Sechs Niederlagen, zwei Unentschieden, drei Siege. Nach der Katastrophen-WM 2022 sollte alles besser werden. Bis auf wenige Hoffnungsschimmer, wie das 2:1 gegen Frankreich oder das 3:1 gegen die USA, wurde alles schlechter.
Beängstigend!
Lachnummer statt Weltspitze! Mehrfach vorgeführt und gedemütigt, diesmal von Österreich – und das übrigens schon vor dem Frust-Platzverweis von Leroy Sané zu Beginn der zweiten Halbzeit.
Der Auftritt in Wien? Beängstigend! Er machte einmal mehr deutlich: Auf dem Platz steht keine Einheit, die füreinander kämpft, sondern eine leblose Ansammlung von Einzelspielern, die mit sich selbst beschäftigt sind oder zum Teil sogar den Eindruck hinterlassen, als würden sie beim DFB in den Urlaubsmodus schalten – zusätzlich verunsichert von einer konfusen taktischen Herangehensweise.
Viele altbekannte offene Fragen
Man fragt sich: Warum setzt Julian Nagelsmann mehrere Spieler auf Positionen ein, auf der ihre Stärken nicht am besten zur Geltung zu kommen? Wieso gibt es keine klare Grundordnung mit einer klaren Aufgabenverteilung?
Hinzu kommen weitere Fragen, die sich schon unter seinem Vorgänger Hansi Flick stellten: Wer ist eigentlich der Abwehrchef? Wer der Anführer im Mittelfeld? Und was hat die Offensive noch zu bieten, wenn begnadete Einzelkönner wie Sané mal nicht auf ihr Top-Level gelangen oder, wie im Fall von Jamal Musiala, ausfallen?
Kein funktionierendes System, keine funktionierende Achse = kein Erfolg, keine Euphorie. Das einzig Positive: Bis zum EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni sind es noch sieben Monate. Sieben Monate, in denen Lösungen hermüssen.
Defensive Stabilität hat Priorität
Ein alte Fußball-Weisheit besagt: Eine gute Offensive gewinnt Spiele, eine gute Defensive gewinnt Titel. Mag sein, dass das DFB-Team schon bessere Abwehrspieler hatte als aktuell. Aber die fatale Bilanz von nur drei Zu-Null-Spielen in 23 Einsätzen seit Anfang 2022 (gegen Israel, Oman und Peru) ist vor allem auf fehlende Kompaktheit, Abstimmung und Disziplin zurückzuführen.
Hier muss der Bundestrainer jetzt ansetzen – anstatt seinem Team in aller Öffentlichkeit das Verteidigen abzusprechen. Solche Aussagen werden Nagelsmann nicht helfen.
Er muss das Feuer in seinen Spielern wecken. Experimente Experimente sein lassen. Und Urlauber aussortieren. Sonst wird die Heim-EM kein Sommermärchen, sondern ein Sommeralbtraum.