Kurz vor der Heim-WM 2006 entschied sich der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann, dass Jens Lehmann zwischen den Pfosten der DFB-Auswahl stehen wird. Sein größter Konkurrent Oliver Kahn hat nun nach über 18 Jahre zu dieser Ausbootung Stellung bezogen.
Kahn: „Beißt jeden Abend ins Bett“
„Jürgen hat sich für Jens entschieden und ich musste mich schnell entscheiden (ob er unter diesen Umständen lieber auf die WM verzichtet, Anm. d. Red.). Nach dem Bremen-Spiel musste ich vor die Presse und ihr habt gedacht, der Kahn haut jetzt den Klinsmann in die Pfanne und tritt zurück. Es gab aber nur eine Lösung: Du gehst da mit, es gibt ja auch noch was anderes als die Nummer eins zu sein und Titel zu gewinnen“, erzählte Kahn im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
„Ich war älter und es war eine junge Mannschaft und irgendwann spürst du die Verantwortung. Du kannst nicht durch die Hintertür verschwinden. Natürlich beißt du jeden Abend ins Bett, wenn du die Stimmung gesehen hast und du spielst nicht. Das war ich ja nicht gewohnt und trotzdem habe ich versucht einzubringen, was möglich war“, ergänzte Kahn.
Lehmann? „Das ist doch normal“
Auch zur legendären Szene, als Kahn vor dem Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien Lehmann über den Kopf streichelte, äußerte sich der Ex-Keeper.
„Ich habe gar nicht verstanden, warum das so groß aufgemacht wurde. Das ist im Sport doch normal, das ist das, was du lernst: Du gehst zu deinem Kollegen und sagst: Jetzt ist dein Moment. Das war für mich nicht außergewöhnlich, das machst du dann als Sportler“, sagte Kahn.
„Für mich war das die Hölle“
Darüber hinaus wurde der 55-Jährige zum riesigen Plakat, das man während der WM auf dem Weg zum Münchner Flughafen sehen konnte, befragt.
„Adidas hatte das damals als gute Idee empfunden und die Aufnahmen, dieses Biegen, das war für mich die Hölle. Du musstest dich da auf eine Vorrichtung legen, dann musstest du deinen Körper irgendwie so durchbiegen. Ich habe selten etwas Anstrengenderes machen müssen, damit überhaupt dieses Bild zu Stande gekommen ist. Und dann hab ich ja gar nicht gespielt“, sagte Kahn mit einem gequälten Lächeln.