Erst am Mittwoch hatte Manuel Neuer verkündet, dass seine Karriere bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein Ende gefunden hat. Nun hat sich der langjährige DFB-Keeper erneut zu Wort gemeldet und mit einem emotionalen Brief via The Players Tribune an seine Fans gewandt. Er sei zwar eher der verschlossene Typ, aber er wolle erklären, was Deutschland für ihn bedeutet - wie es zu seiner Entscheidung kam.
Neuer gesteht: „Ich hatte Angst“
Es sei der richtige Zeitpunkt gewesen, sich zu verabschieden - auch wenn er die Europameisterschaft im eigenen Land am liebsten gewonnen hätte. In seinem Abschiedspost auf Instagram hatte Neuer noch mitgeteilt, dass ihn die Weltmeisterschaft 2026 zwar reizen würde und er sich körperlich gut fühle, aber voll auf den Vereinsfußball - „ganz auf den FC Bayern München“ - konzentrieren wolle.
Neuer offenbart: „Ich hatte Angst!“
In seinem Brief jetzt ließ Neuer tief blicken. Was waren die Beweggründe für seine Entscheidung? Man müsse bedenken, woher er komme. Genauer gesagt: „Noch vor 18 Monaten habe ich mich gefragt, ob ich jemals wieder Fußball spielen würde.“ Gemeint ist sein Unfall beim Skitourengehen: Neuer brach sich das Bein und fiel daraufhin monatelang aus.
Lange Zeit war ungewiss, ob der 38-Jährige jemals wieder zurückkehren würde. „Als ich ins Krankenhaus kam, wurde mir klar, dass es sich nicht nur um einen normalen Bruch handelte. Meine Zukunft als Fußballer war infrage gestellt“, offenbarte Neuer nun. Der Gedanke, dass seine unbändige Leidenschaft - der Fußball - in Gefahr sei, machte Neuer zu schaffen. „Ich hatte Angst! Ich glaube, jeder wäre an meiner Stelle verängstigt gewesen“, gestand er.
„Das ist ein Verbrechen gegen den Fußball“
Doch egal, wie schlimm es um ihn stehe, selbst mit 38 Jahren habe er noch „diese kindliche Leidenschaft für den Fußball“.
Wenn er einen Ball sehe, auch wenn dieser 20 Meter entfernt sei, „dann kann ich ihn einfach nicht liegen lassen. Das wäre ein Verbrechen gegen den Fußball.“ Seine Trainer würden zwar darüber lachen, „weil ich wie ein kleines Kind aussehe, das das Spiel gerade erst entdeckt hat. Aber, für mich war das schon immer so“, bekräftigte die Nummer eins im Tor beim FC Bayern.
Neuer sorgte für Waschmaschinen-Verschleiß
Neuer ist - und bleibt - Fußballer durch und durch. In dem Zusammenhang erzählte der frühere Welttorhüter eine kuriose Geschichte.
„Meine Mutter musste damals alle zwei Jahre die Waschmaschine austauschen, weil meine Klamotten so schmutzig waren, weil ich auf dem Sandplatz spielte, nach losen Bällen hechtete und nach Hause kam wie ein Hund, der sich im Schlamm gewälzt hatte“, beschrieb Neuer seine Passion.
Kuriose Postkarten-Aktion um Weltmeistertitel
Seinen größten Erfolg feierte Neuer mit dem Weltmeistertitel 2014 in Brasilien, auch wenn nicht immer alles ganz nach Plan lief.
Nach dem 2:2 im Vorrundenspiel gegen Ghana schrieb Neuer eine Postkarte an einen Freund in Deutschland - Inhalt: „Ich denke, wir werden früh aus dem Turnier ausscheiden. Mein Gefühl ist wirklich nicht das Beste. Aber, wir arbeiten hart.“ Eine Textnachricht hätte es wohl auch getan, doch Neuer befand, die Aktion habe einen gewissen Charme gehabt.
Und das Happy End blieb dem erfolgreichsten deutschen Torhüter der vergangenen Jahrzehnte nicht verwehrt. Als er nach dem Schlusspfiff im Finale mit dem Rest der Mannschaft auf dem Rasen stand, habe sich jede Sekunde wie eine Ewigkeit angefühlt - fast schon wie Schockmoment. „Bis heute muss ich daran denken und an all diese Momente, die mich dorthin geführt hatten.“
Wenig später verabschiedete sich Neuer noch ein letztes Mal. Er werde Fußball-Deutschland vermissen. „Danke für alles! Euer Torhüter, Manu“.