Während die deutsche A-Nationalmannschaft zuletzt von einer Peinlichkeit in die nächste stolperte, gewinnen die U17-Junioren derzeit im fernen Indonesien die Herzen der deutschen Fußballfans.
Das sind die deutschen U17-Helden
Bei der U17-WM zog die Mannschaft von Trainer Christian Wück dank eines 7:5-Sieges nach Elfmeterschießen gegen Argentinien ins Endspiel (Samstag 13 Uhr im Liveticker) ein. Dann treffen die DFB-Junioren, bei denen mit Paris Brunner, Noah Darwich und Assane Ouedraogo alle drei Gewinner der Fritz-Walter-Medaille des Jahrgangs 2006 dabei sind, auf das französische Team, gegen das sie bereits im Sommer das EM-Endspiel gewonnen hatten.
Auf wen darf sich Fußball-Deutschland freuen? Und können die DFB-Youngster in ein paar Jahren auch die A-Nationalmannschaft wieder auf Vordermann bringen? SPORT1 stellt die hoffnungsvollsten Talente vor.
Max Schmitt (Torwart/FC Bayern München):
Der Stammkeeper der deutschen WM-Helden fehlte im Halbfinale und wurde glänzend von Konstantin Heide vertreten. Sollte sich Schmitt bis zum Finale auskuriert haben, dürfte er in den Kasten zurückkehren. Der 17-Jährige trägt das Trikot des FC Bayern und verlängerte seinen Vertrag im vergangenen Juni bis 2026. Bereits beim EM-Titel der deutschen U17-Junioren war Schmitt einer der großen Stützen.
Der 1,89 Meter große Torhüter kam im Sommer 2017 zu den Bayern und durchlief seitdem sämtliche Jugendmannschaften der Münchner. In der laufenden Saison steht er in Bayerns U19 im Kasten und kam auch zwei Mal in der Youth League zum Einsatz.
Finn Jeltsch (Abwehr / 1. FC Nürnberg)
Im Halbfinale sorgte der 17-Jährige für den einzigen deutschen Fehlschuss im Elfmeterschießen, welcher aber ohne Konsequenz blieb. Ansonsten glänzt der Innenverteidiger in der deutschen U17-Auswahl als Abwehrchef. Auch im Verein geht der junge Mann aus Neuendettelsau als Führungspersönlichkeit voran.
Die U19 des 1. FC Nürnberg führt Jeltsch trotz seines jungen Alters als Kapitän aufs Feld. Und auch im Profikader der Franken war er schon zu finden. Auf seinen ersten Einsatz in der 2. Bundesliga wartet er zwar noch vergebens, seinen ersten Profivertrag hat er jedoch erst kürzlich unterschrieben.
Seine Bedeutung für die deutsche U17-Auswahl hatte er vor allem beim hart umkämpften 1:0-Sieg im Viertelfinale gegen Spanien unter Beweis gestellt. Mit seiner Leistung war er maßgeblich am knappen Erfolg beteiligt, weswegen die FIFA auch nicht Torschütze Brunner zum „Man of the Match“ kürte, sondern Verteidiger Jeltsch.
Noah Darvich (Mittelfeld / FC Barcelona):
Sein Ruf als möglicher kommender Superstar eilt dem deutschen Teenager voraus. Als der 17-Jährige im Sommer aus Freiburg zum FC Barcelona wechselte, bedauerte SC-Coach Christian Streich die Entscheidung des Youngsters. „Die Jungen haben ja unzählige Vorbilder in finanzieller Hinsicht und in allem. Wenn so ein 16-Jähriger sieht, was die ganze Zeit im Fußball abgeht, wie soll er da einen klaren Kopf behalten?“
Darvich, der die deutsche U17 bei der zum EM-Titel führte, überragt mit seiner feinen Technik, einem hohen Grad an Spielintelligenz, der eleganten Ballführung. Seine Haken mit dem starken linken Fuß sind kaum zu verteidigen für die gegnerischen Abwehrspieler. Auch wenn man mit derlei Vorhersagen vorsichtig sein muss: Dem Regisseur wird zugetraut, künftig auch in der A-Nationalmannschaft eine tragende Rolle zu spielen.
Bilal Yalcinkaya (Mittelfeld / Hamburger SV):
Der 17-Jährige vom Hamburger SV wurde nur nachnominiert, wusste jedoch auf Anhieb zu überzeugen. Nach seinem Tor in der Gruppenphase gegen Neuseeland traf er auch im Achtelfinale gegen die USA - und das nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung zum 3:2-Sieg.
Der Youngster wurde schon beim HSV für seine vielversprechende Entwicklung in der U19 belohnt und kam beim Spiel gegen Kiel am 11. November zu seinem Kader-Debüt bei den Profis. Kein Wunder, dass Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch ins Schwärmen gerät. „Bilal ist hochtalentiert, technisch stark, besitzt eine tolle Schusstechnik. Zudem ist der Junge laufstark. Und er hat das Spiel verstanden. Er bringt alles mit, um später die Chance auf Profifußball zu haben.“
Assan Ouédraogo (Mittelfeld / FC Schalke 04):
Um Schalkes Wunderknabe ist zuletzt ein regelrechter Hype entstanden. Der 17 Jahre alte Mittelfeldspieler ist der mit Abstand wertvollste Spieler im deutschen U17-Kader. Kein Wunder: Bereits bei seinem Profidebüt bei Schalke 04 erzielte er einen Treffer und spielte sich fortan in die Stammelf der Knappen. „Durch Martin Max war ich über die Entwicklung von Assan immer auf dem neusten Stand“, verriet Schalke-Ikone Olaf Thon damals bei SPORT1. „Er bringt alles mit, Spielintelligenz, Schnelligkeit, Teamfähigkeit, Torgefährlichkeit und er kann den finalen Pass spielen.“
Allerdings muss Ouédraogo zunächst die Füße stillhalten: Wegen eines Syndesmoserisses im rechten Fuß fehlt der Teenager nicht nur im WM-Finale, sondern auch im Jahresendspurt seiner kriselnden Schalker. Weil in seinem bis 2027 laufenden Vertrag offenbar eine Ausstiegsklausel im kommenden Sommer verankert ist, sollen etliche Top-Vereine bei seinem Management angeklopft haben.
Paris Brunner (Sturm / Borussia Dortmund):
Vom bösen Buben zum WM-Helden: Der Dortmunder Youngster schoss die deutsche U17 beim Halbfinalsieg gegen Argentinien fast im Alleingang ins Endspiel. Seinem Doppelpack in der regulären Spielzeit ließ er den entscheidenden Strafstoß beim Elfmeterkrimi folgen. Dabei waren sie bei den Schwarzgelben vor einigen Wochen gar nicht gut auf ihr großes Sturmtalent zu sprechen. „Aus disziplinarischen Gründen“ suspendierte ihn die Borussia für einige Spiele, wodurch auch seine WM-Nominierung auf der Kippe stand. Der deutsche U19-Trainer Christian Wück berief Brunner dennoch – und dürfte seine Entscheidung nicht bereut haben.
Dass der BVB dem 17-Jährigen eine neue Chance gibt, dürfte auch an seiner eindrucksvollen Bilanz liegen: In acht Partien mit der U19 kam der Mittelstürmer auf zehn Tore. Und auch die mit guten Stürmern zuletzt nicht gerade gesegnete A-Nationalmannschaft darf darauf hoffen, dass Brunners Entwicklung in diesem Tempo weitergeht
Max Moerstedt (Sturm / TSG Hoffenheim):
Einer, der die deutsche Stürmerkrise ebenfalls beenden könnte, ist Hoffenheims Angreifer Max Moersted. In fünf von sechs Spielen stand er in der Startelf des DFB-Teams und erzielte dabei vier Tore. Im Halbfinale am Dienstag traf er beim Stand von 2:2 zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung für Deutschland.
Moerstedt stach in der Vorsaison in der U17 der TSG Hoffenheim mit 22 Toren und zehn Vorlagen in 28 Partien hervor. Die Kraichgauer zogen den 17-Jährigen inzwischen schon in die U19 hoch - und auch dort glänzt er mit seinen Leistungen. In 20 Spielen erzielte er 20 Tore und bereitete fünf weitere Tore vor. Dass sein Abenteuer beim FC Bayern (zwischen 2019 und 2021) keine Erfolgsgeschichte wurde, daran hatte die Coronakrise maßgeblichen Anteil. Im schier endlosen Lockdown wurde es für den zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alten Moerstedt ohne Familie in München immer schwieriger, so dass er zurück in den Kraichgau wechselte.
Robert Ramsak (Sturm / FC Bayern München)
Der 17-Jährige steht etwas im Schatten von Moerstadt. Bekommt er jedoch seine Chance, ist er da. Im letzten Gruppenspiel, der Achtelfinaleinzug stand da bereits fest, beförderte Bundestrainer Christian Wück unter anderem Ramsak in die Startelf. Der Akteur vom FC Bayern dankte es ihm mit einer Gala-Vorstellung. Beim 3:0-Sieg gegen Venezuela erzielte er zwei Treffer selbst und legte ein weiteres Tor vor.
Auch gegen Argentinien war er in der entscheidenden Phase zur Stelle. Im Elfmeterschießen an Position zwei für Deutschland an den Punkt tretend, brachte er das DFB-Team mit seinem Treffer 2:0 in Führung. Auch im Verein stellt er seine Treffsicherheit unter Beweis. In der U19-Bundesliga Süd/Südwest kommt er aktuell in zehn Spielen auf fünf Tore und zwei Assists. In der UEFA Youth League steht bei drei Einsätzen ein Treffer zu Buch.
Damit scheint der Mittelstürmer alles mitzubringen, in die Fußstapfen von Thomas Müller zu treten. Zumindest scheint man ihm das in München zuzutrauen, wo er wegen seiner Variabilität bereits mit dem Münchner Urgestein verglichen wird. Dieses Talent wurde auch im Ausland bemerkt. Laut kroatischen Medienberichten hat sich Hajduk Split nach einer Verpflichtung zur kommenden Saison erkundigt. Dann läuft der Vertrag Ramsaks, dessen Vater Kroate ist, aus.