Er brachte tatsächlich einige Gewinner hervor, dieser fürchterliche zweite Fußballabend der EM 2021.
Die Fortsetzung war Wahnsinn
Dänemarks Kapitän Simon Kjaer, der erst Leben und dann Würde seines kollabierten Mitspielers Christian Eriksen beschützte. (BERICHT: Kjaer nach Drama um Eriksen als Retter gefeiert)
Belgiens Romelu Lukaku, der seinen Treffer gegen Russland seinem Vereinskollegen widmete.
Der EM Doppelpass mit Toni Schumacher und Oli Pocher am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Schiedsrichter Anthony Taylor, der schnell und adäquat reagierte. Die Ärzte natürlich.
Sowie Christoph Kramer, der im ZDF klar formulierte, dass man das Spiel der Dänen gegen Finnland nach den extremen Ereignissen nie und nimmer an diesem Abend hätte wieder anpfeifen sollen.
Nachdem in Kopenhagen dann doch genau das geschehen war, sprach der TV-Experte aus, was es war: Wahnsinn.
UEFA hätte Signal setzen müssen
Die Mannschaften hätten sich ihrerseits den Wiederanpfiff gewünscht, hieß es von Seiten der UEFA. Eriksen selbst habe aus dem Krankenhaus zu seinen Mitspielern gesprochen und sie zum Auflaufen bewegt. Druck von offizieller Stelle zur Fortsetzung noch am gleichen Abend habe es keinen gegeben, bestätigten die Teams. (BERICHT: Eriksens Trainer bricht bei Pressekonferenz in Tränen aus)
Und doch es wäre für den organisierenden Verband nur angebracht gewesen, seine Fürsorgepflicht wahrzunehmen und den Spielern diese Entscheidung abzunehmen. Ein Signal zu setzen, dass man zumindest für einen Moment innehält.
Ja, die Logistik. Ja, der Spielplan.
Aber wer das nackte Entsetzen in den Gesichtern der dänischen Spieler sah, als ihr Teamkollege vor ihren Augen ums Überleben kämpfte, durfte sich nicht wundern, dass sie nicht mehr zu ihrer Leistung fanden.
Und von der sportlichen Wertigkeit dieser absurden zweiten Hälfte abgesehen: Zu solch einem Event gehören mehr als die Akteure auf dem Rasen.
Sanitäter, Sicherheitskräfte, Journalisten, auch die Fans – sie alle wurden nicht gefragt, ob sie es für angemessen hielten, das Theater einfach fortzusetzen ohne sich sammeln, ohne das Geschehene verarbeiten zu können.
Das Wichtigste ist, dass Eriksen offenbar auf dem Weg der Besserung ist. Ihn deshalb selbst als Gewinner aufzuführen, wäre vielleicht etwas verwegen.
Nicht aber, die UEFA als Verlierer zu bezeichnen.
Mit ihrem Vorgehen hat sie eine große Chance verpasst zu verdeutlichen, dass das Geschäft nicht über allem steht.