In den Interviews nach dem Spiel rissen sich die Medienvertreter um Jamal Musiala und Florian Wirtz. Jeder wollte mit den beiden Shootingstars, die wieder einmal einen glänzenden Abend hinlegten, sprechen. Wirtz, der zwei Tore selbst und ein weiteres vorgelegt hatte und Musiala, der früh per Kopf traf. Das Duo war in Freiburg einfach nicht zu stoppen. Doch einer kam bei all dem Lob deutlich zu kurz: Kai Havertz.
Der geheime Bessermacher
DFB-Kimmich mit höchstem Lob an Havertz
„Mir geht der Kai in der Berichterstattung immer ein bisschen unter. Er macht das richtig gut. Die beiden sind schon spektakulär, aber auch den Kai sehe ich da auf einem Level“, meinte DFB-Kapitän Joshua Kimmich.
Und tatsächlich: Havertz agierte extrem mannschaftsdienlich, machte viele Läufe, ließ sich mehrmals tief fallen und setzte seine Mitspieler mehrfach gut in Szene. Darüber hinaus erzielte der 25-Jährige selbst einen Treffer und steuerte zwei Assists bei. Am Ende hätte er sogar noch ein paar mehr Treffer erzielen können.
Havertz beim FC Arsenal unverzichtbar
Genau das ist auch sein Problem. Er genießt unlängst den Ruf als genialer Fußballer, doch für einen echten Knipser halten ihn viele Beobachter nicht. Seine aktuelle Statistik zeigt aber etwas anderes: Beim FC Arsenal erzielte Havertz in dieser Spielzeit als Mittelstürmer wettbewerbsübergreifend schon sieben Tore und bereitete ein weiteres vor. Dass er unter Gunners-Coach Mikel Arteta in der laufenden Premier-League-Saison bislang in jedem Spiel über die gesamte Spielzeit auf dem Platz stand, unterstreicht seinen Stellenwert.
Nagelsmann ist überzeugt von Havertz
Ähnlich verhält es sich bei Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer ist seit jeher von Havertz überzeugt. Selbst als die Diskussion, Havertz oder Füllkrug, aufkam, blieb er ganz locker und stellte immer wieder die Qualitäten von Havertz heraus und vertraute auf seine Nummer 7. Unter Nagelsmann galt bisher: Wenn der Arsenal-Star fit ist, spielt er.
Auch seine neue Rolle als zentraler offensiver Mittelfeldspieler, umgeben von Musiala und Wirtz, scheint ihm zu gefallen. Der flexibel einsetzbare Offensivmann wusste in der Vergangenheit aber auch schon als Mittelstürmer zu überzeugen. „Kai kann sehr viel sehr gut. Und das auf verschiedenen Positionen. Ich nagele ihn nicht auf eine Position fest. Er wird viel auf dem Platz stehen, aber nicht immer auf der gleichen Position“, erklärte Nagelsmann auf der Pressekonferenz.
Havertz hält nichts von Mittelstürmer-Thematik
Havertz wird es am Ende egal sein, wo er zum Einsatz kommt. Ohnehin hält der gebürtiger Aachener wenig von der Diskussion um den klassischen Mittelstürmer, nach dem sich Fußballdeutschland, so scheint es, so sehr sehnt. „Wer im europäischen Fußball ist denn wirklich so ein klassischer Mittelstürmer? Erling Haaland vielleicht. Nicht einmal Harry Kane ist für mich einer. Er hat zwar einen tollen Abschluss, steht aber nicht einfach nur vorne in der Box und wartet auf den Ball“, sagte Havertz während der Heim-EM im exklusiven SPORT1-Interview.
Fakt ist: Havertz ist kein Vollblutstürmer á la Klose oder Völler. Doch in der Offensive ist er ein Genie, weil er nahezu alles beherrscht und seine Mitspieler besser macht – auch Wusiala. Beim Thema Effizienz ist vielleicht noch ein Lüftchen nach oben. Doch bei drei Scorer-Punkten in einem Spiel und einer so mannschaftsdienlichen Leistung wie am Samstagabend, darf man Kai Havertz, bei dem ganzen Hype um Wirtz und Musiala, auf keinen Fall vergessen.