Ein Glück, dass Deutschland die Europameisterschaft im kommenden Jahr selbst ausrichtet und sich deshalb keine Gedanken um die Qualifikation machen muss. Wirft man nämlich einen genaueren Blick auf alle Möglichkeiten, sich ein EM-Ticket zu sichern, ergibt sich ein verworrenes Bild, das durch die Nations League nicht gerade vereinfacht wird.
Der Playoff-Irrsinn zur EM
Auf den ersten Blick erscheint das Prozedere zunächst simpel. Neben Gastgeber Deutschland qualifizieren sich die zehn Gruppensieger und Gruppenzweiten der EM-Qualifikation. Zu diesen 21 Mannschaften gesellen sich jedoch noch drei weitere Teams, die ihren Startplatz für die EM über drei kleine Playoff-Turniere der Nations League bekommen.
Kurios: Auslosung vor der Auslosung
Jetzt wird es langsam kompliziert: Die Nations League, die selbst in mehrere Ligen unterteilt ist, erhält für Liga A, B und C einen Startplatz für die EM, um den jeweils in einem Vierer-Turnier im K.o.-Modus ohne Rückspiel gespielt wird. Dabei trifft im Halbfinale in bekannter Manier das beste Team der Nations-League-Rangliste auf das schlechteste und das zweitbeste auf das drittbeste. Im Finale geht es dann um das ersehnte EM-Ticket.
Die dafür berechtigten Teams sind die Gruppensieger der jeweiligen Nations-League-Ligen. Falls der Gruppensieger jedoch bereits über die reguläre Qualifikation für die EM qualifiziert ist, rückt das nächstbeste Team nach.
Jetzt wird es noch komplizierter: Denn aus Liga A haben über die reguläre Qualifikation schon so viele Länder die EM erreicht, dass sich aus dieser Liga nur zwei Mannschaften für die Playoffs qualifizieren: Polen und Wales.
Aufgefüllt wird dieser Playoff-Weg von Estland, dem Gesamtsieger in Liga D. Da aber noch eine Mannschaft fehlt, rückt ein Team aus Liga B nach.
Dafür kommt dann allerdings nicht nur eine, sondern es kommen drei Mannschaften in Frage: Finnland, die Ukraine und Island. Deswegen wird vor der eigentlichen Auslosung der Playoff-Turniere noch eine extra Auslosung vorgenommen, um die drei Teams den Playoffs von Liga A und Liga B zuzuordnen.
Liga C: Diese Teams kämpfen ums EM-Ticket
In Liga C der Nations League haben Georgien, Griechenland, Türkei und Kasachstan ihre Gruppe gewonnen. Da die Türken aber bereits über die EM-Quali ein EM-Ticket gebucht haben, rückt Luxemburg nach. Daraus ergibt sich folgender Turnierbaum.
- Georgien (1. Liga C) - Luxemburg (5.)
- Griechenland (2.) - Kasachstan (4.)
Es könnte also einen ziemlich sensationellen EM-Teilnehmer geben. Griechenland hat zwar 2004 unter Otto Rehhagel die EM gewonnen, aber vom früheren Glanz verloren. Für Luxemburg, Kasachstan und Georgien wäre es die erste EM-Teilnahme.
Liga B: Fünf Teams in den Playoffs - eins muss in Liga A antreten
In Liga B haben Israel und Bosnien-Herzegowina als Gruppensieger ihre Playoff-Plätze sicher, während die anderen Gruppensieger Serbien und Schottland ihre Plätze für die EM bereits über die Qualifikation erreicht haben. Die in der Rangliste folgenden Teams sind Ukraine und Finnland, die also nachrücken werden.
Da sich aber in Liga A nicht genug Teilnehmer für die Playoffs finden, weil der Großteil der Mannschaften bereits über die EM-Quali ein Ticket errungen hat, rückt auch Island aus Liga B in die Playoffs nach.
Nun muss also eines der drei Nachrücker-Teams Finnland, Ukraine und Island in den Playoffs der Liga A antreten. Wer das sein wird, wird am Donnerstag in der UEFA-Zentrale ausgelost. Daraus ergibt sich folgender Turnierbaum.
- Israel (1. Liga B) - Ukraine (6.) / Island (7.)
- Bosnien-Herzegowina (2.) - Finnland (5.) / Ukraine (6.)
Liga A: Nur Polen und Estland (Liga D) sind sicher dabei
In Liga A stehen bislang Polen, Wales und Estland - in der EM-Quali übrigens mit null Siegen, einem Remis und sieben Niederlagen bei einem Torverhältnis von 2:22 - als Teilnehmer fest. Denn Estland hat in einer Nations-League-Gruppe mit Malta und San Marino vier Siege geholt.
Da in Liga D kein Playoff-Turnier durchgeführt wird, geht der erste freie Platz im Playoff-Halbfinale der Liga A an das beste Team der Liga D.
Ein weiterer Platz wird dann zwischen Finnland, der Ukraine und Island ausgelost. Estland hat zwar schwere (mögliche) Gegner vor der Brust, trotz der desaströsen EM-Quali-Bilanz aber eine Chance auf das Ticket nach Deutschland. So sieht derzeit der Turnierbaum aus.
- Polen (11. Liga A) - Estland (1. Liga D)
- Wales (16.) - Finnland (5. Liga B) / Ukraine (6.) / Island (7.)
Stattfinden werden die Playoffs erst Ende März. Am 21. März 2024 finden die sechs Halbfinals der drei Turniere statt, am 26. März geht es dann schließlich in den drei Endspielen um die letzten EM-Tickets.
Die EM-Gruppen werden bei der Auslosung am 2. Dezember also noch nicht vollständig feststehen. Bei den Playoff-Teilnehmern wird dann mit Platzhaltern gearbeitet, die allesamt in Lostopf vier zugeteilt sind.
Ein ähnliches Wirrwarr wird übrigens auch bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko anstehen. Dort werden zwölf der 16 UEFA-Teilnehmer durch den Sieg der Qualifikations-Gruppe ermittelt, während die restlichen vier Plätze von den zwölf Zweitplatzierten und vier Mannschaften aus der Nations League in vier Playoff-Turnieren ausgespielt werden.