Deutschland hat gegen die Türkei die erste Niederlage unter Julian Nagelsmann (2:3) kassiert.
„Sie tun sich gegenseitig nicht gut“
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus legte sich nach der Partie bei RTL fest und erklärte: „Gündogan und Kimmich passen auf der Doppelsechs nicht zusammen, weil sie sich zu ähnlich sind. Sie tun sich gegenseitig nicht gut, wenn sie so nah zusammenspielen.“ SPORT1 fasst die Stimmen zum Spiel bei RTL und in der Mixed Zone zusammen.
Matthäus kritisiert Nagelsmann: „Dachte, Ausprobiererei ist vorbei“
Lothar Matthäus (Rekordnationalspieler): „Julian Nagelsmann hat seine Idee, die hat er auch erklärt. Aber ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei, nachdem Hansi Flick beurlaubt wurde. Wir haben es nach der Weltmeisterschaft immer wieder gesagt: 4 -2 -3- 1 , das sollte das Grundsystem der deutschen Nationalmannschaft sein.“
... über die System-Probleme: „Natürlich hat man als Bundestrainer mal eine Idee und sieht einen Spieler da, wo ihn viele nicht sehen – so wie heute Kai Havertz links hinten. Er war aber sehr offensiv ausgerichtet - und dann war es wieder die Dreierkette, die die deutsche Mannschaft nicht beherrscht. Wenn ich heute die Vierer (Dreier-) kette anschaue, dann haben sie noch nie so zusammen gespielt. Da ist man nicht eingespielt, da ist keine Abstimmung da. Viele Räume in der Defensive sind frei, viele Stellungsfehler passieren, wie beim 1:1 als Leroy Sané nicht rechtzeitig zurückkommt.“
... über die Sechser: „Gündogan und Kimmich passen auf der Doppel-Sechs nicht zusammen, weil sie sich zu ähnlich sind. Sie tun sich gegenseitig nicht gut, wenn sie so nah zusammenspielen.“
Nagelsmann angefressen: „Ein paar sind nicht an die Grenze gegangen“
Julian Nagelsmann (Bundestrainer): „
... über das erste Gegentor: „Henrichs verteidigt sehr aktiv nach vorne, dadurch ist der Rücken zum Tor sehr frei. Es ist am Ende ein zu einfaches Gegentor. Wir wollen auf den Ballgewinn gehen, wo es keinen Ballgewinn gibt. Wir haben gar keinen Druck auf den Ballführer, was aber auch nicht schlimm ist, weil er noch in der eigenen Hälfte steht. Dann wollen wir nach vorne verteidigen, wo es nicht geht und geben den Raum, der für den Gegner interessant ist, preis. Das sind aber taktische Dinge.“
... über Mentalitätsprobleme: „Das andere ist die Emotionalität, die hatten wir nicht auf allen Positionen. Viele haben es sehr gut gemacht, einige sind aber nicht an die Grenzen gegangen, um zwingend zu gewinnen. Das war in der zweiten Halbzeit viel besser. Da waren wir viel emotionaler und hatten viele Chancen. Die hatten wir aber auch schon in den ersten zehn Minuten, wo wir das Spiel schon zumachen können. Gerade ab der 25. Minute bis zur Pause haben wir nicht so viel gemacht.“
über die riskante Aufstellung: „“Finde ich nicht. Kai Havertz hat ein herausragendes Spiel gemacht, das war die einzige Personalie, die vielleicht ein bisschen tiefer gespielt hat, als sonst. Er war wahrscheinlich heute unser bester Mann.“
über die Doppel-Sechs Kimmich + Gündogan: „Fußballerisch hat mir das sehr gut gefallen. Wenn es dann so emotional wie heute wird, mit guten Sechsern und Zehnern, dann müssen wir sehr clever verteidigen. Das müssen wir sicher – abhängig vom Gegner anpassen.“
... über den Elfmeter: „In meinem Verständnis für Fußballregeln ist es immer schön, wenn man bewertet, ob in der Mitte ein Spieler steht, der den Ball nur ins Tor drücken muss. Das ist kein Elfmeter, auch wenn ich weiß, dass international die Regel nochmal schärfer ausgelegt wird.“
... über das Duell am Dienstag: „Österreich ist fußballerisch besser als die Türkei, sie haben Spieler von größerer internationaler Erfahrung. Trotzdem bringen sie diese extreme Emotion rein, was durch den Fußball, den Rangnick sehen will, noch gefördert wird. Es muss bei jedem Spiel von uns so sein, dass er das Emotionsniveau seines Gegenspielers erreicht. Dann wird sich die größere Qualität in den meisten Spielen durchsetzen.“
Gündogan: „Haben wahrscheinlihc erwartet, dass es von alleine geht“
Ilkay Gündogan (Kapitän Deutschland): „Wir wurden zu lethargisch, ich weiß nicht, ob wir dachten, dass es von alleine wird. Wir sind richtig gut ins Spiel reingekommen, hatten nach dem 1:0 noch ein, zwei richtig gute Chancen.“
... über die Probleme nach dem 1:0: „Dann waren wir nicht mehr zielstrebig genug, haben uns nicht mehr ordentlich bewegt im Ballbesitz. Die Türken haben es gut gemacht im Mann-gegen-Mann, wir haben die Lösungen nicht gefunden. Auch gegen den Ball war das nicht der Druck, den wir eigentlich erzeugen wollten - gerade auf deren Innenverteidiger. Wir haben sie mit dem Ball spielen lassen, auch in unserer Hälfte und waren nicht aggressiv genug. Dann machen sie die Tore - auch nach Fehlern von uns, das muss man ehrlich gestehen. Dann wird‘s schwer, egal gegen wen, zurückzukommen.“
... über Deutschlands Probleme: „Wir waren einfach zu passiv. Gerade, wenn man nach drei Minuten in Führung geht. Eigentlich ist das Selbstvertrauen dann größer. Dann haben wir aber wahrscheinlich erwartet, dass es von alleine geht. Vielleicht war es ein zu guter Start ins Spiel. Wir haben nicht mehr diesen Druck auf ihren Spielaufbau erzeugen können. Wenn du das nicht schaffst, dann kommst du ständig zu spät und am Ende waren wir immer einen Schritt zu weit weg. Ich glaube, dass wir es in der zweiten Halbzeit besser gemacht haben. Aber es fühlt sich an, als hätten wir das Spiel in der ersten Halbzeit verloren.“