Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe hat die Kritik an seiner Person mit deutlichen Worten zurückgewiesen.
Gräfe wehrt sich gegen Vorwürfe
„Die Unterstellung, ich würde mich so sehen oder gar eine persönliche Agenda verfolgen, ist genauso unzutreffend wie die Behauptung einzelner Journalisten, ich würde über Schirientscheidungen oder die Führung poltern oder wüten“, moniert er im Interview mit dem kicker.
Statt eine bestimmte Motivation zu verfolgen, fühle er sich dem „mehr dem Fußball verpflichtet als Verbänden, Funktionären, Strukturen oder auch der Schiedsrichterei.“ Daher spreche er die Fehler auch bewusst an, denn „sie schaden dem Fußball. Das lässt sich an den Reaktionen der Spieler, Trainer, Manager und Medien fast wöchentlich festmachen.“
Gräfe ledert gegen die Nominierung deutscher Schiedsrichter
Dabei sieht er die Nominierung der beiden deutschen Unparteiischen Felix Zwayer und Daniel Siebert für die Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli) kritisch. „Top waren leider beide nicht“, bewertet Gräfe die Leistungen der beiden Berliner in den zurückliegenden Jahren: „Ich persönlich glaube aber sowieso, dass Zwayer und Siebert nicht viele Spiele bekommen werden.“
Nach Ansicht Gräfes ist Zwayer "sicher nicht der schlechteste Schiedsrichter der Bundesliga - aber auch nicht der beste. Im Bereich Persönlichkeit, aber besonders auch bei Zweikampfbeurteilung und Spielmanagement finden sich bei ihm nach wie vor limitierende Faktoren für einen Top-Schiedsrichter".
Noch deutlicher wurde der ZDF-Experte bei Siebert: "Angesichts seiner Fehler in den letzten zwei Jahren in der 1. und 2. Liga sowie gerade auch international kommt die Nominierung doch überraschend. Zwayer war im vergangenen Jahr sogar der etwas Bessere von beiden."
Gräfe schießt gegen Schiedsrichter-Führung vom DFB
Dass überhaupt zwei deutsche Schiedsrichter bei der Europameisterschaft pfeifen dürfen, ist für Gräfe ein „Nominierungsgeschenk“ der UEFA an den DFB. Schließlich sei das deutsche Schiedsrichterwesen nicht mehr so gut wie früher.
„Es wurde versäumt, rechtzeitig die Richtigen zu fördern. Das ist das Kardinalproblem, und das haben die Schiedsrichterführungen des DFB zu verantworten, die seit 14 Jahren im Amt sind“, kritisiert der 50-Jährige.
Statt den Leistungsgedanken zu fördern hat der Ex-Referee viel mehr den Eindruck, dass „privates und Regionales weiter dem Leistungsgedanken oft im Weg stehen. Da fehlt es an einem nachvollziehbar leistungsgerechten zukunftsorientierten Plan, den Volker Roth (DFB-Schiri-Boss bis 2010, Anm. d. Red.) immer hatte.“
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Mit Sport Informations-Dienst (SID)