Der deutsche Fußball verabschiedet sich von einer seiner Legenden: Thomas Müller hat seine bemerkenswerte Karriere in der Nationalmannschaft beendet. Über 14 Jahre prägte er das Team und ist mit Sicherheit einer der bedeutendsten Nationalspieler der Geschichte.
Verhinderte Löw Müllers Rekord?
Dabei hätte Müllers Legendenstatus noch größer sein können - hat ihn eine Entscheidung von Joachim Löw um einen Rekord gebracht?
Thomas Müllers Reise im DFB-Team begann offiziell im Jahr 2010, als ihn der einstige Bundestrainer Löw erstmals in der A-Nationalmannschaft einsetzte. Doch Müllers Nationalmannschaftskarriere hätte bereits im November 2009 starten können. Damals wurde er für ein Testspiel gegen die Elfenbeinküste eingeladen, doch seine Teilnahme wurde zugunsten der U21-EM-Qualifikation verschoben.
Der Anfang einer Legende
Im März 2010 nahm Löw ihn dann in die Auswahl für die Weltmeisterschaft in Südafrika auf, wo Müller sein Debüt gegen Argentinien feierte. Das Turnier sollte für Müller zum internationalen Durchbruch werden: Mit fünf Toren und drei Vorlagen gewann er den Goldenen Schuh als Torschützenkönig.
Höhepunkt seiner Nationalmannschaftskarriere war zweifellos der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Müller erzielte bei dem Turnier fünf Tore und hatte maßgeblichen Anteil am vierten WM-Titel für Deutschland.
Unterm Strich stehen 131 Einsätze und 45 Tore. Doch trotz all seiner Erfolge blieb ihm ein Rekord verwehrt, der seinen Legendenstatus noch weiter untermauert hätte: der Titel des Rekordnationalspielers. Den trägt seit vielen Jahren bekanntlich Lothar Matthäus mit 150 Einsätzen.
Der Umbruch und die verlorenen Jahre
Im März 2019 kündigte Joachim Löw einen Umbruch in der Nationalmannschaft an und verabschiedete sich überraschend von drei langjährigen Leistungsträgern: Jérôme Boateng, Mats Hummels und eben Thomas Müller. Nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM in Russland und den schwachen Auftritten gegen die Niederlande und Frankreich in der Nations League sollte damit ein Neuanfang in der Nationalmannschaft eingeleitet werden.
Der Bayern-Star zeigte sich damals sichtlich enttäuscht und kritisierte die Art und Weise der Entscheidung. Er bezeichnete das Vorgehen des DFB als respektlos und die Entscheidung als zu endgültig.
Dieser Einschnitt kostete Müller wertvolle Länderspiele auf dem Weg zur damals für ihn noch erreichbaren Matthäus-Marke. Zwischen März 2019 und Mai 2021 verpasste Müller insgesamt 21 Länderspiele. Hätte er einen Großteil dieser Spiele bestritten, wäre der Rekord drin gewesen.
In der Liste der deutschen Spieler mit den meisten Länderspielen belegt Müller mit 131 Einsätzen nun den dritten Platz hinter Miroslav Klose (137) und Matthäus.
Zweimalige Rückkehr ins DFB-Team
Im Mai 2021 revidierte Löw seine Entscheidung und berief Müller und Hummels für die Europameisterschaft 2021 zurück in den Kader. Bei der EM 2021 spielte er in allen vier möglichen Partien, konnte das deutsche Ausscheiden im Achtelfinale gegen England jedoch nicht verhindern.
Nach der WM 2022 in Katar und dem erneuten Vorrunden-Aus wurde Müller von Löws Nachfolger Hansi Flick erneut nicht berücksichtigt und verpasste fünf weitere mögliche Einsätze.
Obwohl Müller nie offiziell seinen Rücktritt erklärt hatte, deuteten seine emotionalen Worte nach dem Spiel gegen Costa Rica einen Abschied an: „Es war ein Genuss“, sagte er. „Liebe Leute, vielen Dank. Wir hatten unglaubliche Momente. Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen, alles gegeben. Manchmal waren es Freudentränen, manchmal Schmerzen, die ich euch mit meinen Aktionen beschert habe. Ich habe es mit Liebe getan. Da könnt ihr euch sicher sein.“
Doch es sollten nicht seine letzten Länderspiele bleiben: Im September 2023, kurz vor Flicks letzter Nominierung, wurde Müller kurzfristig nachnominiert. Unter Julian Nagelsmann war er dann wieder fester Bestandteil der DFB-Elf. Bei der Heim-EM spielte er allerdings nur eine Nebenrolle und kam lediglich zweimal zum Einsatz.
Die Entscheidung von Löw, ihn zwischen 2019 und 2021 aus dem Kader zu streichen, hat ihn vermutlich den Titel des Rekordnationalspielers gekostet. Trotz dieser Lücke in seiner Statistik ist und bleibt Müller unumstritten eine der größten Legenden des deutschen Fußballs.