Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2022 steht die belgische Nationalmannschaft mit Nationaltrainer Domenico Tedesco bei der EM in Deutschland unter Druck. Hoffnung dürfte den „Roten Teufeln“ machen, dass das Team seit dem Amtsantritt des ehemaligen Bundesliga-Trainers im Februar 2023 noch kein Spiel verloren hat.
„Signale von einer Drohne“
In seinem ersten Turnier als Nationalcoach baut Tedesco vor allem auf seinen Kapitän Kevin De Brunye. „Er ist ein sehr besonderer Spieler, den wir deshalb ganz bewusst und in besonderer Weise einbeziehen“, erklärte der Deutsche im Interview mit der SZ über den Mittelfeldspieler von Manchester City.
Tedesco hob speziell De Brunyes Fähigkeit hervor, Räume zu finden, „die andere nicht erkennen“. Diese Intuition des 32-Jährigen sei „atemberaubend“.
„Manchmal habe ich das Gefühl, er bekommt von einer Drohne am Himmel Signale geschickt“, fuhr Tedesco über seinen wichtigsten Spieler fort. „Er hat einfach ein überragendes Gefühl für die Statik des Spiels.“
Courtois-Zoff: „Zu dem Thema ist alles gesagt“
Nicht Teil des belgischen EM-Kaders ist hingegen Star-Torhüter Thibaut Courtois. Das liegt weniger an der überstandenen Kreuzbandverletzung des Real-Keepers, sondern vielmehr an einem Streit mit Tedesco, der sich im Juni 2023 abgespielt hatte.
Dazu wollte sich der Nationaltrainer allerdings nicht weiter äußern: „Zu dem Thema ist von beiden Seiten alles gesagt. Thibaut hat frühzeitig erklärt, dass er nach seiner langen Verletzungspause die EM nicht spielen kann. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Jungs, die da sind.“
Tedesco hatte Courtois im vergangenen Jahr beim Spiel gegen Österreich, als De Brunye ausfiel, nicht zum Kapitän gemacht. Stattdessen trug Stürmer Romelu Lukaku die Binde, was eine vorzeitige Abreise des erbosten Keepers zur Folge hatte.
Auch ohne Courtois sieht Tedesco Belgien für die anstehende EM im Tor gut aufgestellt. „Wir haben drei Top-Torhüter. Thomas Kaminski hat eine richtig gute Saison in Luton gespielt. Matz Sels hat es super gemacht in den Spielen, in denen er gebraucht wurde. Und auch auf Koen Casteels ist Verlass. Er wird als Nummer eins in das Turnier gehen“, stellte der Coach klar.
EM: Tedesco spricht über Witsel-Rolle
Eine wichtige Rolle kommt auch auf den früheren Dortmunder Axel Witsel zu. Der Mittelfeldspieler von Atlético Madrid hatte eigentlich vor rund einem Monat seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Doch Tedesco konnte den 34-Jährigen für die EM zum Rücktritt vom Rücktritt bewegen.
„In erster Linie hat Axel eine überragende Saison bei Atlético Madrid gespielt, einem europäischen Topklub. Er gehörte dort zu den Feldspielern mit den meisten Einsatzminuten und ist im Defensivbereich flexibel einsetzbar“, führte der Trainer über den Routinier aus.
Tedesco erhofft sich viel vom ehemaligen Bundesliga-Star: „Axel soll und wird uns aber auch abseits des Platzes mit seiner Erfahrung und seiner Persönlichkeit helfen. Gerade, weil wir viele junge Spieler im Team haben.“
Bei der EM treffen die Belgier in der Gruppenphase auf die Slowakei, Rumänien und die Ukraine. Als Minimalziel hatte Tedesco den Einzug ins Achtelfinale ausgerufen.