Der Fernsehkommentar dürfte dem einen oder anderen Fan noch im Ohr liegen: „Jetzt vielleicht nochmal … Odonkor … und jetzt ist es da. Oliver Neuville.“ Deutschland geht bei der Heim-WM 2006 in der Nachspielzeit gegen Polen in Führung – der Grundstein für das emotionale Sommermärchen. Beide Hauptbeteiligten kamen damals von der Bank.

Genauso wie am Sonntag-Abend im Frankfurter Stadion David Raum und Niclas Füllkrug, die der DFB-Elf durch den Last-Minute-Treffer den Gruppensieg sicherten.

DFB-Star Raum macht´s wie Odonkor

Raum dribbelte über die linke Seite, guckte ins Zentrum, verzögerte kurz und flankte haargenau auf den einköpfenden Füllkrug – der emotionale Höhepunkt des Abends.

„Ich war acht Jahre alt, war im Garten bei Freunden oder bei uns im Hof zuhause. Das war mein erstes großes Turnier“, erinnerte sich Raum an den Odonkor-Moment vor 18 Jahren und weiter:

„Ich weiß nur, dass ich es immer wieder übe. Dass das eine meiner Stärken ist. […] Und das ist dann einfach meine Art. Ich lege ihn mir vor, ich weiß, Fülle läuft ein, ich bringe das Ding scharf und so wie wir das im Training geübt haben, hat er ihn reingemacht. […]

DFB-Stürmer Füllkrug lobt „Waffe“ Raum: „Wahnsinns-Flanke“

Raum auf Füllkrug, Kopfball, Tor! Das ist keine völlige Neuigkeit. Denn im Training in Herzogenaurach gab es genau diesen Ablauf zuhauf, wie Raum nach der Partie verriet: „In jedem Training gibt es am Ende einen Flanken-Rundlauf, wo sich der Fülle immer wieder über Flanken von mir freut. Der spielt da die Bälle immer mit Absicht zu mir raus. […] Harte Arbeit zahlt sich eben aus.“

Auch der Flanken-Verwerter, Niclas Füllkrug, war voll des Lobes über seinen Vorbereiter: „Was natürlich auch wichtig ist in einem Turnier, dass man nochmal Waffen einwechseln kann. David hat einfach eine Wahnsinns-Flanke.“ – Die Erlösung für die deutsche Mannschaft.

Leipzig-Profi Raum meldet DFB-Startelf-Ambitionen an

Denn lange fiel es der DFB-Elf gegen aggressive Schweizer schwer, zielführende Lösungen zu finden. Mit seiner Art und Weise, meldet Raum Ambitionen an die Startelf an. Gerade weil Maximilian Mittelstädt (SPORT1-Note: 5) nicht überzeugen konnte.

„Jeder, der sagt, er hat nicht Bock von Anfang an aufzulaufen, können wir nach Hause schicken. Natürlich will man immer spielen. Ich glaube, am Ende ist wichtig, dass wir es dem Trainer so schwer wie möglich machen. Am Ende kennen wir aber alle unsere Rollen“, meinte der Leipziger.

DFB-Profi Raum jobbte einst im Adidas-Lager

Raum strahlte über beide Ohren. „Wir sind mega happy. Ich hatte meinen ersten Turniermoment und ich konnte meine Rolle umsetzen. Ich konnte der Mannschaft was geben, als ich auf den Platz kam und genau das hatte ich mir vorgenommen. Deswegen bin ich heute einfach glücklich“, gab sich der 26-Jährige ganz uneigennützig.

Feststeht: Raum fühlt sich im Kreise der Nationalmannschaft pudelwohl, fällt mit seiner guten Laune auf. Vielleicht auch, weil der gebürtige Nürnberger in Herzogenaurach, im DFB-Teamcamp, einen Heimvorteil genießt. Denn schon während seiner Zeit in der Fürther U19 jobbte er bei Adidas. „Ich habe im Lager gearbeitet. […] Bin dort mit der Ameise herumgefahren. Das war eine gute Zeit“, erinnerte sich Raum bei SPORT1.

Jetzt ist er wieder beruflich hier – als Profifußballer beim DFB.

Raum drängt in die Startelf: „Es ist mir piepegal, …“

Dem Trainerteam sind diese Qualitäten nicht verborgen geblieben. Schon vor der Partie soll Co-Trainer Sandro Wagner den Verteidiger vorgewarnt haben, dass er zum Einsatz kommen könnte. Raum entgegnete ihm trocken: „Sandro, es ist mir piepegal wo ich reinkomme, wann ich reinkomme, ich will auf den Platz.“ Egal wie viele Spielminuten es am Ende für den Außenverteidiger noch werden, ein Wunsch dürfte sich der „neue Odonkor“ David Raum, aber ohnehin schon erfüllt haben: „Ich hoffe, dass meine Flanke auf ihn (Füllkrug; Anm. d. Red) auch in Erinnerung bleibt.“