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Die Kritiker denken um

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Die Kritiker denken um

Joshua Kimmich spielt so befreit wie lange nicht, glänzt als Leader im DFB-Team. Auch frühere Kritiker denken um - und vergleichen den 30-Jährigen mit Lothar Matthäus.
03:28 | Kimmich? "Was ich da gesehen habe, war viel schlimmer"
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Vor gut einem Jahr ging Olaf Thon hart mit Joshua Kimmich ins Gericht. Muss der Weltmeister von 1990 nun Abbitte leisten?
Christopher Mallmann
Joshua Kimmich spielt so befreit wie lange nicht, glänzt als Leader im DFB-Team. Auch frühere Kritiker denken um - und vergleichen den 30-Jährigen mit Lothar Matthäus.

Es war eine Szene, wie sie exemplarisch scheint für diesen neuen Joshua Kimmich – oder sollte es heißen: für diesen neuen alten Kimmich?

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Als DFB-Kollege Jonathan Tah einen Ball unbedrängt ins Aus spielte, unerreichbar für den erneut als Rechtsverteidiger auflaufenden Kimmich, der ihn nur noch mit der Fußspitze zu erreichen wusste, platzte es vulkanartig aus dem 30-Jährigen heraus (54.).

Joshua Kimmich hat zu alter Stärke zurückgefunden
Joshua Kimmich hat zu alter Stärke zurückgefunden

Die Augen zornig funkelnd, den Mund weit geöffnet, brüllte er einige unverständliche Worte in Richtung des weiter entfernt stehenden Tahs – deutlich wurde nur: Mit diesem Pass war der Kapitän so gar nicht zufrieden.

Kimmich mahnt

Wie recht er mit seiner dunklen Vorahnung beim Stand von 3:1 haben sollte, erwies sich in den folgenden 40 Minuten, in denen die DFB-Elf eine sicher geglaubte Führung verspielte und am Ende gehörig zittern musste, ehe das Weiterkommen gegen Italien unter Dach und Fach war.

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„Das Spiel heute war ein Spiegelbild unserer Entwicklung. Man hat gemerkt, was in dieser Mannschaft steckt, was wir spielen können, wie gut wir sein können. Man hat aber auch gemerkt, wenn wir nicht an unserem Limit sind, dass es dann auch schnell geht – dann sind wir eben auch schlagbar“, sagte Kimmich nach dem furiosen 3:3 in Dortmund und unterstrich damit seine Position als Leader und Kapitän der Nationalmannschaft.

Der Bayern-Star war an allen Treffern gegen Italien direkt beteiligt (ein Tor, vier Vorlagen), dirigierte, lenkte und wies auch mal zurecht – wie im Fall von Tah –, wenn er das Gefühl hatte, dass die Mannschaft an Spannung zu verlieren drohte.

Vergleich mit Matthäus

„Er hat dieses Leader-Potential, das ganz wenige haben. Er erinnert auch ein bisschen an Lothar Matthäus. Vor allem die Einstellung, der unbändige Wille“, sagte Ex-Weltmeister Olaf Thon am Montag im SPORT1-Webformat Spotlight.

Dass der 58-Jährige zu dieser Einschätzung kommt, ist dabei keineswegs selbstverständlich, hatte er Kimmich im vergangenen Sommer doch noch mangelhafte Körpersprache vorgeworfen.

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Thons damalige Erklärung: die Rückversetzung auf die Rechtsverteidiger-Position.

„Dort gefällt er mir aber gar nicht. Ich sehe keine Eins-gegen-eins-Aktionen von ihm, keine Flanken. Er könnte eine gegnerische Abwehr so aufreißen und gefährliche Aktionen kreieren“, schrieb Thon vor EM-Beginn in seiner Kolumne für web.de.

Nagelsmann: „Hat nichts mit der Position zu tun“

Ganz anders jetzt: Kimmich scheint so engagiert, so gefährlich wie lange nicht mehr – und das, obwohl Bundestrainer Julian Nagelsmann ihn weiter auf der rechten Seite spielen lässt.

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Das scheint Kimmich aber nichts auszumachen, ganz im Gegenteil.

Kimmichs mahnende Worte: "Dann sind wir schlagbar"
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DFB-Kapitän Joshua Kimmich analysiert die Entwicklung der Nationalmannschaft unter Julian Nagelsmann und tritt dabei etwas auf die Euphorie-Bremse.
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Kimmichs mahnende Worte: "Dann sind wir schlagbar"

„Ein guter Spieler kann überall Einfluss nehmen, das hat nichts mit der Position zu tun“, sagte Nagelsmann am Sonntagabend.

Der 37-Jährige hatte Kimmich im vergangenen September zum Kapitän ernannt, nachdem die Binde bei der EM von Ilkay Gündogan getragen worden war.

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„Man spürt, dass das an Kimmich nagt“, hatte Thon vor dem Turnier geschrieben.

Kimmich mit schweren Jahren

Heute scheint er so befreit wie lange nicht – vielleicht auch, weil das Vertragstheater beim FC Bayern jüngst ein Ende fand. Für Kimmich ist nun klar: Ich weiß, wo ich stehe – sowohl in München als auch beim DFB.

Für den 30-Jährigen war nach Jahren des steilen Aufstiegs vor allem die Zeit nach dem Triple unter Hansi Flick (2020) schwer, als er mit seiner verweigerten Corona-Impfung konfrontiert wurde (2021) und ein Jahr später mit dem WM-Aus in Katar (2022).

Damals gestand er offen ein, unter Versagensängsten zu leiden. „Für mich ist es heute echt der schwierigste Tag meiner Karriere. […] Ich habe Angst davor, in ein Loch zu fallen“, sagte er im November 2022.

Bayern wieder Leader

Auch unter Thomas Tuchel hatte es Kimmich in der Saison 2023/24 nicht leicht, als der heutige England-Coach in ihm keine Holding Six erkennen wollte und ihn deshalb nach rechts verbannte – genau dorthin, wo es beim DFB jetzt so gut klappt, doch nicht nur da.

Auch bei Bayern ist Kimmich wieder der unumstrittene Leader, wenn auch im Mittelfeld – aber das scheint egal, solange die Einstellung stimmt.

„So wie er es jetzt macht mit seiner Körpersprache, als Leader des Teams, das ist hervorragend“, sagte Thon am Montag bei SPORT1 und skizzierte damit das Bild des neuen Kimmichs – oder sollte es heißen: des neuen alten Kimmichs?