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Auf diesen Helden haben sie 24 Jahre gewartet

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Auf diesen Helden haben sie 24 Jahre gewartet

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„Diese Generation hat keine Grenzen“

Seit 2000 wartete Rumänien auf einen Sieg bei einem großen Turnier. Bei der EM in Deutschland gelingt gegen die Ukraine die ersehnte Erlösung - dank eines neuen Volkshelden, der für reichlich Pathos sorgt und sogar Lothar Matthäus beeindruckt.
Rumänien geht im Vorrundenspiel gegen die Ukraine bei der UEFA Euro 2024 mit 1:0 in Führung. Der Treffer von Stanciu ist ein absolutes Traumtor.
Jonas Nohe
Jonas Nohe
Seit 2000 wartete Rumänien auf einen Sieg bei einem großen Turnier. Bei der EM in Deutschland gelingt gegen die Ukraine die ersehnte Erlösung - dank eines neuen Volkshelden, der für reichlich Pathos sorgt und sogar Lothar Matthäus beeindruckt.

Fast auf den Tag genau 24 Jahre lang hatte eine ganze Fußballnation auf diesen Tag gewartet. In den 1990er-Jahren waren die Rumänen mit Gheorghe Hagi und Co. noch Dauergast in K.o.-Runden bei Weltmeisterschaften gewesen - nun datierte der letzte Sieg bei einem großen Turnier vom 20. Juni 2000, einem 3:2 in der EM-Gruppenphase gegen England.

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Eine schwarze Serie, die am Montagabend in München beim 3:0 gegen die in der FIFA-Weltrangliste um 24 Positionen höher platzierte Ukraine ein ebenso spektakuläres wie unerwartetes Ende nahm.

„Dieser Sieg ist etwas Gewaltiges“

„Es war eine große Überraschung für uns, wir haben lange auf diesen Sieg gewartet“, erklärte Reporter Silviu-Marian Corneanu vom rumänischen TV-Sender Antena 1 nach dem Spiel im Gespräch mit SPORT1 die Bedeutung des Erfolgs für sein Land: „Für die Menschen in Rumänien ist dieser Sieg etwas Gewaltiges!“

Vielleicht half es, dass wie in der bislang erfolgreichsten Fußball-Ära des Landes auch diesmal wieder der Name Hagi im Kader auftaucht: Gheorghes Sohn Ianis, aktuell bei Deportivo Alavés in Spanien unter Vertrag, spielte gegen die Ukraine in knapp 20 Minuten Einsatzzeit als Joker allerdings nur eine Nebenrolle.

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Der gefeierte Held der zahlreichen rumänischen Fans, die das Spiel in der Münchner Arena beinahe zu einem Heimspiel machten, war Nicolae Stanciu: 31 Jahre alt, 1,70 Meter groß, im vergangenen Sommer vom chinesischen Mittelklasseklub Wuhan Three Towns zum saudi-arabischen Mittelklasseklub Damac FC gewechselt.

Gegen die Ukraine aber zeigte er nach einer knappen halben Stunde eindrucksvoll, dass er sich auch auf der großen Fußballbühne so richtig wohlfühlt: kurze Ablage von Dennis Man am rechten Strafraumeck, Direktabnahme von Stanciu aus 20 Metern - und ab in den Winkel!

Auch Lothar Matthäus beeindruckt

Ukraine-Keeper Andriy Lunin, immerhin über weite Strecken der Saison Stammtorwart bei Real Madrid, streckte sich vergeblich. Das Stadion in München bebte - und wer weiß, was passiert wäre, wenn Stancius direkt aufs Tor gezogener Eckball zehn Minuten später nicht die Latte touchiert hätte, sondern hinter dem verdutzten Lunin ins Tor gefallen wäre. „Am Ball kann er alles“, stellte MagentaTV-Experte Lothar Matthäus nach dem Beinahe-Geniestreich merklich beeindruckt fest.

Es sind aber nicht nur die fußballerischen Qualitäten des Kapitäns, die für seine Mannschaft so wertvoll sind. „Stanciu ist der Leader dieses Teams, Stanciu ist das Herz dieses Teams“, betonte Reporter Corneanu, ehe er mit einer gehörigen Portion Pathos hinzufügte: „Stanciu ist Rumänien!“

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Nicht weniger euphorisch äußerte sich der neue Nationalheld selbst. „Das war das Tor meines Lebens, dieses Trikot bedeutet alles für mich“, schwärmte Stanciu: „Bei einer EM-Endrunde zu treffen und auf die Art und Weise zu gewinnen, wie wir es geschafft haben, ist einfach unglaublich.“

„Wir haben so etwas nie zuvor gespürt“

Möglich sei das vor allem dank der Unterstützung von den Rängen gewesen. „Der Support war einzigartig, wir haben so etwas noch nie zuvor gespürt. Meine Geschwister, mein Vater und meine Frau hatten alle Tränen in den Augen.“

Stanciu selbst wurde bereits in der 83. Minute mit Sprechchören gefeiert, applaudierte schon da zurück in Richtung Fans – und als er vier Minuten später unter Standing Ovations und neuerlichen Sprechchören ausgewechselt wurde, peitschte er die Anhänger aus der Coaching Zone noch einmal frenetisch an. Er wolle den Fans „allen danken und ich hoffe, dass wir sie heute sehr glücklich gemacht haben“, sagte Stanciu nach dem Spiel.

Sein Trainer kündigte derweil weitere Großtaten des rumänischen Teams an. „Wir hatten schon andere großartige Spiele, wir hatten Goldene Generationen mit großen Spielen“, erinnerte Edward Iordanescu, „aber diese Generation steht für eine Seele. So ein großes Herz wie dieses Team hat noch niemand gehabt. Diese Generation hat keine Grenzen.“

Am kommenden Samstag gegen Belgien, das zum Auftakt sensationell gegen die Slowakei verlor, wollen die Rumänen das erneut unter Beweis stellen - und hoffen dabei natürlich auf weitere Geniestreiche ihres neuen Volkshelden.