Julian Nagelsmann hat im Rückblick auf die Zeit vor der Heim-EM ein erstaunliches Eingeständnis gemacht. „Gerade im November-Lehrgang war ich schon sehr, sehr erschrocken“, berichtete der Bundestrainer im BR-Interview bei Blickpunkt Sport rückblickend auf die Spiele gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) Ende 2023.
Erstaunlicher Einblick von Nagelsmann
„Gegen die Türkei war ok, gegen Österreich war wirklich schlecht“, befand Nagelsmann und erzählte: „Da bin ich nach Hause gefahren und habe mit meiner Lebensgefährtin gesprochen und gesagt: Das ist außergewöhnlich, wie der ganze Staff sich fühlt nach solchen Spielen. Wie die ganze Mannschaft in der Kabine sitzt. Die waren wie geschlagene Hunde.“
Beim Bundestrainer hinterließ das großen Eindruck. „Das hat mich schon irgendwie niedergeschmettert“, erzählte er: „Weil ich dachte: Wir spielen Fußball und dürfen uns darüber unterhalten - und wir brechen total in Tristesse weg und spielen auch zwei so schlechte Spiele. Deswegen war ich dann schon stolz auf den gesamten Staff und die Mannschaft, dass wir es im Sommer so gut hinbekommen haben. Das Strahlen in den Spieleraugen zu sehen, das war schon sehr besonders.“
Nationalmannschaft soll für Selbstverständnis stehen
Jetzt will Nagelsmann Erfolg mit der Nationalmannschaft wieder zur Gewohnheit machen. „Das größte Wort, was nach der EM so prägnant war in unserem Team, war Selbstverständnis. Dass es ein Stück Normalität wird, dass wir Spiele gewinnen“, sagte der Bundestrainer über seine Ziele bis zur WM 2026.
"Es kann immer mal sein, dass man ein Spiel verliert. Das ist völlig klar", äußerte Nagelsmann: "Aber generell will ich, dass wir in den Bus einsteigen und zum Spiel fahren und jeder das Selbstverständnis hat: Na klar gewinnen wir heute, wir sind Deutschland, wir sind eine Fußballnation, wir gewinnen. Und es geht einfach nur über eine Konstanz."
Julian Nagelsmann spricht über Problem mit Spielern
Nagelsmann sprach auch über eine persönliche Veränderung als Trainer: „Ich galt ja oft so als unnahbar oder als einer, der nicht viel preisgibt - in Bezug zu den Spielern“, gestand der ehemalige Bayern-Coach ein.
Er habe sich selbst zwar nicht so gesehen - es habe aber Spieler im Verein gegeben, die ihn als einen Trainer wahrnahmen, „der jetzt mehr an der Taktik arbeitet als an den menschlichen Themen.“ Daher sei der Job als Bundestrainer für ihn perfekt gewesen, „weil ich die Seite des Trainerberufs noch ausbauen konnte, die ich vielleicht im Verein manchmal einen Tick zu kurz habe kommen lassen.
Bei der zurückliegenden Heim-EM war die deutsche Auswahl im Viertelfinale am späteren Sieger Spanien gescheitert. Bei der WM-Endrunde 2026 in den USA, Kanada und Mexiko soll nach dem Willen des Bundestrainers der Titel her.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)