Mitte der ersten Hälfte setzte Nico Schlotterbeck ein resolutes Zeichen. In Höhe der Mittellinie rauschte der Innenverteidiger ins Duell mit Brian Brobbey. „Das Vorwärtsverteidigen gehört natürlich zu seiner DNA“, sagte ZDF-Kommentator Oliver Schmidt.
Schlotterbeck begleicht alte Rechnung
Allerdings kam Schlotterbeck dabei einen Tick zu spät, sodass Schiedsrichter Slavko Vincic den BVB-Star zurückpfiff. Doch die Signalwirkung dieser Aktion blieb.
Denn der 24-Jährige, der im Abwehrzentrum von Bundestrainer Julian Nagelsmann den Vorzug vor Jonathan Tah erhalten hatte, wollte mit Blick auf das 2:2 in den Niederlanden vor einem Monat offenbar etwas geraderücken.
Schlotterbecks offene Rechnung mit Brobbey
Damals zahlte Schlotterbeck insbesondere vor dem zweiten Oranje-Treffer durch Denzel Dumfries Lehrgeld, als er sich von Vorbereiter Brobbey etwas zu einfach abkochen ließ.
Daher gab Schlotterbeck dem DFB-Schreck von Amsterdam beim Wiedersehen in München nun am Montagabend unmissverständlich zu verstehen: Heute wird es nicht so leicht!
Wie schwer es Schlotterbeck dem Angreifer von Ajax Amsterdam gemacht hat, verdeutlicht ein Blick in die Zahlen. 70 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der deutsche Innenverteidiger, ein sehr guter Wert für einen zentralen Defensivmann.
Brobbey macht keinen Stich
Brobbey nahm er dabei nahezu komplett aus dem Spiel. Der 22-Jährige kam nur auf zwölf Ballaktionen, gewann nur 40 Prozent seiner Zweikämpfe, blieb komplett ohne Torschuss und hatte nach 74 Minuten Feierabend.
Schlotterbeck war zudem im Aufbauspiel ein wichtiger Faktor fürs deutsche Team (SPORT1-Note: 2), brachte starke 90 Prozent seiner Zuspiele an den Mann und kurbelte insbesondere mit seinen präzisen Vertikalbällen das Offensivspiel an. Nebenbei bekam er noch den Assist für Jamie Lewelings entscheidenden Treffer zum 1:0-Endstand gutgeschrieben.
„Schlotti kam zu mir und hat gesagt, dass er im Abseits stand. Da hatte ich schon wieder Angst“, sagte Leweling, dessen erstes Tor in der Anfangsphase noch vom VAR kassiert wurde, im ZDF: „Zum Glück hat es diesmal gezählt.“ Schlotterbeck blieb in der Situation zudem aufmerksam, berappelte sich schnell, um die Schussbahn freizumachen.
Baumann lobt Vorderleute
Die Konzentration lag aber bis zum Schluss auf dem Kerngeschäft. Auch gegen Ende, als die Niederländer in einer Schlussoffensive den Druck nochmals erhöhten, half Schlotterbeck entscheidend mit, dass sechste Zu-Null-Spiel des DFB-Teams in diesem Kalenderjahr über die Zeit zu bringen.
„Die Qualität dieser Truppe ist brutal“, sagte Torhüter Oliver Baumann, der sein gelungenes Länderspieldebüt auch seinen Vorderleuten zuschrieb. Die Abwehr habe sehr viel wegverteidigt, sei extrem ballsicher und gierig gewesen. „Es hat richtig Spaß gemacht“, resümierte Baumann. „Wir haben viel rausgezockt. Jeder will bis zum Schluss verteidigen.“
Bittere Pointe für Schlotterbeck
Und auch noch tief in der Nachspielzeit steckte Schlotterbeck noch nicht zurück. Als es nach einem Foul des eingewechselten Waldemar Anton im Mittelfeld zu einer Rudelbildung kam, stürmte plötzlich Schlotterbeck heran, knöpfte sich Xavi Simons vor und redete auf ihn ein.
Schiedsrichter Vincic war es schließlich doch etwas zu viel, er zeigte beiden Gelb. Für Schlotterbeck war es eine Karte mit Folgen.
Er fehlt damit im kommenden Nations-League-Spiel gegen Bosnien-Herzegowina (16. November) und verpasst so die Chance, an alter Wirkungsstätte in Freiburg das nächste kämpferische Zeichen in der Nationalmannschaft zu setzen.