Es war der 5. Januar 2020, als Malmö eine Entscheidung fällte.
Forsberg: Neuer König von Schweden?
Nach zahlreichen vandalistischen Angriffen entfernte die schwedische Stadt die bronzene Figur, die zu Ehren von Zlatan Ibrahimovic gebaut worden war, von dem Platz vor ihrem Stadion; zu groß waren die Verstümmelungen gewesen, die man dem ikonischen Volkshelden angetan hatte.
Keine schöne Sache, doch womöglich waren die damaligen Ereignisse nur Vorboten einer nun aktuellen Entwicklung. (SERVICE: Der Spielplan der EM)
Denn Ibrahimovic, der selbst ernannte König des schwedischen Fußballs, könnte nicht nur als Figur gestürzt worden sein, sondern auch im Hier und Jetzt, in der Realität, die selten Mitleid mit den Gefallenen hat.
Der Mann, der diesen Wandel überhaupt erst möglich macht und auf Ibrahimovics Sockel treten könnte, heißt Emil Forsberg und macht bei dieser EM bislang, was er will.
Drei Tore stehen bereits auf seinem Konto, eins gegen die Slowakei und zwei gegen Polen, das er somit selbst aus diesem Turnier schoss - und Schweden derweil weiter in die nächste Runde, ins Achtelfinale, wo in Glasgow am heutigen Dienstag die Ukraine wartet. (EM: Schweden - Ukraine, ab 21 Uhr im LIVETICKER)
Forsberg nicht nur Offensivkraft
Doch Forsberg, der einmal sagte, er habe "viel von Ibrahimovic gelernt", brilliert in Abwesenheit des Superstars nicht nur als treibende Offensivkraft, die kaum eine Chance auslässt, sondern auch als bissiger "Verteidiger", der alle Lücken zuläuft und somit das schwedische Spiel in seiner ganzen Kompaktheit ermöglicht.
"Riesig stolz" sei er auf seinen Sohn, sagte Leif Forsberg beim schwedischen Blatt Sport – und fügte schmunzelnd hinzu: "Mein Kumpel und ich haben sogar gescherzt, dass er zwei Tore macht. Und dann ist es wirklich passiert. In St. Petersburg hat er gut gespielt. Ich bin sprachlos." (Alles Wichtige zur EM)
St. Petersburg ist hierbei das Stichwort. Denn jene russische Stadt hat Forsberg junior, der im Vergleich mit Ibrahimovic eher als der stille Anführer gilt, gleich mal umgetauft – natürlich zu seinen Gunsten.
"St. Emilsburg", schrieb der Offensivmann von RB Leipzig bei Instagram und machte direkt mal klar, dass der Hype um seine Person ihm nicht ganz entgangen ist.
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Ein Umstand, den der Vater aber zu bremsen versucht: "Ich habe ihm gesagt, dass er nicht zu großspurig sein darf. Jetzt gilt es, den Fokus auf die nächsten Spiele zu richten."
"Die nächsten Spiele" impliziert dann aber zugleich, dass auch der Vater von seinem Sohn und der schwedischen Nationalmannschaft überzeugt ist; dass gegen die Ukraine keinesfalls Schluss sein kann.
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Dazu soll Forsberg selbstredend wieder seinen Teil beitragen.
"Er war immer wichtig für unser Nationalteam. Aber es ist großartig, dass er nun der entscheidende Spieler für unser Team sein kann", sagte Nationalcoach Janne Andersson.
Und Forsberg selbst? "Ich bin eine bessere Version von mir selbst", erklärte der Nimmersatte, der am Samstag wegen einer Vorsichtsmaßnahme mit dem Training aussetzen musste, für die Ukraine aber wieder komplett bereitsteht. "Ich muss mich schon selbst kneifen. Aber ich habe noch nicht genug, ich möchte noch mehr Tore schießen."
Forsberg blüht auch bei Leipzig auf
RB Leipzig indes freut sich aus der Ferne über die Leistungsexplosion seines Forsbergs.
"Emil hat bisher starke Leistungen gezeigt", erklärte der Technische Direktor Christopher Vivell. "Natürlich umso besser, dass wir mit ihm kurz vor der EM seinen Vertrag bis 2025 verlängert haben."
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Eine Zeitlang hatte es zwischen RB und Forsberg nicht ganz so rosig ausgesehen. Als Julian Nagelsmann 2019 zum Sachsen-Klub kam, saß der Schwede zunächst meist draußen.
Das änderte sich aber sukzessive. In der vergangenen Saison war Forsberg absolute Stammkraft, stand 20-mal in der Bundesliga in der Startelf, siebenmal in der Champions League. Allein eine Knieverletzung bremste ihn für ein paar Wochen.
Davon ist jetzt nichts mehr zu spüren. Forsberg blüht auf und lässt die Schweden von mehr träumen – auch oder gerade in Abwesenheit ihres eigentlichen Königs.