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"Er ist ein Spieler, der dir enorm viel gibt"

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„Spieler, der dir enorm viel gibt“

Nadiem Amiri ist zurück im DFB-Team. Sein Ex-Trainer Markus Gisdol hat ihn als extrem ehrgeizig in Erinnerung. Bekommt Nagelsmann einen Hitzkopf?
01:00 | Pressesprecherin grätscht bei Amiri dazwischen
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Nadiem Amiri ist zurück bei der Nationalmannschaft. Bei einer Frage zu seiner Rückennummer interveniert die Pressesprecherin des DFB.
Reinhard Franke
Nadiem Amiri ist zurück im DFB-Team. Sein Ex-Trainer Markus Gisdol hat ihn als extrem ehrgeizig in Erinnerung. Bekommt Nagelsmann einen Hitzkopf?

Nadiem Amiri spielt die wohl beste Saison seiner Karriere. Der Mittelfeldspieler von Mainz 05 ist einer der Hauptgründe, warum die Rheinhessen nach 26 Spieltagen auf Platz drei stehen. Der Lohn: Bundestrainer Julian Nagelsmann berief den 28-Jährigen nach über vier Jahren wieder in die Nationalmannschaft.

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Markus Gisdol (55) war einst Amiris Trainer bei der TSG Hoffenheim. Unter ihm schaffte der Deutsch-Afghane den Sprung zu den Profis. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Gisdol jetzt über die Auferstehung seines Ex-Schützlings.

Nadiem Amiri bei der Ankunft der deutschen Nationalmannschaft im Teamhotel
Nadiem Amiri bei der Ankunft der deutschen Nationalmannschaft im Teamhotel

SPORT1: Herr Gisdol, wie geht es Ihnen? Es ist ruhig um Sie geworden.

Markus Gisdol: Das mag so wirken, aber tatsächlich ist das nicht der Fall. Nach meiner Zeit bei Samsunspor hatte ich erneut Möglichkeiten, in der Türkei zu arbeiten. Allerdings war das passende Angebot nicht dabei. Ich bin nicht ungeduldig, aber ich habe große Lust, wieder etwas zu machen. In den nächsten Monaten will ich wieder einsteigen. Ich bin offen - und froh, den Schritt ins Ausland gewagt zu haben.

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SPORT1: Ihre Zeit bei Samsunspor lief sehr gut.

Gisdol: Es hat wirklich gut funktioniert und auch Spaß gemacht. Eine tolle Erfahrung. Es war aber dann der richtige Zeitpunkt, aufzuhören.

Amiri-Nominierung „verdient“

SPORT1: Toll sind auch die Leistungen Ihres früheren Spielers Nadiem Amiri bei Mainz 05. Was sagen Sie zu seiner Nominierung für die DFB-Elf?

Gisdol: Leistungsmäßig ist das absolut verdient - Nadiem hat sich das über viele Jahre hart erarbeitet, mit einigen Höhen und Tiefen. Jetzt scheint er seine sportliche Heimat gefunden zu haben. Aktuell passt er perfekt zur Mainzer Spielweise. Deshalb kann er seine volle Leistungsfähigkeit abrufen.

SPORT1: Bundestrainer Julian Nagelsmann nennt es eine romantische Fußballgeschichte. Sehen Sie das ähnlich?

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Gisdol: Mich hat eher gewundert, dass Nadiem nach seinem Wechsel nach Leverkusen in dieser Phase den Schritt in die Nationalmannschaft nicht geschafft hat. Aber manchmal braucht ein Spieler etwas mehr Zeit, um die richtige Heimat zu finden. Ich hätte ihm den Schritt ins DFB-Team damals schon zugetraut, als er von Hoffenheim nach Leverkusen gewechselt ist. Man konnte auf jeden Fall erkennen, welches Potenzial in ihm steckt.

SPORT1: Ein Schritt zurück muss nicht immer etwas Schlechtes sein, oder?

Gisdol: Ganz genau. Nadiem ist ja auf höchstem Niveau geblieben. Auch nach seinem Wechsel von Leverkusen nach Mainz spielt er weiterhin in der Bundesliga. Er ist ein Spieler, der gerne Verantwortung übernimmt – das wollte er schon in jungen Jahren. Nadiem war schon immer selbstbewusst. Und jetzt trägt er auch noch die Kapitänsbinde. Das hat ihm noch einmal ein paar Extra-Prozent an Motivation und Einfluss gegeben, was ihm guttut. Er wächst immer mehr in eine Führungsrolle hinein.

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SPORT1: Was zeichnet Amiri besonders aus?

Gisdol: Er bringt positive Energie auf den Platz und arbeitet mit vollem Einsatz für das Team - sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Und genau das macht Nadiem so besonders. Diese Qualitäten passen hervorragend zur Mainzer Spielweise.

SPORT1: Ist sein Trainer Bo Henriksen mit all seinen Emotionen geradezu der perfekte Coach für ihn?

Gisdol: Das weiß ich nicht, dazu kenne ich Henriksen zu wenig. Ich kann nur sagen, dass Nadiem schon unter vielen Trainern gut funktioniert hat. Er ist ein Spieler, der dir enorm viel gibt. Er bringt aus dem Mittelfeld eine Torgefahr mit, die man selten sieht – das ist eine seiner größten Stärken. Seine Dynamik im Umschaltspiel ist hervorragend: Nach einem Ballgewinn schaltet er blitzschnell ins Tempo und ins Dribbling um. Genau das ist sein Erfolgsgeheimnis. Solche Fähigkeiten findet man nicht oft. Wenn du auf gutes Pressing und schnelles Umschalten setzt, kommst du an Nadiem nicht vorbei.

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Gisdol: „Einzelne Schritte bewusst gehen“

SPORT1: Amiri wurde unter Julian Nagelsmann mit Hoffenheim in der Saison 2013/14 deutscher A-Jugendmeister. Im selben Jahr unterschrieb er unter Ihnen seinen ersten Profivertrag bei der TSG. Wie lief damals der Austausch zwischen Ihnen und Nagelsmann?

Gisdol: Als ich in Hoffenheim bei den Profis anfing, war Julian mein Co-Trainer. In dieser Zeit haben wir uns intensiv kennengelernt. Später war er U19-Trainer, daher war unsere Verbindung stets eng. In Hoffenheim war es ganz normal, dass die talentiertesten Spieler aus der U19 auch bei den Profis trainieren durften.

SPORT1: Mussten Sie Amiri tatsächlich auch mal bremsen und richtig wachrütteln?

Gisdol: Nie in extrem kritischer Form, sondern eher in der Hinsicht, ihn daran zu erinnern, wie gut sein Weg bereits ist. Er musste sich als junger Spieler zunächst auch körperlich an die Bundesliga anpassen. Nadiem war damals noch nicht sehr robust und brauchte seine körperlichen Entwicklungsschritte. Durch zusätzliches Training wurde er richtig drahtig und stark. Irgendwann war dann der richtige Zeitpunkt gekommen, ihm sein erstes Bundesliga-Spiel zu geben.

Markus Gisdol und Nadiem Amiri 2015 in Hoffenheim
Markus Gisdol und Nadiem Amiri 2015 in Hoffenheim

SPORT1: War er damals ein typischer Jungprofi mit verrückten Klamotten und Designertasche, oder hat er sich eher bodenständig gezeigt?

Gisdol: So, wie Jungs in diesem Alter eben sind. Und das ist auch gut so – sie sollen ihre jugendliche Freiheit genießen und ausleben. Das tut einer Mannschaft gut. Nadiem war auf jeden Fall extrem ehrgeizig. Für das Training musste ich ihn nie extra motivieren. Er hat immer unglaubliche Energie auf den Platz gebracht, wollte ständig trainieren und dabei sein. Von Nadiem ging immer eine positive Stimmung aus.

Amiri ein Hitzkopf? „Natürlich“

SPORT1: Sie sagen extrem ehrgeizig. War er ein Hitzkopf?

Gisdol: Natürlich - aber das ist auch etwas Positives. Der Begriff Hitzkopf ist für mich zu negativ behaftet. Nadiem war keiner. Er war einfach voller Energie. Manchmal hat er etwas über das Ziel hinausgeschossen, aber das ist ja nicht schlimm. Dafür sind Trainer da – um diese Energie in die richtige Richtung zu lenken. Es war eher ein Segen als ein Fluch.

Geleakt! Ist das Deutschlands WM-Trikot?
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Der DFB sorgte 2024 für Aufsehen, als bekannt wurde, dass der Vertrag mit Ausrüster Adidas nicht verlängert werden würde. Jetzt kommen Spekulationen über das Design des letzten Deutschland-Trikots von Adidas hoch.
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SPORT1: Wollen heutzutage junge Spieler oft zu schnell zu viel und wechseln zu früh zu einem größeren Verein? Können sich junge Profis an Amiri ein Beispiel nehmen?

Gisdol: Nadiem ist ein gutes Beispiel dafür, dass es manchmal sinnvoll ist, einzelne Schritte bewusst zu gehen und sich die nötige Zeit zu nehmen. Aber das ist der Lauf der Zeit. Wir leben in einer sehr schnelllebigen Gesellschaft, in der man oft glaubt, die nächste Stufe schon erreicht zu haben. Bei jungen Spielern ist das manchmal schon nach zwei Trainingseinheiten der Fall. Doch manche Dinge brauchen einfach Zeit. In dieser Hinsicht ist Nadiem ein tolles Vorbild – auch wenn er schon mit 19 Jahren sehr gerne in der Nationalmannschaft gespielt hätte. (lacht)

SPORT1: Glauben Sie, dass Amiri es jetzt dauerhaft in der Nationalmannschaft schaffen kann?

Gisdol: Er bringt jetzt die richtigen persönlichen Voraussetzungen mit. In vielen Spielsituationen wirkt er auf mich deutlich reifer. Nadiem war nie ungestüm - das lag damals an seinem jungen Alter, und das war auch gut so. Jetzt ist er gefestigt, und ich traue ihm durchaus zu, bei Julian Nagelsmann Fuß zu fassen. Er kann ein wichtiger Faktor für das DFB-Team werden.

SPORT1: Zum Abschluss: Wann sehen wir Sie wieder auf der Trainerbank in Deutschland? Oder zieht es Sie erneut ins Ausland?

Gisdol: Ich möchte bald zurückkehren, aber es hängt vom Projekt und dem Verein ab. Ausschließen kann ich nichts. Es gibt viele großartige Klubs in Deutschland, aber auch die Zeit im Ausland hat mir gutgetan.