Eine Umfrage zur Zusammenstellung der deutschen Nationalmannschaft sorgt für mächtig Wirbel. Nun hat Julian Nagelsmann mit energischen Worten auf das kontroverse Thema reagiert.
ARD-Umfrage: Nagelsmann fassungslos
„Ich war schockiert, dass solche Fragen gestellt werden. Ich finde es rassistisch“, sagte Nagelsmann am Sonntagnachmittag in Herzogenaurach.
Es geht um eine repräsentative ARD-Umfrage für die Sendung „Sport Inside“. Jeder Fünfte (21 Prozent) gab dabei an, dass er es besser fände, wenn wieder mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft spielen würden. Zudem sagten 17 Prozent der Befragten, dass sie es schade fänden, dass der DFB-Kapitän Ilkay Gündogan türkische Wurzeln habe.
„Nie wieder so scheiß Umfragen“
Nagelsmann nannte die Fragestellungen „einen Wahnsinn“. Eine Fußballmannschaft könne schließlich „Vorbild sein, wie man verschiedene Kulturen und Hautfarben vereint und an einem gemeinschaftlichen Ziel arbeitet“.
Deutschland steht vor einer Heim-EM, betonte Nagelsmann: „Jeder, der top Fußball spielen kann, ist eingeladen, A-Nationalspieler zu sein und für sein Land alles zu geben. Ich hoffe, nie wieder so scheiß Umfragen zu lesen.“
Der Bundestrainer appellierte: „Wir müssen aufwachen! Es gibt unzählige Menschen in Europa, die flüchten müssen. Ich finde es Wahnsinn, wie verblendet wir da sind.“
Er selbst wolle keinen Spieler mit Wurzeln im Ausland missen, ergänzte der 36-Jährige. Vor Nagelsmann hatte sich auch schon Nationalspieler Joshua Kimmich geäußert. Die ARD hatte daraufhin mit einem Statement reagiert.
WDR-Sportchef Karl Valks erklärte darin: „Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation ‚Einigkeit und Recht und Vielfalt‘ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige ‚echte‘, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen. Daher haben wir mit unseren Kollegen von Infratest Dimap die Umfrage in Auftrag gegeben.“