Felix Magath weiß nach dem nächsten enttäuschenden Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft überhaupt nicht, wo er mit seiner Kritik anfangen soll. „Es fehlt überall“, sagte der dreimalige Bundesliga-Meistertrainer bei Sky, „der eine sagt Verteidiger, der andere Stürmer. Der Dritte spricht den Innenverteidiger an und der letzte beschwert sich, dass wir keinen Sechser haben. Und jeder hat irgendwo ein bisschen recht.“

Beim 0:2 am Dienstag in Wien gegen Gastgeber Österreich gefielen Magath auch die Personalentscheidungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht: „Wenn ich als Trainer will, dass meine Mannschaft kämpft, dann stelle ich auch mal einen Spieler auf, der robust ist und dazwischen haut. Und eben nicht nur Spieler, die technisch gut sind und den Ball laufen lassen.“

Magath: „Was sollen die Spieler dann denken?“

Insbesondere der Einsatz von Kai Havertz, den Nagelsmann vom Offensiv- zum Schienenspieler gemacht hatte, kritisierte Magath deutlich: „Wir reden von der Defensive, aber stattdessen stellen wir einen Stürmer als Verteidiger auf. Was sollen die Spieler dann denken? Ich glaube, dass die Spieler ein bisschen durcheinander sind, weil das, was ihnen gesagt wird, sich dann in den Entscheidungen nicht wiederfindet.“

Nagelsmann experimentiere, „auch wenn er das anders benennt“. Das deutsche Team brauche nun aber keine Experimente, „sie braucht dringend Sicherheit, Kompaktheit, Stabilität, sie muss sich Selbstvertrauen erspielen, das in diesem Jahr verloren gegangen ist“.

Er befürchte, dass die DFB-Stars die taktischen Vorgaben ihres Trainers nicht verstehen würden: „Ich glaube, dass es ein Problem für die Spieler ist, was sie hören und was dann passiert. Die Spieler sind sich nicht klar über ihre Aufgabe, über ihre Position. Es kann ja nicht eingespielt sein. Die Spieler hat das überfordert.“

Als Positivbeispiel nannte Magath den Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Frankreich (2:1), bei dem Rudi Völler für ein Spiel den Trainerjob übernommen hatte: „Er hat taktisch nicht irgendetwas Besonderes machen wollen, sondern einfach die Defensive stabilisiert. Dann hat er sie spielen lassen. Das hat auch ganz gut geklappt.“

Er habe gedacht, so Magath weiter, nach der Niederlage gegen die Türkei (2:3) komme „eine Reaktion auf die Partie in Berlin, aber da war nichts mit Reaktion, sondern im Grunde weitere 90 Minuten von dem Spiel zuvor.“

Magath-Urteil: „Sind nicht konkurrenzfähig“

In einem Gastbeitrag beim Hamburger Abendblatt zog er ein ernüchterndes Fazit: „Im Augenblick, das muss ich so klar sagen, sind wir nicht konkurrenzfähig“.

Magath, der von SPORT1-Experte Stefan Effenberg vor der Ernennung Nagelsmanns selbst als möglicher Bundestrainer ins Spiel gebracht worden war, nahm auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht.

„Das Hauptübel ist, dass man beim DFB nicht bereit ist, tatsächlich mal eine Analyse zu machen“, kritisierte der frühere Nationalspieler bei Sky: „Unser ehemaliger Bundestrainer hat gesagt, er übernimmt die Verantwortung, ist dann aber erstmal sechs Wochen in den Urlaub gefahren. Es gibt, so glaube ich, heute noch keine richtige Analyse.“

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