Die deutsche Nationalmannschaft hat sich mit einem 2:0-Sieg gegen Dänemark für das Viertelfinale der Heim-EM qualifiziert.
Kimmich lobt Dortmunder Publikum
Was nach einem standardmäßigen Erfolg für das DFB-Team klingt, war in Wahrheit ein Fußballspiel, das - nicht zuletzt durch die lange Gewitterunterbrechung - in die Annalen eingehen wird.
Am Ende war der Sieg für die Elf von Julian Nagelsmann verdient, wenn auch in einigen Szenen das Quäntchen Glück im Spiel war.
Die Stimmen vom ZDF, Magenta-TV und aus der Mixed Zone.
Julian Nagelsmann:
„Ein skurriles Spiel irgendwie. Am Anfang hatten wir mitunter die besten 20 Minuten des Turniers. Da waren wir überragend gut drin, haben in meiner Meinung auch ein reguläres Tor geschossen. Es war schon sehr kleinlich gepfiffen, die Aktion, finde ich.“
Moderator Johannes B. Kerner unterbricht: „Ja, Kimmich hat ein bisschen geblockt?!“
Nagelsmann: „Dann musst du jede Ecke abpfeifen, wird alles geblockt. Es ist das Hauptmittel bei Standardsituationen. Bei jeder Ecke ist das der Fall. Es ist kein Block, keine brutale aktive Bewegung. Ich glaube, in England, wo der Schiedsrichter zuhause ist, da pfeift er das nicht. Ist auch egal: Am Ende war es ein Spiel voller Widerstände, muss man ehrlicherweise sagen. Wir hatten natürlich auch in der einen oder anderen Situation Glück und Dänemark hier ein bisschen Glück. Dann Gewitterpause. Dann kommst du gut aus der Pause raus, bisschen den Plan angepasst. Dann kriegen wir ein Tor, was ein Millimeter abseits war. Brutal knapp. Kurz dann den Rhythmus verloren. Es waren viele Widerstände, es war das ganze Spiel über hektisch. Wir haben nach den ersten 20 Minuten ein bisschen einen Bruch gehabt im Spiel. Ich finde aber, wir haben gut gegen die Widerstände angekämpft. Die Resilienz der Truppe ist schon stark gewesen. Am Ende können wir drei, vier Tore noch machen, glaube ich – bei Kontersituationen. Wir sind schon verdient weitergekommen, auch wenn es nicht glasklar war.“
Nagelsmann: „Kann man pfeifen, muss man nicht“
... über den Elfmeter: „Die Handregel wird ja seit Jahren diskutiert. Am Ende ist es halt eine Flanke, die in den Sechzehner reinfliegt und dann von der Hand abgefälscht wird. Kann man pfeifen, muss man nicht. „Wenn ich richtig aufgepasst habe, in der Regelkunde vor der EM, dann ist das ein Handspiel. Nach der Regel.“
... über seine Gelbe Karte: „In einer Szene habe ich mich geärgert, dass wir das Tor nicht machen. Und dann, dass wir nicht quer spielen. Wenn wir quer spielen, gibt es glaube ich Elfmeter und eine Rote Karte, gegen Leroy. Und da habe ich gefragt, ob der Spieler keine persönliche Strafe kriegt, weil es ein Foul ist. War ehrlich gesagt überflüssig, weil wir einen freien Abschluss hatten, den wir nicht gemacht haben. Aber: Auch Trainer machen Fehler (lacht).“
Joshua Kimmich:
... über das Spiel: „Es ist sehr viel passiert heute. Der Schiedsrichter hat den Block von mir gepfiffen, ich glaube nicht, dass er das abpfeifen muss. Dann machen die Dänen das 1:0, das wegen Abseits abgepfiffen wurde. Das haben wir natürlich gerne genommen und danach haben wir wieder besser ins Spiel gefunden. Dann sind wir kurze Zeit später in Führung gegangen, was uns aber nicht viel Sicherheit gegeben hat. Wir haben nicht so viel Fußball gespielt, sondern auf verwalten. Hintenraus haben wir es gut gemacht und sind noch zu vielen Chancen gekommen.
... über den weiteren Turnierverlauf: „Wir wissen, wo wir stehen und wissen, dass wir jeden schlagen können. Wir wissen aber auch, dass wir auch zu schlagen sind. Wir haben jetzt eine gute Serie und schon länger kein Spiel mehr verloren. Das gibt uns Selbstvertrauen - auch weil wir wissen, dass wir Jungs auf der Bank haben, die uns besser machen. Auch heute hatten wir gute Einwechslungen und das macht eine gute Mannschaft aus.“
... über die Fans in Dortmund: „Man hat heute gemerkt, dass die Fans extrem da waren. Von allen vier Spielen fand ich heute mit Abstand die beste Stimmung von unseren Fans. Die waren präsent, hungrig, laut. Und ich hoffe, dass das beim nächsten Spiel wieder so wird.“
Antonio Rüdiger:
... über das Spiel: „Es fühlt sich sehr gut an. Wenn man das Spiel gesehen hat, wir waren von Anfang an dominant. Was wir kritisieren können, ist: Dass wir sie nicht schon vorher getötet haben. Wir haben zu viele Chancen liegengelassen.“
Gewitter? VAR? „Ja, es ist natürlich nicht einfach. Aber, die Mannschaft zeigt einfach einen guten Charakter. Trotz aller Widrigkeiten, wir sind immer wieder zurückgekommen. Wir haben noch drei Endspiele.“
Spanien oder Georgien? „Wir nehmen es, wie es kommt. Fertig, Aus.“
David Raum:
„Es war ein wildes Spiel: Wetter, VAR, Elfmeter, viele Chancen. Für den neutralen Zuschauer war es interessant, für die deutschen nervenaufreibend. Die Freude überwiegt. Die Fans im Stadion und zuhause sind auch happy. Der Trainer entscheidet, wie er spielen will. Ich habe es im Laufe des Tages erfahren und hatte es ein bisschen gehofft. Vor dem Elfmeter, das war glaube ich auch meine Flanke. Jeder ist mit Herz dabei - das macht es aus in dem Turnier.“
Nico Schlotterbeck:
... über die Atmosphäre: „Ich glaube, dass wir ein super Spiel gemacht haben. Wir hatten wieder wahnsinnige Fans heute hinter uns. Das Stadion hat gebebt. Das bin ich gewohnt von Dortmund, von der Nationalmannschaft nicht so. Ich freue mich riesig, auch für die Mannschaft. Wir haben uns das verdient, nach der harten Arbeit. Ich bin froh, dass wir ins Viertelfinale gekommen sind.“
Kramer: „Ich liebe Nico Schlotterbeck“
... über seinen ersten Startelfeinsatz „Ich merke das natürlich. Ich hatte jetzt nicht die glücklichsten Auftritte beim DFB. Ich mache mir, glaube ich, da am meisten Druck. Nicht so sehr von außen. Deswegen bin ich gottfroh, dass wir zu Null gespielt haben. Wir haben außergewöhnlich verteidigt und kaum was zugelassen – bis auf die eine Szene, die ich selber produziert habe.“
... über die Stimmung im Team: „Du merkst, dass diese Mannschaft eingespielt wirkt. Wir haben etwas im Land ausgelöst. Ich bin froh, dass man es hineinkatalysieren kann in das Spiel. Wir spielen mit Euphorie, mit Spaß, was am Fußball das Schönste ist. Ich freue mich riesig, auch auf das Spiel in Stuttgart. Ich bin fünf Kilometer von dort aufgewachsen. Meine ganzen Jungs und meine Familie werden im Stadion sein. Ich freue mich riesig.“
Christoph Kramer:
... über die strittigen Entscheidungen: „Es ist nach der Regel auf jeden Fall ein Elfmeter. Tut mir leid für Andersen, diese fünf Minuten braucht kein Mensch in seinem Leben. Aber es ist alles korrekt. Es war Hand und es war Abseits.“
... über Nico Schlotterbeck: „Wenn ich mir aussuchen darf, welche Spieler mein Land vertreten, dann immer die, die mutig sind. Und zum Mut gehören auch Fehler. Ich liebe Nico Schlotterbeck dafür, dass er immer gleich bleibt. Dass er sich - egal, was passiert, egal, wo er spielt - nicht nervös machen lässt, sondern auch mal hinten dribbelt. Das darf man nicht machen, das ist eine Todsünde im Fußball - aber trotzdem mag ich, dass er mutig spielt.“