Es gibt Torhüter, die hoffen auf genau solche Szenen. Oliver Baumann zählt sich selbst nicht dazu. „Grundsätzlich brauche ich das nicht“, kommentierte der 34-Jährige lächelnd seine Rettungstat bei der 7:0-Gala gegen Bosnien-Herzegowina kurz vor der Pause.
Nagelsmanns kniffligste Frage
„Das heißt ja immer, dass die gegnerische Mannschaft dann durchkommt. Ich bin einfach froh darüber, wenn es dazu kommt, dass ich dann da bin“, erklärte Baumann, der mit einer starken Fußabwehr im Eins-gegen-Eins gegen Armin Gigovic das mögliche 1:3 der Bosnier vereitelte. „Es ist ja immer das Ziel, da zu sein, wenn es mal brennt.“
Ansonsten hatte Baumann in seinem zweiten Länderspiel in seiner alten Heimat Freiburg wenig Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hielt aber wie schon bei seinem Debüt für die Nationalmannschaft vor einem Monat gegen die Niederlande (1:0) die Null. Mit seiner starken Parade in der 90. Minute gegen Donyell Malen war Baumanns Anteil am Sieg da noch etwas größer.
Erst Baumann, jetzt Nübel: Letztes Jobsharing im DFB-Tor
Damit sammelte Baumann im Kampf um den Posten als Vertreter Nummer 1 für den verletzten Marc-André ter Stegen im internen Duell mit Alexander Nübel gewisse Pluspunkte. Der Keeper des VfB Stuttgart, der beim 2:1-Sieg in Bosnien nicht von jeglicher Schuld am Gegentor freizusprechen war, bekommt nun am Dienstag in Ungarn (20.45 Uhr im LIVETICKER) die nächste Chance, sich zu zeigen.
Das zuletzt praktizierte Jobsharing im Tor soll damit seinen Abschluss finden.
Nach einem „längeren“ Austausch mit Torwartcoach Andreas Kronenberg habe er sich dazu entschlossen, „Richtung März“ zwischen Baumann und Nübel „eher nicht mehr rotieren“ zu lassen, hatte Nagelsmann bereits am Freitag verkündet.
Nagelsmann will „nicht nur aus dem Bauch heraus“ entscheiden
„Das ist keine ganz leichte Entscheidung“, erklärte Nagelsmann am Montagabend auf der PK in Budapest. „Die sollte man auch nicht nur aus dem Bauch heraus treffen.“
Man müsse vieles berücksichtigen, „auch den Heilungsverlauf von Marc“, erklärte Nagelsmann. Der Torhüter des FC Barcelona erlitt Ende September einen Riss der Patellasehne und steht wohl erst in der kommenden Saison wieder zur Verfügung.
Hinsichtlich einer Entscheidung zwischen Baumann und Nübel wollte sich Nagelsmann am Montag noch nicht allzu sehr in die Karten blicken lassen. „Natürlich haben beide ein bisschen andere Voraussetzungen“, sagte der DFB-Coach und bezog sich damit auf den Altersunterschied von sechs Jahren.
Verschiedene Kriterien sind Nagelsmann wichtig
Der Faktor Erfahrung ist aber nur einer von mehreren. „Die Leistungen im Klub sind schon noch mal wichtiger, weil sie mehr Konstanz ausstrahlen, wenn sie gut sind“, erklärte Nagelsmann. Da haben sich beide Anwärter zuletzt verlässlich empfehlen können.
Neben den Trainingseindrücken beim DFB-Team fließen logischerweise auch die Leistungen auf dem Platz in die Bewertung mit ein.
„Natürlich hilft es, wenn du auch ordentlich spielst. Das hat Oli gemacht. Er hat sehr gut gespielt“, bewertete Nagelsmann Baumanns Leistung gegen Bosnien. „Es ist schon eine Auszeichnung für einen Torwart, wenn er da sein muss, dass er auch da war. Fußballerisch war das auch sehr gut.“
„Hoffe für beide, dass die Konstanz in der Liga bleibt“
Gleichzeitig stärkte er auch Nübel mit Blick auf das Spiel in Ungarn: „Alex wird das auch sehr gut machen. Daher wird die Entscheidung nicht leichter. Ich hoffe für beide, dass die Konstanz auch in der Liga bleibt.“
Vor dem Viertelfinale der Nations League im März will Nagelsmann dann eine Antwort auf die knifflige T-Frage gefunden haben. Bei Baumann, Nübel oder auch den anderen Kandidaten werde ihm „auf jeden Fall nicht angst und bange, dass wir bis Marc zurückkommt eine sehr gute Nummer 1 und Nummer 2, bzw. Nummer 2 und Nummer 1 haben“.