Schützenfest und Galavorstellung statt Krise und Mittelmaß. Die Dortmunder DFB-Spieler genießen ihre Zeit beim DFB-Team in vollen Zügen. Gerade nach den vergangenen Wochen kommt die Ablenkung zur richtigen Zeit.
BVB-Spieler entfliehen der Krise
„Es tut absolut gut. Das ist mal was anderes. Hier bei der Nationalmannschaft zu sein, macht mir immer richtig viel Spaß“, schwärmte Pascal Groß nach dem Kantersieg gegen Bosnien Herzegowina auf die Frage, wie gut es im Vergleich zu Dortmund täte, hier zu sein.
BVB-Profis beim DFB nicht erste Wahl
Mit Groß, Julian Brandt, Felix Nmecha und dem am Wochenende gelbgesperrten Nico Schlotterbeck stehen aktuell vier BVB-Profis im DFB-Kader. Groß spielte zuletzt neben Robert Andrich im defensiven Mittelfeld. Das Duo wird sich in Zukunft mit den beiden Youngsters, Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller, messen müssen. Im Hinblick auf die WM 2026 ist das kein leichtes Unterfangen.
Nico Schlotterbeck gilt als einer der Perspektiv-Pfeiler von Julian Nagelsmann. Aktuell muss sich der 24-Jährige allerdings noch hinter den beiden Stamm-Innenverteidigern Jonathan Tah und Antonio Rüdiger gedulden. Etwas überraschend waren die Nominierungen von Brandt und Nmecha. Letzterer hinterließ am Wochenende nach seiner Einwechslung einen guten Eindruck.
Auch andere Dortmunder wie Maximilian Beier (U21), Karim Adeyemi (verletzt) und der zuletzt noch angeschlagene Waldemar Anton schauen auf die nächsten Lehrgänge mit dem DFB, der so etwas wie eine Wohlfühloase ist.
Denn zumindest stimmungstechnisch ist die Nationalmannschaft aktuell die deutlich angenehmere Adresse.
DFB-Elf mit positiver Stimmung
Das DFB-Team begeistert mit offensivem, ansehnlichem und vor allem erfolgreichem Fußball. Dazu kommt die positive Stimmung, die im Team herrscht – bedingt durch die Ergebnisse, aber auch durch die Charaktere, die Nagelsmann zuletzt nominierte. DFB-Kapitän Joshua Kimmich misst der vorgegebenen Rollenverteilung, die alle Spieler „annehmen und mit Leben füllen“, die größte Bedeutung bei.
Fakt ist: Jeder potenzielle Nationalspieler will wieder Teil des deutschen Kaders sein. Bestes Beispiel ist der verletzte Marc-André ter Stegen (Patellasehnen-Riss), der dem Team einen Besuch abstattete.
Es mache „allen wieder Spaß, bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Den Spielern und den Fans“, brachte es DFB-Stürmer Tim Kleindienst auf den Punkt.
BVB-Spieler mit vielen Baustellen
Gerade stimmungstechnisch könnte der Kontrast zwischen DFB und BVB aktuell nicht größer sein. Denn die vier Dortmunder haben in ihrem Klub keine einfache Zeit.
Nach dem kleinen Aufwärtstrend, mit den beiden Siegen gegen Leipzig und Sturm Graz, setzte es kurz vor der Länderspielpause in Mainz eine empfindliche 1:3 Niederlage. Mit 16 Punkten aus den ersten zehn Liga-Spielen und bereits 18 Gegentoren steht die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin auf dem siebten Tabellenplatz.
Der Kontakt zu den Champions-League-Plätzen (ein Punkt Rückstand auf Leverkusen), ist zwar nach wie vor gegeben, dennoch ist die Stimmung eher bedrückt. Vor allem, weil die Leistungen, mit Ausnahme des Spiels gegen Leipzig und einem Auftritt in der Champions League gegen Celtic Glasgow (7:1), alles andere als überzeugend waren.
Dazu kommen noch weitere schwarz-gelbe Baustellen: Das Pokal-Aus in der zweiten Runde in Wolfsburg, die eklatante Auswärtsschwäche (ein Punkt in fünf Spielen), enorme Formschwankungen und die Verletzungsmisere, durch viele Spieler, die, wie Sahin es bezeichnete, „auf der letzten Rille“ gehen. Das mangelnde Selbstvertrauen war den Spielern in Dortmund anzumerken.
Der DFB als Vorbild für den BVB
Ganz anders ist die Situation bei der Nationalelf. „Die Art und Weise, wie wir hier spielen, macht einfach riesig viel Spaß“, meinte Groß.
Wie schnell ein Stimmungsumschwung gelingen kann, zeigte die DFB-Elf eindrucksvoll. Vor einem Jahr stand die Nationalmannschaft noch am Tiefpunkt.
Die 0:2-Niederlage in Wien gegen Österreich war aber gleichzeitig ein Wendepunkt. Im Anschluss gewann Deutschland im, laut Nagelsmann „besten und wichtigsten“ Lehrgang im März, Spiele gegen die Niederlande und Frankreich. Der Aufschwung war eingeläutet.
Ob diese Wende auch beim BVB gelingen kann?
Ein Spiel und zwei Tage dürfen die BVB-Profis noch bei der Nationalmannschaft verbringen, ehe sie am Mittwoch zurück nach Dortmund reisen.
Dort müssen sie schleunigst bessere Leistungen bringen und so aus ihrem tristen Alltag entfliehen. Denn das wird am Ende auch die Bedingung dafür sein, um auch in Zukunft zur Wohlfühloase DFB reisen zu dürfen.