Er ging als Hoffnungsträger in die EM, aktuell ist er Sorgenkind: Jude Bellingham hat mit einer eigentlich harmlos anmutenden Aussage mächtig Wirbel in England ausgelöst - weil er damit einen Grund für sein aktuelles Leistungsniveau offenbarte?
Bellingham versetzt England in Aufruhr
In der YouTube-Show „Lions‘ Den“ wollte der Superstar von Real Madrid vermutlich nur die Fans der englischen Nationalmannschaft loben: „Du ziehst zum Spielende definitiv auch Energie von den englischen Fans“, sagte er, ehe er verriet. „Ich habe das im letzten Spiel gespürt. Ich war komplett tot. Aber dann hörst du sie singen, sie rufen.“
Der Dauerbrenner, komplett tot?
Bellingham-Eingeständnis und Kritik einer Legende
Es wäre ein fatales Signal für alle, die es mit den Three Lions halten. Die Daily Mail schrieb von „besorgniserregendem Eingeständnis“. Die Sun titelte mit „Fitness-Angst“, die Metro mit „Fitness-Geständnis“. Eine gewisse Müdigkeit wäre bei Bellingham allerdings durchaus nachvollziehbar. 45 Spiele hat der 20-Jährige in dieser Saison für Nationalelf und Verein als unumstrittener Stammspieler in dieser Saison absolviert.
„Du kannst mal auf einem Level spielen, das nicht unser bestes ist“, gestand Bellingham daher auch weiter ein: „Das ist normal, das kann passieren.“
Zuletzt hatte er vor allem beim Duell der Engländer mit Slowenien enttäuscht. Kein Torschuss, keine vorbereitete Chance, kein gewonnenes Tackling, kein erfolgreicher Pass ins letzte Drittel, Bellingham wollte kaum etwas gelingen. Der in dieser Saison so torgefährliche Hochbegabte (24 Tore, 13 Assists) traf lediglich im Auftaktspiel.
Während er in Spanien lange als Kandidat auf den Ballon d‘Or galt, sind die Stimmen daher in seiner Heimat zuletzt kritischer geworden. Der einstige englische Nationalspieler Wayne Rooney beispielsweise erklärte: „Jude ist sehr gut in das erste Spiel gestartet. Aber ich bin sicher, er würde selbst zugeben, dass er in letzten beiden Partien keine Höchstleistungen gebracht hat. Auf mich wirkt er sehr frustriert.“
Auch andere Spieler sprechen von kraftraubender Saison
Man könne ja sehen, „wie er die Arme in die Luft geworfen hat.“ Bedenklich fand die England-Legende auch, dass sich Bellingham als Führungsspieler bisher nicht wirklich zu den schwachen Leistungen seines Teams geäußert habe. In einer Phase, in der das spielschwache England ihn mehr denn je braucht.
Nun gab sich Bellingham zumindest kämpferisch: „Ich denke, das wichtige ist, dass du mit diesem Wappen auf der Brust und als Repräsentant dieser Fans niemals aufgibst. Und sie erinnern dich regelmäßig daran.“
Natürlich ist Bellingham nicht der einzige Spieler, der eine lange - und vor allem mit dem Gewinn der Champions League sehr erfolgreiche - Saison hinter sich hat. Zu EM-Beginn gab auch der deutsche Nationalspieler Jonathan Tah im Interview mit SPORT1 zu, dass die Spielzeit „natürlich kraftraubend“ gewesen sei.
Mit Bayer Leverkusen hatte der Abwehrspieler ebenfalls eine erstaunliche Erfolgsgeschichte geschrieben, sich wie Bellingham in neue Sphären aufgeschwungen.
Er habe „das alles noch gar nicht verarbeitet, es war so unglaublich. Ich hatte bisher aber auch noch gar keine Zeit, das alles sacken zu lassen und zu realisieren.“ Ähnlich hatte sich auch sein Teamkollege Robert Andrich geäußert.
Während für Deutschland am Samstag um 21 Uhr gegen Dänemark das Achtelfinale wartet, geht es für England am Sonntag (18 Uhr) gegen die Slowakei weiter.
Kurios: In Sachen Achtelfinalgegner zeigte sich Bellingham bei der Podcast-Aufnahme, bei der er mit seinen Aussagen auf der Insel für Wirbel sorgte, alles andere als gut informiert. Als er in der Show, die am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurde, zu seinen Gedanken im Hinblick auf die Partie befragt wurde, musste Bellingham zugeben, nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, gegen wen die Three Lions überhaupt antreten müssen: „Das wusste ich nicht, bis Sie es sagten!“