aufstellte (36 Jahre, 327 Tage), bekannte, dass „ein bisschen Nervosität“ da sei. Diese sei aber auch nötig „für die letzte Spannung“. Zugleich verbreitete er im ZDF Optimismus: „Unser Plan ist ausreichend gut, dass wir das Spiel gewinnen können.“
Die älteste deutsche Startelf bei einem Turnierauftakt seit der EM 2000 probierte es gleich mit einem einstudierten Spielzug, die Schotten aber ließen sich nicht überrumpeln. Die „Bravehearts“, hatte Nagelsmann erklärt, gäben „viel Räume hinter der Kette preis, da haben wir gute Optionen“. Tatsächlich dauerte es keine zehn Minuten, da war die Lücke gefunden: Kroos passte auf Kimmich, Kimmich auf Wirtz, direkte Abnahme von der Strafraumgrenze, Flachschuss, Innenpfosten, Tor.
Wirtz wurde zum jüngsten deutschen Torschützen bei einer EM-Endrunde (21 Jahre, 42 Tage), keine acht Minuten später folgte ein Auftritt zum Zungeschnalzen: Musiala tanzte Callum McGregor aus und jagte den Ball ins Tordreieck. „Oh, wie ist das schön“, dröhnte es durch die Arena. Danach ging die deutsche Mannschaft in eine Art Verwaltungsmodus über, allerdings ohne nachlässig zu werden. Sie wartete geduldig auf weitere Chancen und schaltete sofort einen Gang hoch, wenn sich diese ergaben.
Übles Foul an Gündogan
Kurz vor der Pause ergab sich eine dieser Gelegenheiten - Schottlands zentraler Verteidiger Porteous aber ging im Strafraum derart gnadenlos zu Werke, dass es zunächst schien, als würde der schwer getroffene Gündogan nicht mehr aufstehen. Schiedsrichter Clement Turpin blieb die Ruhe selbst, ging zum Spielfeldrand, schaute sich alles noch mal genau an, und er traf die folgerichtigen Entscheidungen: Elfmeter für Deutschland, Rot für den Abräumer.
Das machte die Aufgabe für die DFB-Elf noch leichter. Sie erspielte sich weitere Chancen, kontrollierte ansonsten das Spiel nach Belieben. Der Vortrag war so seriös, dass Torhüter Manuel Neuer bis zum 4:1 kein einziges Mal zu einem konsequenten Eingreifen genötigt wurde. Nagelsmann konnte sogar genau jenen Spielern frühzeitig Praxis verschaffen, die knapp hinten dran stehen: Pascal Groß, Leroy Sane, Füllkrug und Thomas Müller. Und das Publikum sang: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)