Aleksandar Pavlovic gilt als eines der größten Talente im deutschen Fußball. Schon jetzt wird er mit Legenden wie Toni Kroos verglichen, dessen Rücktritt eine große Lücke in der deutschen Nationalmannschaft hinterlassen hat. Pavlovic hat sich nicht nur beim FC Bayern München, sondern auch in der DFB-Elf schnell integriert - doch wie passt er ins System und kann er tatsächlich das Erbe von Kroos antreten?
Der Furchtlose - mit einem Makel?
Die Suche nach einem Kroos-Nachfolger
Mit dem Rücktritt von Kroos nach der Europameisterschaft 2024 wurde das zentrale Mittelfeld der Nationalmannschaft neu aufgestellt. Der 34-Jährige war über Jahre hinweg die Schaltzentrale im Spiel des DFB-Teams (mit einer Pause zwischen EM 2021 und EM 2024), bekannt für seine präzisen Pässe, sein herausragendes Ballgefühl und seine ruhige Art, das Spiel zu lenken. Die Frage nach einem Nachfolger wurde schnell laut, und viele Experten waren sich einig: Ein direkter 1:1-Ersatz für Kroos dürfte schwer zu finden sein.
Pavlovic könnte aber genau der Spieler sein, der diese Lücke mittelfristig schließen kann. Der 20-Jährige bringt einige der herausragenden Fähigkeiten von Kroos mit - insbesondere die Passgenauigkeit. Seine Fähigkeit, präzise Pässe nach vorne zu spielen und gefährliche Situationen zu kreieren, erinnert stark an die Spielweise von Kroos. Mit 93,6 Prozent war Pavlovics Passquote in der Bundesliga-Saison 2023/24 die beste aller Mittelfeldspieler.
Der Vergleich mit Kroos ist sicherlich nicht ganz fair. Pavlovic bringt eigene Qualitäten mit, die ihn von seinem vermeintlichen Vorgänger unterscheiden. Er ist körperlich präsenter, dynamischer im Pressing und gleichzeitig ebenso ein ruhiger Spielgestalter, der durchaus das Potenzial hat, langfristig eine Schlüsselrolle im defensiven Mittelfeld der DFB-Elf einzunehmen.
Vom Balljungen zum Leistungsträger
Pavlovics Weg in die erste Mannschaft des FC Bayern und in die Nationalmannschaft liest sich wie eine Bilderbuchkarriere. Einst als Balljunge in der Allianz Arena aktiv, steht er heute als fester Bestandteil des Profikaders auf dem Platz. Sein Talent und seine unermüdliche Arbeitseinstellung brachten ihm schnell das Vertrauen von Ex-Trainer Thomas Tuchel und nun auch von Vincent Kompany ein. Innerhalb einer Saison etablierte sich Pavlovic als Stammspieler beim FC Bayern - ein bemerkenswerter Aufstieg.
Beim DFB konnte Pavlovic nun gleich bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz in der Nations League gegen Ungarn auf sich aufmerksam machen. Nach seiner Einwechslung in der 60. Minute fügte er sich nahtlos ins Spiel der Mannschaft ein und erzielte in der 77. Minute sogar sein erstes Tor im Nationaltrikot.
Bundestrainer Julian Nagelsmann zeigte sich nach dem Spiel gegen Ungarn im ZDF begeistert: „Er kam rein und war direkt sehr dominant. Er verkörpert schon viel von dem, was ich mir auf der Sechs vorstelle.“ Nagelsmann sieht in Pavlovic einen Spieler, der das Potenzial hat, das Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft nachhaltig zu prägen.
Die neue Mittelfeldachse: Groß, Andrich und Pavlovic
Gegen Ungarn stellte Nagelsmann Pascal Groß neben Robert Andrich als Kroos-Ersatz auf, der ähnlich wie der Weltmeister von 2014 als Ballverteiler den Takt vorgab, sich tief fallen ließ, um die Bälle aus der Abwehr zu holen. Besonders seine Fähigkeit, das Spiel von hinten aufzubauen, gab der Mannschaft nach dem Rücktritt von Kroos viel Stabilität. In diese Rolle könnte Pavlovic perspektivisch hineinwachsen, vorerst dürfte aber der Dortmunder gesetzt sein, da er diese Position derzeit mit großer Souveränität ausfüllt.
Neben Groß spielte Andrich, der als „Abräumer“ und aggressiver Balljäger gilt, eine wichtige Rolle. Andrich bringt körperliche Präsenz und Zweikampfstärke ins Mittelfeld, Eigenschaften, die Pavlovic zwar auch hat, aber noch ausbauen muss. In Kombination bieten Groß und Andrich eine starke Absicherung, die es Pavlovic ermöglicht, sich schrittweise in der Nationalmannschaft zu entwickeln, ohne gleich den Druck eines direkten Kroos-Ersatzes zu spüren.
Pavlovic selbst bringt neben seiner Passstärke auch viel Laufbereitschaft und taktisches Verständnis mit, was ihn zu einem idealen Partner für die beiden macht.
Angelo Stiller: Konkurrenz und Ergänzung für Pavlovic
Ein weiteres junges Talent, das die Zukunft der DFB-Elf im Mittelfeld prägen könnte, ist der Stuttgarter Angelo Stiller. Im Spiel gegen Ungarn feierte der frühere Bayern-Profi sein Debüt in der Nationalmannschaft. Ähnlich wie Pavlovic zeichnet sich Stiller durch seine Ballsicherheit und seinen Spielaufbau aus.
Beide Spieler stehen symbolisch für den Generationswechsel im deutschen Mittelfeld. Stiller und Pavlovic zeigten im Spiel gegen Ungarn, dass sie keine Angst haben, Verantwortung zu übernehmen. Beide forderten die Bälle, waren kreativ und mutig in ihren Aktionen – eine Eigenschaft, die in einer Mannschaft im Umbruch besonders wichtig ist. Nagelsmann lobte nach dem Spiel beide Spieler für ihre unerschrockene Spielweise und ihr Potenzial, in Zukunft tragende Rollen im DFB-Team zu übernehmen.
Dass Pavlovic beim Neuanfang eine zentrale Rolle spielen wird, sind sich SPORT1-Experte Mario Basler und der Ex-Gladbacher Christoph Kramer einig. Beide sehen in ihm großes Potenzial, langfristig eine tragende Rolle im DFB-Team zu spielen. Kramer lobte den Mittfeldspieler als „potenziellen Weltklasse-Sechser“, der in einer Ballbesitzmannschaft wie dem FC Bayern oder der DFB-Elf am besten zur Geltung komme. „Wenn das Spielfeld offener wird“, so schränkte der 33-jährige ein, „wird es mit dem Tempo irgendwann schwierig“.
Auch Basler ist überzeugt, dass er das Potenzial dazu hat: „Ich glaube, dass ein Pavlovic einen Toni Kroos ganz leicht ersetzen kann - nicht morgen, aber in den nächsten Jahren. Er entwickelt sich beim FC Bayern, er wird dort in eine Position hineinwachsen. Da sehe ich keine Gefahr, auch wenn Kroos natürlich im ersten Moment ein Verlust ist. Die Spieler im Kader haben schon gezeigt, wie sie das auffangen können“, so der Europameister von 1996 im STAHLWERK Doppelpass.
Der gebürtige Münchener selbst betont, dass es Zeit brauche, bis er voll in die Rolle hineinwächst: „Wenn so wichtige Spieler wegbrechen, wird es eine Zeit in Anspruch nehmen, bis sich eine neue Hierarchie gebildet hat“, gab er sich in einem Interview mit ran demütig.
Pavlovic als Teil eines neuen Mittelfeldgerüsts
Pavlovic steht am Anfang einer vielversprechenden Karriere im DFB-Dress. Er ist jedoch kein direkter 1:1-Ersatz für Kroos, sondern vielmehr Teil eines neuen Mittelfeldgerüsts um Spieler wie Groß, Andrich und Stiller.
Die Kombination aus Passstärke, Laufbereitschaft und taktischer Finesse machen ihn zu einem der spannendsten Spieler der kommenden Jahre. Sein Pflichtspieldebüt gegen Ungarn war vielversprechend, doch der Weg zum Stammspieler ist noch lang. Dennoch bringt er alle Voraussetzungen mit, um eine zentrale Säule im deutschen Mittelfeld zu werden - ähnlich wie es Kroos jahrelang war.