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Neue Rolle, altes Manko - die große Frage der Nationalmannschaft

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Neue Rolle, altes Manko - die große Frage der Nationalmannschaft

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Experimente endgültig beendet?

Bei der EM lautete die Frage noch: Kai Havertz oder Niclas Füllkrug? Nun hat Bundestrainer Julian Nagelsmann für beide einen Platz in der Startelf gefunden. Die neue Rolle scheint Havertz besser zu passen, doch ein Makel bleibt.
Die DFB-Elf zeigt sich voller Spielfreude beim Abschlusstraining in der Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena vor dem Duell mit der Niederlande. Mittendrin statt nur dabei: Co-Trainer Sandro Wagner.
Maximilian Lotz
Maximilian Lotz
Benjamin Zügner
Benjamin Zügner
Bei der EM lautete die Frage noch: Kai Havertz oder Niclas Füllkrug? Nun hat Bundestrainer Julian Nagelsmann für beide einen Platz in der Startelf gefunden. Die neue Rolle scheint Havertz besser zu passen, doch ein Makel bleibt.

Als sich Kai Havertz gegen Ungarn den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurechtlegte, fühlte sich ZDF-Kommentator Oliver Schmidt an die EM erinnert. Aus dem Spiel heraus habe es trotz vieler Chancen „auch heute nicht geklappt. Aber: Elfmeter! Da ist er ein Eisbär, der Kai Havertz“, meinte Schmidt – und schob noch hinterher: „Oder doch Latte zum Dritten? Wer weiß, wer weiß.“

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Der unrühmliche Aluminium-Hattrick blieb Havertz bekanntlich erspart. Stattdessen schob er den Ball cool wie ein Eisbär zum 5:0-Endstand rechts unten ins Eck. Nach einem Kopfball an die Unterkante der Latte im ersten Durchgang und einem Schuss an den Querbalken in der zweiten Hälfte feierte Havertz mit dem Elfmetertor doch noch sein Erfolgserlebnis.

Es war sein 19. Länderspieltor. Damit ist der Offensivstar des FC Arsenal nach dem Rücktritt von Thomas Müller im aktuellen DFB-Kader der Spieler mit den meisten Treffern. Eigentlich hätte Havertz gegen Ungarn anhand seiner Möglichkeiten schon die 20-Tore-Marke knacken können, mit fünf Torschüssen war er der abschlussfreudigste Spieler auf dem Feld. Doch erfolgreich war er nur vom Punkt.

Matthäus sieht „idealere Position für Havertz“

„Wichtig ist, dass er die Chancen hat“, beurteilte Lothar Matthäus Havertz‘ Leistung im Gespräch mit SPORT1 am Rande eines Interwetten-Termins. Zugleich verwies der Rekordnationalspieler auf Niclas Füllkrug: „Füllkrug hätte auch das eine oder andere Tor mehr machen können oder müssen.“

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Während der EM lautete die Frage stets: Füllkrug oder Havertz? Nun hat Julian Nagelsmann eine Startformation gewählt, in der beide ihren Platz finden. Havertz schlüpfte gegen Ungarn in die Rolle der hängenden Spitze hinter Mittelstürmer Füllkrug.

„Ich finde es die idealere Position für Havertz“, analysierte Matthäus. „Er ist kein Mittelstürmer und Deutschland hat es immer gutgetan, mit Mittelstürmer zu spielen. Das hat man auch gemerkt bei der Europameisterschaft, wenn Füllkrug reingekommen ist, hat das deutsche Spiel besser funktioniert. Da hatte man einen Wandspieler.“

Füllkrug-Einsatz gegen Niederlande fraglich

Für den Kracher gegen die Niederlande steht hinter Füllkrugs Einsatz jedoch noch ein Fragezeichen, wie Bundestrainer Nagelsmann auf der PK vor dem Nations-League-Spiel am Dienstag (20.45 Uhr im LIVETICKER) erklärte. Sollte Füllkrug ausfallen, könnte Havertz wieder in Spitze rücken. Auch Deniz Undav und Maximilian Beier wären Option als Neuner.

So könnte Havertz erneut hängend agieren. „Wenn wir dieses offensive Mittelfeld angucken, dann findest du auf der Welt vergleichsweise kein besseres. Wenn du Wirtz, Musiala und Havertz nebeneinander hast, dann ist das schon die allerhöchste Qualität, die eine Nationalmannschaft aufbieten kann - vielleicht mit Spanien zusammen“, urteilte Matthäus.

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Generell habe das Ungarn-Spiel laut Matthäus gezeigt, dass Havertz und Füllkrug in der Offensive harmonieren können. „Ich glaube, Havertz ist froh, dass er ein bisschen weiter zurück spielt“, ergänzte Matthäus.

In der Tat wirkt Havertz aufgrund seiner technischen Fähigkeiten als hängende Spitze etwas besser aufgehoben. „Er hat aber auch die Erlaubnis, noch vorne reinzustoßen. Deswegen hat er ja auch die Torchancen gegen Ungarn gehabt. Er wird seine Tore machen“, glaubt Matthäus.

Havertz zeigt zwei Gesichter

Bei Arsenal hat sich Havertz nach anfänglichen Problemen nach seinem Wechsel vom FC Chelsea mittlerweile als Stürmer etabliert. Vor allem in der Schlussphase der Vorsaison glänzte der Ex-Leverkusener mit neun Toren und sechs Assists in den letzten 14 Premier-League-Spielen. Und in dieser Saison hat er nach den ersten drei Spielen auch schon wieder drei Torbeteiligungen (zwei Tore, ein Assist) auf dem Konto.

Nur im DFB-Dress zeigt Havertz mitunter ein anderes Gesicht. Bei der EM gelang ihm aus dem Spiel heraus kein Tor, neben seinen beiden Elfmetertreffern gegen Schottland und Dänemark steuerte er noch eine weitere Torvorlage bei. Sein bislang letztes Tor aus dem Spiel heraus markierte er bei der EM-Generalprobe gegen Griechenland.

Seine Auftritte im Nationalteam sind häufig ein Auf und Ab. Geniale Momente und gute Ideen wechseln sich mit glücklosen Aktionen ab. Sinnbildlich dafür steht das EM-Achtelfinale gegen Dänemark, als er auf dem Weg zur tragischen Figur war - dann aber mit seinem verwandelten Elfmeter das Tor zum Viertelfinale aufstieß.

„Kai kommt deutlich schlechter weg in der öffentlichen Bewertung“, sagte Nagelsmann damals: „Er soll viel Raum für andere kreieren, das macht er herausragend. Intern ist er deutlich höher angesiedelt als in der Öffentlichkeit.“

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Nagelsmann stärkt Havertz

Indem er Havertz nun zum stellvertretenden Kapitän befördert hat, will Nagelsmann seinen Offensivstar weiter stärken. „Das tut ihm gut. Er ist ein schlauer Mensch, sehr reflektiert. Ich hoffe, dass er weiter an sich glaubt“, sagte der Bundestrainer nun.

Nach dem gescheiterten Experiment als linker Schienenspieler scheint Nagelsmann jetzt auch auf dem Platz die passende Position für Havertz gefunden zu haben. „Kai hat in den letzten zwei Jahren einen großen Schub gemacht. Er hat das Potenzial zur Weltklasse auf vielen Positionen.“

Havertz selbst sieht sich gereift. Er sei durch seine Zeit in England ein „komplett anderer Spieler geworden“, sagte er kürzlich der FAZ: „Früher, noch in Deutschland, war ich ein Spieler, der nicht so gerne Körperkontakt hatte, der nicht so viel in Zweikämpfe gegangen ist, da habe ich oft ein bisschen drumherum gespielt.“

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Mittlerweile sei das anders: „Ich hätte in jungen Jahren nie gedacht, dass so ein Spieler aus mir werden kann. Ich fühle mich selbstbewusster, stärker und schneller als vorher.“ Und vielleicht findet Havertz in seiner neuen Rolle im DFB-Team auch nachhaltig sein Glück.