Gelungenes DFB-Debüt für Julian Nagelsmann! Mit 3:1 gewann die deutsche Nationalmannschaft unter der Regie ihres neuen Bundestrainers gegen die USA. Sportchef Rudi Völler glücklich: „Das macht Lust auf mehr!“
Das fiel beim Nagelsmann-Debüt auf
Was fiel bei der Nagelsmann-Premiere spielerisch auf? SPORT1 liefert drei Beobachtungen aus Hartford!
1) Viele positive Aspekte – aber auch eine Sorge
Fußballerisch lief vieles, aber noch nicht alles nach Plan – kein Wunder nach nicht einmal einer gemeinsamen Trainingswoche. An „Basics“ wie Einsatz, Leidenschaft, Mut oder Kampfgeist mangelte es nicht, wie Nagelsmann zufrieden festhielt.
„Die Nationalmannschaft ist kein Alltag, sondern Passion und Leidenschaft, die will ich sehen und das war gut“, bilanzierte der Coach.
Was jedoch in Halbzeit eins auffiel: Die Nagelsmann-typische und mit einigen Nebenrisiken verbundene Herangehensweise, hoch zu verteidigen, kann gegen noch flinkere und technisch noch bessere ausgebildete Gegner gehörig in die Hose gehen.
Denn wird die erste Pressinglinie einmal überspielt oder ist das Offensivspiel bei eigenem Ballbesitz zu fehlerhaft oder hektisch, drohen mehrere Situationen zu entstehen wie in Hälfte eins gegen die USA.
Deshalb stellte Nagelsmann zur Pause auch ein wenig um, veränderte das Anlaufverhalten der Offensivspieler.
„Wenn die Räume groß sind, wenn man hoch verteidigt, kommt das vor“, sagte Rückkehrer Mats Hummels mit Blick auf die nicht ganz sattelfeste Defensiv-Performance in den ersten 45 Minuten. „Es hat zwei, drei Mal gebrannt im Sechzehner, aber es sind nicht so viele Großchancen daraus entstanden. Trotzdem war eine leichte Anpassung, die wir in der Halbzeitpause vorgenommen haben, eine gute Maßnahme!“
Nagelsmann: „Es war nicht alles perfekt, aber das ist gut – ich arbeite gerne!“
2) Ein Qualitätsproblem bleibt
Andererseits bleibt ein trainerunabhängiges Problem: Auf den Außenverteidiger-Positionen fehlt die Top-Qualität! Das gegen Frankreich sehr gut aufgegangene Experiment mit Jonathan Tah hinten rechts funktionierte gegen die USA nicht – auch wenn seine taktische Rolle vorsah, bei Ballbesitz eher in einer Dreierkette zu agieren.
Der Leverkusener Profi sah beim ersten Gegentor nicht gut aus und zeichnete sich für keine einzige Offensivaktion (0 Dribblings, 0 Torschussvorlagen) verantwortlich. Und auch sein offensiver agierender Kollege auf der linken Seite, Robin Gosens, tat sich lange schwer, ehe er zumindest den Führungstreffer durch Niclas Füllkrug zum 2:1 vorbereitete.
Gerade sein Verhalten im offensiven Eins-gegen-Eins sowie seine Flanken waren aber stark verbesserungswürdig.
3) Wirtz muss sich noch finden
Auch die Offensive hat noch Luft nach oben. Chancenverwertung, Abstimmung, Entscheidungsfindung – all das muss die Nagelsmann-Elf noch verbessern, wenn sie bei der Heim-EM eine tragende Rolle spielen möchte. Drei Spieler machen aber viel Freude und müssen in ihrer aktuellen Verfassung gesetzt sein: Jamal Musiala, Ilkay Gündogan und Leroy Sané.
Das Trio versprühte im Pratt & Whitney Stadium nicht nur Spielwitz, sondern setzte auch nach Ballverlusten stark nach und vernachlässigte die Rückwärtsbewegung nicht – gerade Kapitän Gündogan, der sich auf der Doppelsechs zusammen mit dem zuverlässigen Pascal Groß gut ergänzte.
„Ilkay hat ein überragendes Spiel gemacht, er wollte jeden Ball, war auch defensiv gut“, schwärmte Nagelsmann. Einer, der im Vergleich ein wenig abfiel, war Florian Wirtz.
Der Leverkusener (11 Länderspiele/0 Tore/3 Vorlagen) muss sich sowohl im Gesamtgebilde als auch in Kombination mit seinen Offensivpartnern noch etwas finden – speziell mit Musiala. Der Bayern-Star machte nach dem Spiel aber unmissverständlich klar: „Ich liebe es, mit Flo zu spielen. Mit ihm auf dem Platz fühle ich mich immer wohl!“